Philipp Lahm, Miroslav Klose und Per Mertesacker sind zurückgetreten, Bastian Schweinsteiger ist verletzt. Die Verantwortung in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft wird deshalb auf viele Schultern verteilt.

Evian - Die Wettervorhersage für den Tegernsee verheißt nichts Gutes. Nur eine Sonnenstunde ist am Sonntag angekündigt, die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei 80 Prozent. Am Abend könnte es Gewitter geben. Philipp Lahm wird seinen Sitzplatz also zumindest dieses eine Mal von der Terrasse aufs Sofa verlagern müssen. In den nächsten vier Wochen aber werden sich bestimmt noch genügend Gelegenheiten finden, seinen lang gehegten Plan in die Tat umzusetzen: „Grill anschmeißen, Bierchen trinken, der Nationalmannschaft die Daumen drücken – ich freue mich auf diese Zeit.“

 

Platz für Jüngere räumen

Zum ersten Mal seit der EM 2004 nimmt Philipp Lahm (32) nicht mehr als Aktiver bei einem großen Fußballturnier teil – nach 113 Länderspielen hat der langjährige Kapitän im Anschluss an den WM-Triumph 2014 seinen Rücktritt erklärt. Miroslav Klose (38) hat sich angeschlossen, der WM-Rekordtorjäger ist sogar seit der Weltmeisterschaft 2002 jedes Mal dabei gewesen und hat 137 Länderspiele bestritten. Und auch der Verteidiger Per Mertesacker (31) befand am Höhepunkt seiner Karriere, dass nach fünf Turnieren und 104 Einsätzen im Auftrag der Nation der richtige Zeitpunkt gekommen ist, seinen Platz zu räumen und Jüngeren zu überlassen.

Lahm, Klose und auch Mertesacker sind zentrale Figuren gewesen, die über ein Jahrzehnt hinweg auch das Spiel der Nationalmannschaft, vor allem aber das Binnenklima geprägt haben und in der Hierarchie ganz oben standen. Und so werden nun, bei der EM in Frankreich, die für die DFB-Auswahl am Sonntag (21 Uhr/ARD) in Lille mit dem Spiel gegen die Ukraine beginnt, zum ersten Mal andere die Hauptverantwortung tragen müssen. Endgültig schlägt jetzt die Stunde jener Spieler, von denen die meisten 2009 U-21-Europameister geworden sind: Manuel Neuer (30), Jérôme Boateng (27), der derzeit verletzte Mats Hummels (27), Benedikt Höwedes (28), Sami Khedira (29) sowie Thomas Müller (26).