Das Kinderhospiz ist für den evangelischen Stadtdekan Søren Schwesig „ein Haus der Hoffnung“. Eine kostendeckende Finanzierung der gesamten Arbeit gebe es nicht, sagt er, weshalb Spender so wichtig seien. Die wurden jetzt mit Stars der Staatsoper gefeiert.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Der Vater des US-Baritons Elliot Carlton Hines starb, als der Sohn sechs Jahre alt war. In dieser schwierigen Zeit wurde der heutige Publikumsliebling der Staatsoper Stuttgart (er spielte unter anderem den Kasperl in „Räuber Hotzenplotz“) in einem Hospiz mit Liebe und Empathie aufgefangen, erlebte dort, wie Hoffnung neu entstehen kann und sich kleine Türen für Licht im Dunkel des Familienleids öffnen. Dem 33-Jährigen ist es deshalb ein wichtiges Anliegen, die Hospizbewegung, die sich bei der Sterbebegleitung auch um die Angehörigen kümmert, zu unterstützen.

 

Ein musikalisches Dankeschön hat Hines mit seinen Kolleginnen Helene Schneiderman, Catriona Smith und Ida Ränzlöv, begleitet von Chris Reynolds am Klavier, am Montagabend im Kinderhospiz an Großspenderinnen und -spender entrichtet, ohne die vieles nicht möglich wäre in der Einrichtung an der Diemershaldenstraße. Die Kranken- und Pflegekassen decken nur einen Teil von dem ab, was in Hospizen stationär und ambulant geleistet wird, wenn ein Kind lebensverkürzend erkrankt und die gesamte Familie angesichts dieser schweren Aufgabe kämpfen muss.

Christina Semrau, die Leiterin für Fundraising (Spendensammlung) im Kinderhospiz, freut sich, dass die Spendenbereitschaft für ihr Haus im letzten Jahr zugenommen hat, während bei den meisten Menschen angesichts wirtschaftlicher Probleme das Geld nicht mehr so locker sitzt. Semrau weiß aber auch, was für eine große Aufgabe es ist, sich immer wieder aufs Neue Aktionen auszudenken, Spender zu informieren und zu überzeugen, damit die Mittel weiter fließen.

Rasch wird klar, warum die Arbeit so wichtig ist

Zum Empfang hat Semrau mit Eckart Schultz-Berg, dem Interims-Leiter des Hauses, den Fördervereinsvorsitzenden Gabriele Arnold und Dorothee Leibinger-Holbach Unterstützer eingeladen, die dem Kinderhospiz mit Spenden reichlich geholfen haben. Es ist ein Abend des Dankes. Bei den Wortbeiträgen, etwa von Hospizmitarbeiterinnen, wird rasch klar, wie wichtig diese Arbeit ist. Vom Umgang mit dem Sterben und dem Leben ist die Rede, von Hoffnung in aussichtslos erscheinenden Situationen, von Lebensfreude, die selbst dann entstehen kann, wenn das Sterben näher rückt, vom Abschiednehmen und vom Hinaustragen dieser Thematik in die Gesellschaft, in der das Verdrängen oftmals vorherrscht.

„Keine Zeit mehr zum Hetzen“

Das Kinderhospiz ist für den evangelischen Stadtdekan Søren Schwesig „ein Haus der Hoffnung“. Eine kostendeckende Finanzierung der gesamten Arbeit gebe es nicht, sagt er, weshalb Spenden so wichtig sei. Ruhe kann helfen. Eine Betroffene habe mal gesagt, wird bei dem Empfang berichtet, sie müsse ihr Leben umstellen, Ruhe finden – denn sie habe „keine Zeit mehr zum Hetzen“.

Als Ort des Sterbens sieht sich das Kinderhospiz nicht. Vielmehr gehe es darum, „das Leben zu begleiten“, sich auch um die Geschwisterkinder zu kümmern, für die Eltern angesichts eines schwer erkrankten Kindes oftmals zu wenig Zeit haben. Wenn der Alltag mal besonders schwierig ist, kann man sich gegenseitig stützen. Und das tut auch Menschen gut, die Glück im Leben haben, weshalb sie aus Dankbarkeit gern etwas davon abgeben, also spenden – und die auch gar nicht wissen, wie lange ihr Glück anhält.