Silke Goll und Andrea Ertz betreiben in Waiblingen ein ganz besonderes Fundbüro. Welche Verluste oder Funde man dort melden kann? Hier mehr dazu...

Waiblingen - Was Mensch nicht so alles verlieren oder finden kann! Die Waiblingerinnen Silke Goll und Andrea Ertz haben inzwischen eine Vorstellung von der Vielfalt bekommen, denn in den vergangenen Wochen ist schon manch ungewöhnliche Such- und Fundmeldung bei ihnen eingetrudelt. Schließlich betreiben die beiden Frauen in Waiblingen das derzeit weit und breit einzige „Fundbüro für Nicht-Dinge“ (wir berichteten), in welchem die Kundschaft die ungewöhnlichsten Funde und Verluste meldet.

 

Kostprobe gefällig? Ich habe meinen Purzelbaum verloren“, klagt eine Frau, die sich als „eigentlich ziemlich sportlich“ beschreibt, in ihrer Suchmeldung. Passiert sei das „mit 35 Jahren durch ein blödes Nackenproblem“. Eine andere Besucherin ist hingegen kürzlich fündig geworden: „Ich habe ein neues Wort entdeckt: Serendipity. Das bedeutet das Finden von etwas, was man gar nicht gesucht hat.“

Die hübsche Erika zieht Männerblicke an

Als wunderbarer Gesprächseinstieg hat sich die hübsche Erika entpuppt: Die nostalgische Schreibmaschine, die eigentlich nur zu Dekozwecken auf dem Tisch des mobilen Fundbüros steht, lockt insbesondere Männer an. „Eigentlich dachten wir vorab, das sei dieses Mal ein eindeutiges Frauenprojekt, aber wir haben uns getäuscht“, erzählt Andrea Ertz, die sich gemeinsam mit Silke Goll unter dem Namen „Waiblinger Ideentausch“ in schöner Regelmäßigkeit mal witzige, mal berührende interaktive Kunstaktionen für die Heimatstadt ausdenkt und – möglichst mit Beteiligung von deren Bewohnern – umsetzt.

Dieses Mal haben die beiden eine Idee aus Zürich aufgegriffen: dort hatte im vergangenen Jahr zeitweise das „Fundbüro für immaterielle Dinge“ teils sehr persönliche Geschichten über das Suchen und Finden angenommen. „Sie haben uns erlaubt, das hier auszuprobieren“, sagt Andrea Ertz. Sie und Silke Goll haben schon etliche der speziell für das Fundbüro gestalteten Formulare unters Volk gebracht. „Viele finden die Aktion toll, aber der Rücklauf könnte besser sein“, bedauern die beiden Frauen. Aber die Kollegen aus Zürich hätten anfangs mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt, später sei es dann gut gelaufen – so gut, dass demnächst als Resultat ein Buch erscheint.

„Das kommt mir bekannt vor, ich habe über das Fundbüro in Zürich gelesen“, sagt Wolfgang Wolferstätter, der mit Hündin Senta am Fundbüro auf dem Marktplatz vorbeikommt. Ja, mitmachen wird er wohl schon: „Aber ich habe noch keinen Plan, auf was das rausläuft.“ Allerdings würde er sich ein „Feedback“ wünschen, seine Geschichte soll nicht in einer Schublade landen. „Wir könnten uns vorstellen, eine Lesung gemeinsam mit den Schweizern zu machen“, erzählen die Zwei vom Waiblinger Ideentausch. „Dabei könnte man im Wechsel deutsche und schweizerische Funde und Verluste verlesen.“

Weitere Geschichten gesucht

Dafür brauchen die Waiblingerinnen jedoch noch einige Geschichten mehr – witzige, wie die vom verlorenen Purzelbaum, aber auch traurige wie die von einer verpassten Gelegenheit: Da schildert jemand den Besuch bei einer 91-Jährigen, den er eigentlich wiederholen wollte, aber immer wieder aufgeschoben hat: „Jetzt habe ich erfahren, dass sie auf der Intensivstation liegt. Ich bin enttäuscht von mir. Schade, dass man Zeit nicht zurückspulen kann.“

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