In einem Garten an der Eduard-Steinle-Straße in Sillenbuch leben Füchse. Die Anwohner fürchten sich vor Krankheiten. Laut Experten ist das aber Risiko gering.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Der Garten dient offenbar als Fuchstoilette. Erst neulich hat Heidrun Seifert wieder Kot aus ihrem Beet gesammelt. „Ein Glas voll“, sagt die Sillenbucherin. Sie glaubt, dass es die Hinterlassenschaften einer Fuchsfamilie sind. Die lebt seit geraumer Zeit in Nachbars Garten. Heidrun Seifert wohnt an der Eduard-Steinle-Straße, und sie macht sich Sorgen.

 

Die Füchsin hat sich den Bau unter einem Gartenhäuschen gegraben. Heidrun Seifert hat bisher nur Mama Reineke gesehen, doch eine andere Nachbarin berichtet ihr immer wieder vom Fuchsnachwuchs. „Es sind wohl mindestens fünf Junge“, sagt Seifert. Sie sagt außerdem, dass sie keine Fuchshasserin sei. „Aber ich will sie dort haben, wo sie hingehören: im Wald.“

Heidrun Seifert hat zwei Enkelkinder, die gern im Garten spielen. „Ich habe Walderdbeeren und Himbeeren“, sagt die Großmutter. Die Kleinen lieben es, die Beeren zu zupfen und in den Mund zu schieben. Damit ist jetzt Schluss. Heidrun Seifert muss den Kindern die Ernte verbieten. Sie fürchtet den Fuchsbandwurm (siehe Kasten).

Die Antwort der Stadt war ernüchternd

Die Leute, denen der Garten mit dem Fuchsbau gehört, wollen nicht mit der Zeitung sprechen. Heidrun Seifert schon. Und eine weitere Nachbarin wäre auch gekommen, doch sie war verhindert. Sie war es, die sich an die Stadtverwaltung gewandt hatte. Die Antwort war ernüchternd.

„Das Problem mit der innerstädtischen Fuchspopulation in Sillenbuch sowie in den übrigen Stadtgebieten und der damit verbundenen Gefahr einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm ist bekannt“, steht in dem Brief vom Ordnungsamt, von Ende April. Im Jahr 2005 habe die Verwaltung eine Konzeption erarbeiten lassen, um den Füchsen im Stadtgebiet Herr zu werden. Die Lösung hieß Fraßköder zur Entwurmung. „Die notwendigen Gelder zur Umsetzung wurden vom Gemeinderat im Rahmen der Sparmaßnahmen jedoch abgelehnt“, schreibt die Stadt.

Heidrun Seifert hat sich die Passagen gelb markiert. „Man weiß um die Gefahr, aber tut nichts dagegen“, sagt sie und schüttelt den Kopf. „Ich werde mich deshalb wohl an den Bezirksbeirat wenden.“ Sparen hin oder her, „man könnte doch wenigstens hier die Köder auslegen“, sagt sie.

Das klingt einfacher, als es ist. Mit einem Mal ist es nicht getan. Damit die Füchse erfolgreich entwurmt werden, müsste die Stadt alle vier Wochen Köder auslegen und dies über drei, vier Jahre, erklärt Thomas Romig, ein Hohenheimer Parasitologe. Das würde die Stadt etwa 30 000 Euro pro Aktion kosten. Doch selbst wenn das Geld da wäre, die Köder sind bundesweit rar geworden. Weil sich immer weniger Städte die Fuchsentwurmung leisten wollen, lohnt sich die Herstellung nicht mehr.

Falle oder Flinte

Dass Füchse zu Nachbarn des Menschen werden, kommt immer wieder vor. So war 2010 im Steckfeld ein Fuchs unterwegs. Gleich mehrere haben sich auf dem Alten Friedhof in Degerloch einen Bau gebuddelt, und in Hoffeld, da hatte sich 2008 regelmäßig ein Fuchs in einem Garten gesonnt (wir berichteten jeweils). Wie viele Füchse genau in die Stuttgarter Wohngebiete gezogen sind, ist ungewiss. „Wir führen im Jahr 25 bis 30 Fuchsberatungen in der Stadt durch“, sagt Hans-Jörg Longin vom Ordnungsamt.

Wer Meister Reineke loswerden will, kann eine Falle aufstellen, er muss aber belegen, dass er sich mit dem Gerät auskennt. Und die Falle muss registriert sein. Sonst bleibt nur die Flinte. Ein Jäger kann sich den Abschuss vom Kreisjagdamt erlauben lassen. Mal abgesehen davon, dass er eine Fuchsmama gar nicht töten darf, ist der Schuss im Garten selten, sagt Longin. „Das schreckt die Nachbarn immer auf.“