Endlich ist sie vorbei. Diese EM zog sich durch die Aufstockung auf 24 Mannschaften und die damit verbundene längere Dauer angesichts der zusätzlichen Achtelfinale-Runde so endlos hin wie die Verschiebung der Kontinentalplatten. Ein XL-Turnier mit XS-Begeisterung.
Es gab viele Gründe, warum diese EM kein Fußball-Rausch war. Das schlechte Wetter, die Randale zu Beginn des Turniers, die allgegenwärtige Angst vor Terror.
Aber es war vor allem der Sport, der viele Zuschauer nicht in den Bann gezogen hat. Es war ein Defensivfestival in der Vorrunde ohne Tempo, es gab Dutzende Partien, die jenseits der Fans der jeweiligen Duellanten keinen interessiert haben dürften, und ohnehin überspielte Stars mussten am Ende einer langen Saison mit viel zu vielen Spielen eben noch einmal mehr kicken als zuletzt. Wir zitieren Lucien Favre aus dem „Spiegel“: „Vor allem die Gruppenphase war unfassbar langweilig, ein Horror“, Schuld sei die Aufstockung. Recht hat er. Mehr Teilnehmer sind eben nicht gleichbedeutend mit einer Bereicherung, sondern einzig mit einer Verwässerung des Niveaus.
Es wird natürlich niemand von der Uefa gezwungen, sich das ganze Gekicke anzugucken. Und wer wie der europäische Verband zum Beispiel auf die TV-Quoten dieser EM schaut, muss sagen: alles richtig gemacht. Folgerichtig wird über eine Aufstockung auf 32 Nationen nachgedacht; die WM wird bald mit 40 Teams gespielt werden. Mehr Teilnehmer, mehr Spiele, mehr Geld! Die Champions League hat es vorgemacht (und die Königsklasse ebenso verwässert).
In ihrer grenzenlosen Geldgier überfluten die Verbände die Welt mit Spielen, bis es selbst dem fanatischsten Fan irgendwann zum Hals rauskommt – übrigens geht das Bläh-Programm auch auf Kosten vieler anderer toller Sportarten, denen die Supermacht Fußball wie nun bei der EM wieder eine Woche abgeknöpft hat. Gefühlsmäßig ist das Limit erreicht. Irgendwann platzt diese völlig überhitzte Fußball-Blase. (Tobias Schall)