Andreas Scharf stieß als Letzter des Trios zum Team Kuhn. Die Einführungsrede des Stadtoberhaupts hatte der 57-Jährige lediglich als politisch interessierter Cannstatter zur Kenntnis genommen. Doch wenige Tage später erhielt der parteilose Bürger eine Einladung zum Essen mit dem Redner. Klar, dass es nicht darum ging, über den VfB zu plaudern: Kuhn diskutiert vornehmlich über die Bayern, und Scharf hat keine Ahnung von Fußball. Der Termin kam zum richtigen Augenblick, erinnert sich der dann rasch zum Pressesprecher der Stadt und zum Amtsleiter gewählte Journalist, der nicht nur für die Rathauspostille verantwortlich zeichnet, sondern auch für die Internetkommunikation, und auch für die Vergabe von Druckaufträgen und Projektentwicklung zuständig ist; denn nur wenige Wochen später, und seine Beratertätigkeit im kommunalpolitischen Dunstkreis hätte ein Engagement im Rathaus verhindert. Zuvor war er übrigens als Nachfolger des umstrittenen Stuttgart-21-Sprechers Wolfgang Dietrich im Gespräch gewesen, als die Bahn noch beabsichtigte, die Öffentlichkeitsarbeit des Projekts auf eine andere Grundlage zu stellen.

 

„Ich mache nur, was mir Spaß macht“, beteuert Scharf, der nach dem Ende seiner Tätigkeit bei „Reader’s Digest“ ein ganzes Jahr durch Deutschland gereist war und deshalb der einzige im Rathaus sein dürfte, der bei der Erwähnung der Stadt Wolfenbüttel ein Kurzreferat über die dortige Herzog-August-Bibliothek zu halten vermag. Die Entscheidung, für die Stadt und für Kuhn (was nicht dasselbe ist) zu sprechen und zu schreiben, will er am Ende seines ersten Jahres als Amtsleiter nicht bereut haben, was sicher auch daran liegt, dass ihn der OB nicht vor der Tür stehen lässt, wenn Anfragen als dringlich eingestuft sind.

Den kurzen Draht sieht er als Vorteil – siehe Fernsehturm oder Tierheim. „Ich habe versucht, Fettnäpfchen zu meiden“ sagt der Journalist, der nach dem Seitenwechsel mit unvermeidbaren leichten Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Die Tage und vor allem die seltenen Kneipengespräche mit dem OB, den er noch aus seiner Korrespondententätigkeit im baden-württembergischen Landtag kennt, empfindet er als ebenso lehrreich wie unterhaltsam. Fritz Kuhn kann offenbar aber auch auf stur schalten, berichten die Drei von der Schaltstelle: „Beim Mittagessen will er partout nicht über Amtsgeschäfte sprechen.“