Lukas Podolski hat sein Debüt beim FC Arsenal gegeben. Trotz mäßiger Leistung zeigt er sich zufrieden – Per Mertesacker erfreute die Zuschauer 90 Minuten lang mit einem fehlerfreien Spiel.

London - Für große Unmutsäußerungen war es den Zuschauern am Ende eines hochsommerlichen Nachmittags viel zu heiß. Ein entnervtes, tonloses Nichts schluckte, passend zum 0:0-Resultat gegen Sunderland, die vereinzelten Buhrufe und Pfiffe im Emirates-Stadion. Arsène Wenger blieb hinterher ebenfalls resolut unentschieden. „Sie können Recht haben oder auch nicht, wir werden das nie klären können“, sagte der Arsenal-Trainer zu der Frage, die seine Elf in dieser Premier-League-Saison noch länger begleiten wird. Hätte man mit dem zu Manchester United abgewanderten Stürmer Robin van Persie die Begegnung gewonnen?

 

Wenger gab unumwunden zu, dass der niederländische Spitzenangreifer mit seiner Fähigkeit, „das Spezielle zu finden“, die Gunners in der Saison zuvor exakt in solchen chancenarmen Partien oftmals zum Sieg geführt hatte. „Robin van Persie, er geht wann er will“, sangen die Fans von Sunderland nun höhnisch. „Er trifft, wann er will“, ging das Liedchen früher.

Zukünftig sollen der frühere Kölner Lukas Podolski und der Mittelstürmer Oliver Giroud (Montpellier) im Verbund die Tore erzielen. Beide hatten allerdings bei ihrem Debüt das Problem, nicht gleichzeitig, sondern hintereinander zwischen all den dunkelblau verkleideten, humorlos vor dem eigenen Tor einbetonierten Straßenbolzern aus dem Nordosten der Insel auf dem Rasen zu stehen.

Poldi kam nicht durch

Aus dem Mittelfeld kamen trotz der ansprechenden Leistung des neuen Spielmachers Santi Cazorla, der für 21 Millionen Euro von Malaga gekauft wurde, meist nur halbgare Ideen. Theo Walcott und Gervinho verwirrten auf den Flügeln Gegner und Mitspieler gleichermaßen. Ihre verschlungene Dribblings waren für Podolski derart unberechenbar, dass der Neuzugang binnen seiner 64 Minuten auf dem Platz nur zweimal in aussichtsreiche Schusspositionen kam. Beim ersten Mal nahm ihm Cazorla den Ball weg, danach warfen sich drei Sunderland-Grätscher in den Weg. Giroud hatte nach seiner Einwechslung für den eifrigen Deutschen die beste und einzig echte Chance, verzog aber fünf Minuten vor Schluss kläglich. Wenger entwich ein französischer Fluch auf der Bank. „Wir haben eine gute Gelegenheit verpasst“, sagte der Elsässer anschließend enttäuscht.

An die beiden Clubs aus Manchester werden die Londoner wohl auch in diesem Jahr kaum herankommen, das Spielverständnis leidet sichtbar unter dem zweiten erzwungenen Umbau in ebenso vielen Jahren. „Es war, als ob ein Koch ganz viele Zutaten zusammen warf, aber kein schmackhaftes Gericht daraus machen konnte“, urteilte die Zeitung „Observer“ über die fahrigen Angriffsbemühungen.

Im Norden der Hauptstadt hat man sich an den leicht faden Geschmack gewöhnt, der stets Zuversicht verströmende Wenger sucht nunmehr seit sieben Jahren nach einem erfolgreichen Rezept. Dass ihm alle zwölf Monate die besten Mitarbeiter flüchten, lässt das Team stagnieren. Im Vorjahr hatte man mit Cesc Fabregas und Samir Nasri die Kreativkräfte in der Zentrale verloren, diese Saison muss man neben van Persie ab sofort auch auf Alex Song verzichten: Der vor allem von seiner Kraft lebende Mittelfeldspieler aus Kamerun wechselte für 19 Millionen Euro zum FC Barcelona.

Mertesacker blieb fehlerlos

Wenger hat sich den Ex-Dortmunder Nuri Sahin (Real Madrid) als Ersatz ausgekuckt. Die beiden Deutschen im Team waren trotz des kleinen Fehlstarts recht zufrieden. Für den Innenverteidiger Per Mertesacker war es das erste Spiel seit seiner Knöchelverletzung im Februar, er blieb 90 Minuten lang fehlerlos und erfreute die 60 000 Zuschauer mit einen Hackentrick.

Und auch für Podolski galt in erster Linie das olympische Motto: dabei sein war (fast) alles. „Es hat Spaß gemacht, das Trikot zu tragen, man kannte Arsenal bisher nur aus dem Fernsehen, die großen Namen, das Stadion, die Fans haben meinen Namen gesungen“, sprudelte es aus dem Nationalspieler heraus, „ich komme langsam in den Verein und fühle mich richtig wohl.“

Die Fans hatten ihn großzügig mit stehenden Ovationen verabschiedet. Wenger meinte zwar, dass Podolski körperlich „noch nicht so weit“ sei und ihm die „Tempowechsel“ fehlten, doch das war weniger Kritik als eine wohlwollende Bestandsaufnahme, die auch für viele Mitspieler gilt. Der 62-jährige Coach wird und muss, so spürt man, auch dieses Jahr wieder Meister sein – Meister der Geduld.