Hohn und Spott auf meterlangen Plakaten: die Führung des VfB Stuttgart steckt in der Krise. Dadurch droht dem Verein zunehmender Schaden. Eine baldige Lösung ist nicht in Sicht.

Stuttgart - Hohn und Spott spricht aus den meterlangen Plakaten, die am Samstag kurz vor dem Ende der Halbzeit des VfB-Spiels gegen Borussia Dortmund in der Cannstatter Kurve entrollt werden. Von „Lach- und Sachgeschichten“ ist auf ihnen die Rede und von „der Sendung mit dem Mäuser“ und „dem Elefanten“, womit die Fans neben dem Präsidenten ganz offensichtlich den Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter Hundt meinen.

 

Man könnte darüber womöglich herzlich lachen – wäre die Lage beim VfB Stuttgart nicht so bitterernst. In vollem Gange ist die Führungskrise um den Clubchef Gerd Mäuser, der nicht nur bei den Fans, sondern auch im eigenen Verein und bei den Sponsoren jeglichen Rückhalt verloren hat (die StZ berichtete). Mäusers Vertrag läuft zwar noch bis 2015 – doch gilt es inzwischen als ausgemachte Sache, dass seine Tage gezählt sind. Die Frage ist nur: Wo ist der Weg aus dieser Sackgasse? Wie kann es vermieden werden, dass bei der für den 22. Juli geplanten Mitgliederversammlung endgültig das völlige Chaos ausbricht?

Dieter Hundt kehrt erst am 8. April aus dem Urlaub zurück

„Es müssen bald klare Entscheidungen getroffen werden. Der Ball liegt beim Aufsichtsratschef“, sagte im SWR der frühere VfB-Aufsichtsrat Matthias Kleinert, einer von jenen, die zuletzt als mögliche Nachfolger ins Spiel gebracht wurden. Dieter Hundt, der Mäuser vor knapp zwei Jahren gegen viele Widerstände durchgedrückt hat und nicht nur deshalb für die Fans ein rotes Tuch ist, hat zwar angekündigt, sich mit der Situation befassen zu wollen – allerdings wird der 74-Jährige erst am 8. April aus seinem Osterurlaub zurückerwartet. Zumindest bis dahin stehen die zuletzt großflächig veröffentlichten Vorwürfe gegen Mäuser im Raum, zu denen sich der Präsident selbst nicht weiter äußern will.

„Von seiner Spitze her ist der Verein in keinem guten Zustand“, sagt Alfred Grupp, der Vorsitzende des VfB-Ehrenrates. Sein Gremium ist laut Satzung unter anderem dafür zuständig, Unstimmigkeiten beizulegen, wenn er von der Clubführung dazu offiziell beauftragt wird. Das ist nicht geschehen – „trotzdem bemühen wir uns, dazu beizutragen, eine Lösung zu finden“, sagt Grupp. Allerdings hat man sich bisher vergeblich um Gesprächstermine bemüht. „Im Augenblick läuft gar nichts – leider.“

Das Ansehen des Vereins leidet

Viele sorgen sich nun, dass der Verein mit jedem Tag, an dem die Krise weiterschwelt, mehr Schaden nehmen könnte. Teils kopfschüttelnd, teils belustigt werden bundesweit die Vorgänge beim VfB verfolgt. Und es trägt nicht zu einer Verbesserung des Ansehens bei, dass die ins Spiel gebrachten Kandidaten müde abwinken und erklären, keinerlei Lust zu haben, Präsident beim achtgrößten Sportverein Deutschlands zu werden. Dazu gehört auch der Meisterspieler von 1984 und jetzige Ehrenrat Hermann Ohlicher, der am Wochenende noch einmal bekräftigt hat, er müsse sich diesen Job „nicht mehr antun“.