Ludwigsburg: Marius Venturini (mv)
 

Die Klagen von Schiedsrichtern über verbale und körperliche Angriffe nehmen zu. Die Zahl solcher Vergehen stieg in der Saison 2018/2019 im Amateurfußball auf 2906 (Vorsaison 2866) an. Das teilte der Deutsche Fußball-Bund mit. Wen wundert’s?

Verwunderung herrscht allenfalls immer wieder darüber, mit welchen Konsequenzen Übeltäter auf und abseits des Rasens zu rechnen haben. Siehe Drita Kosova Kornwestheim. Anfang November flog Tugrul Yalman nach einer Tätlichkeit im Spiel gegen den TSC Kornwestheim vom Platz. Am Ende des Monats verpasste der inzwischen vom Verein ausgeschlossene Egzon Krajki dem Renninger Steffen Schmutz eine Kopfnuss, sodass dieser ins Krankenhaus musste. Nach der Partie stürmten rund zwei Dutzend Zuschauer den Platz. Die Renninger Verantwortlichen alarmierten die Polizei.

Gewaltbereitschaft pur

Und jetzt die Ausschreitungen im Relegationsspiel in Heimerdingen. Wieder Tugrul Yalman im Mittelpunkt des Geschehens, wieder Prügelszenen unter Beteiligung von so genannten Kornwestheimer Fans. „Das war Gewaltbereitschaft pur“, sagt der Heimerdinger Vereinsvorsitzende Uwe Sippel.

Das Urteil des Bezirkssportgerichts? Geldstrafe und zwölf Spiele Sperre für Yalman, weil, so der Bezirksvorsitzende Hansjörg Arnold, berücksichtigt werden müsse, dass er provoziert worden sei. Rund 1500 Euro Geldstrafe für den Verein und die Androhung von Punktabzug im Wiederholungsfall.

Außerdem droht Drita Kosova im Wiederholungsfall ein Punktabzug, wie Hansjörg Arnold mitteilt. „Und in den ersten drei Spielen ist eine Platzaufsicht angeordnet worden“, so Arnold weiter. Heißt: Ein Vertreter des Bezirks wird anwesend sein und genau darauf achten, wie sich die Zuschauer verhalten und was eventuell hinter dem Rücken des Schiedsrichters passiert. Es wird auch einen Bericht geben. „Das Ganze passiert nicht inkognito, sondern der Vertreter wird sich vor dem Spiel den beiden Mannschaften vorstellen“, präzisiert Hansjörg Arnold.

Gegensätzliche Meinungen

Stimmen Funktionäre Und wie sehen die Vertreter der beteiligten Vereine die Gerichtsurteile? „Ich finde das unverhältnismäßig“, sagt Michael Uhse, Vorsitzender des SV Pattonville – er weiß, wie auch andere Beobachter der Kornwestheimer Fußballlandschaft, dass Dritas Tugrul Yalman nicht zum ersten Mal durch Tätlichkeiten auffällig geworden ist. „Und wenn man sieht, dass Daniel Schick mehrfach massiv bedroht und geschlagen wird und auch noch sein Sohn angegangen wird, dann sehe ich die Sperre für unseren Spieler klar zu hoch.“

Genau andersherum sieht Drita-Trainer Safet Muzliukaj die Lage. In seinen Augen habe Daniel Schick vom SV Pattonville den Streit begonnen, indem er Kreshnik Duraku und eben Yalman geschubst habe. Zudem habe er während der Begegnung die ganze Zeit provoziert. So hält der Coach die Sechs-Spiele-Sperre für den SVPler für zu gnädig. Mit den Strafen für das Abbrennen von Pyrotechnik und die Ausschreitungen des Drita-Anhangs ist Muzliukaj hingegen einverstanden. „Das war nicht gut, dass die Leute da reingerannt sind“, sagt er. Allerdings seien ja auch schnell Helfer da gewesen, um für Ruhe zu sorgen.

Enttäuschung über das Urteil

Stimmen Spieler Das Ergebnis ist lächerlich“, kommentiert Daniel Schick. „Ich habe nichts gemacht, das sieht man auch auf den Videos.“ Er sei enttäuscht von dem Urteil, vom Bezirk, vom Verband. Darüber hinaus erhebt der 35-jährige Defensivspieler Vorwürfe gegen das Unparteiischengespann, das seiner Ansicht nach Dinge im Spielbericht vermerkt habe, die so nie stattgefunden hätten. „Sicher, ich verhalte mich während eines Spiels nicht immer vorbildlich und provoziere auch mal. Aber das habe ich nicht verdient.“

„Nicht gerecht“ findet auch Tugrul Yalman seine Sperre. „Er hat angefangen. Ich habe mit ihm telefoniert, da hat er es sogar zugegeben.“ Er selbst sei am Mittelkreis auf Schick zugegangen und habe ihn gefragt, ob er sich wieder im Griff habe und warum er gesagt habe, dass „man sich nach dem Spiel trifft“. „Da ist er auf mich losgegangen.“ Auch das sehe man auf den Videos. Zwölf Spiele halte er für deutlich zu viel – und die Geldstrafe für zu hoch.

Kommentar von Andreas Klingbeil: Strafe ohne Wirkung

Die Klagen von Schiedsrichtern über verbale und körperliche Angriffe nehmen zu. Die Zahl solcher Vergehen stieg in der Saison 2018/2019 im Amateurfußball auf 2906 (Vorsaison 2866) an. Das teilte der Deutsche Fußball-Bund mit. Wen wundert’s?

Verwunderung herrscht allenfalls immer wieder darüber, mit welchen Konsequenzen Übeltäter auf und abseits des Rasens zu rechnen haben. Siehe Drita Kosova Kornwestheim. Anfang November flog Tugrul Yalman nach einer Tätlichkeit im Spiel gegen den TSC Kornwestheim vom Platz. Am Ende des Monats verpasste der inzwischen vom Verein ausgeschlossene Egzon Krajki dem Renninger Steffen Schmutz eine Kopfnuss, sodass dieser ins Krankenhaus musste. Nach der Partie stürmten rund zwei Dutzend Zuschauer den Platz. Die Renninger Verantwortlichen alarmierten die Polizei.

Gewaltbereitschaft pur

Und jetzt die Ausschreitungen im Relegationsspiel in Heimerdingen. Wieder Tugrul Yalman im Mittelpunkt des Geschehens, wieder Prügelszenen unter Beteiligung von so genannten Kornwestheimer Fans. „Das war Gewaltbereitschaft pur“, sagt der Heimerdinger Vereinsvorsitzende Uwe Sippel.

Das Urteil des Bezirkssportgerichts? Geldstrafe und zwölf Spiele Sperre für Yalman, weil, so der Bezirksvorsitzende Hansjörg Arnold, berücksichtigt werden müsse, dass er provoziert worden sei. Rund 1500 Euro Geldstrafe für den Verein und die Androhung von Punktabzug im Wiederholungsfall.

Dabei ist der Wiederholungsfall alleine in dieser Saison doch schon eingetreten. Die Sanktionen taugen nicht zur Abschreckung. Warum nicht Punktabzug und/oder Platzsperre? Warum nicht über einen temporären Ausschluss nachdenken? Der mögliche Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit, weil es sich um einen kosovarischen Club handelt, darf keine Rolle spielen. Wären es deutsche Spieler und ein deutscher Verein, müsste die Forderung nach härteren Strafen genauso lauten. Jagdszenen haben auf dem Fußballplatz nichts zu suchen.