Tonio Schachinger erhält in diesem Jahr den Deutschen Buchpreis: In seinem Roman „Echtzeitalter“ erzählt er von einer Jugend in einem Wiener Elite-Internat. Wer diesen Intensivkurs in Mentalitätsgeschichte absolviert hat, ist reif für die Gegenwart.

Kultur: Stefan Kister (kir)

In der Regel beginnt man die Besprechung von Büchern mit der Skizzierung dessen, wovon sie handeln. Bei Tonio Schachingers in Frankfurt mit dem Deutschen Buchpreis geehrten Roman „Echtzeitalter“ hat man dagegen gute Lust, erst einmal bei der geschmeidigen Charakterisierungskunst zu verweilen. Diese spezifische Mischung aus Witz und Präzision, mit der soziale Konstellationen erfasst werden, zum Beispiel das menschliche Erscheinungsbild von Klassenvorteilen: „Alexander ist groß, hat braune Locken und eine dieser schmalen, geraden Nasen, die reiche Menschen manchmal wie schöne Pferde aussehen lassen.“