Tapfer hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Dienstagmorgen die traditionellen Froschkutteln zur Frühstückszeit bei der Narrenzunft Gole in Riedlingen verspeist. "Selbst wenn sich's dreht, muss ich na schlucke", so Kretschmanns trockener Kommentar.

Tapfer hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Dienstagmorgen die traditionellen Froschkutteln zur Frühstückszeit bei der Narrenzunft Gole in Riedlingen verspeist. "Selbst wenn sich's dreht, muss ich na schlucke", so Kretschmanns trockener Kommentar.

 

Riedlingen - Die ersten Viertele haben viele der Riedlinger Narren bereits intus, als Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Städtchen erreicht. Seit 35 Jahren nimmt der Grünen-Politiker dort im Kreis Biberach am traditionellen Froschkuttelnessen der Narrenzunft Gole teil. Eine berüchtigte Männerveranstaltung, bei der geschunkelt, gegrölt und getrunken wird. Und eben Froschkutteln verspeist werden.

Für den notorischen Gänsemarsch haben die 370 Männer auf ihr prominentes Mitglied im Regen gewartet. „Da kommt da Kanischter, äh Minischter“, kommentiert ein Narr in traditionellem Kostüm die Ankunft. In einer Polonaise geht es sodann durch die Altstadt. Kretschmann trottet laut singend mit, posiert für die Fotografen. „Gooooole“, ruft Kretschmann den Frauen der Stadt zu, die ihre Feierlichkeiten separat abhalten. So will es die Tradition.

Schließlich ist das Froschkuttelnessen eine reine Männersache. Seit 185 Jahren gibt es die Veranstaltung, von Anfang an war das weibliche Geschlecht ausgeschlossen. „Ich hab' heut Weiberfrei“, krakeelt einer der Herren. „Ich bin froh, wenigstens für ein paar Stunden meine Alte los zu sein“, prahlt ein anderer. Die Viertele machen sich morgens um 8.00 Uhr bereits bemerkbar.

Im Rathaus dann der Höhepunkt: Froschkutteln, Rotwein und Brötchen werden serviert. Morgens, halb zehn in Riedlingen. Kretschmann hebt sein Glas, prostet der Menge und seinem Sitznachbarn, Landtagspräsident Guido Wolf (CDU), zu. Der ist auf Einladung der Zunft da. Zum ersten Mal überhaupt. Das er neben einem Grünen sitzen muss, ist ihm „wurscht“.

Rindermagen, Schweineleber, - herz und -nieren

„Rei, Kuttle, rei!“, brüllen die Männer. Das Startsignal zuzulangen. Kretschmann lässt sich die braune Suppe schmecken. Froschinnereien sind aber nicht enthalten. Rindermagen, Schweineleber, - herz und -nieren hat ein örtlicher Metzger zusammengekocht. Rund 160 Kilogramm verspeisten die Narren. Ob's dem Landesvater geschmeckt hat? „Sie waren schon besser. Aber der Hunger hat sie nei getriebe.“

Vermutlich auch, wenn ihm von dem traditionellen Mahl übel geworden wäre. „Selbst wenn sich's dreht, muss ich na schlucke“, sagt Kretschmann mit tiefstem schwäbischen Akzent. Landtagspräsident Wolf isst tapfer mit, das Rotweinglas zum Runterspülen stets in der Nähe. Doch wirklich schlimm scheint's nicht gewesen zu sein: Fast alle der 370 Teller werden ratzeputz leer gegessen. Kretschmann gefällt das närrische Treiben im engen Rathaussaal. Er schunkelt, singt und lacht - sogar während des Essens.

Zur Verdauung des Mahls und natürlich der Tradition wegen gibt's dann eine Rutschpartie - aus dem ersten Stock des Riedlinger Rathauses. Früher hatten nämlich die Frauen der Stadt die Ausgänge des Veranstaltungsortes zugenagelt und umstellt. Den Männern blieb nur die Flucht über die Rutsche.

Zur Freude der johlenden Frauen und mehreren Hundert Schaulustigen rutscht Kretschmann mit lachendem Gesicht hinunter. „Die fünfte Jahreszeit ist die beste Jahreszeit“, meint der 65-Jährige. „Wer sie nicht liebt, ist kein richtiger Narr.“