Der erwartete Saisonabbruch im Fußball von der Kreisliga bis zur Verbandsliga trifft bei den meisten Betroffenen uneingeschränkt auf großes Verständnis. Derweil nimmt die vom Verband geplante Strukturreform die nächste Hürde.

Fellbach - Im Prinzip hat jeder gewusst, dass es so kommen wird. Seit Freitag ist es nun endgültig: erneuter Saisonabbruch im Fußballjahr 2020/2021. Und: diesmal gibt es auch keine Auf- und Absteiger. Außer Württemberg haben jüngst auch die Verbände Baden, Südbaden und Hessen den finalen Schnitt vollzogen, nachdem sich zuvor schon 13 der 21 Fußball-Landesverbände in Deutschland für einen Abbruch der Spielzeit entschieden hatten. Betroffen sind in Württemberg alle Spielklassen bis einschließlich der Verbandsliga, jeweils Männer, Frauen und die Jugend. Nachfolgend einige Stimmen zum Saisonabbruch, ein Blick auf den Plan mit dem Bezirkspokal-Wettbewerb sowie auf eine weitere Entscheidung, die der Beirat des Württembergischen Fußballverbands (WFV) am vergangenen Freitag in seiner Videokonferenz getroffen hat.

 

Der Saisonabbruch war längst keine Überraschung mehr

Saisonabbruch Neun Siege und ein Remis aus zehn Spielen – keine Mannschaft in der Staffel vier der Kreisliga B steht besser da als die zweite Formation des TSV Schmiden. Doch Corona kostet dem Team den möglichen Aufstieg. „Das ist wirklich schade“, sagt Ulrich Ebert, Mitglied der Abteilungsleitung. Aber der Abbruch sei die vernünftigste Lösung gewesen, die man habe treffen können. Die Abteilungsvorderen des TSV wollen die Leistung ihres ungekrönten Meisters nun selbst würdigen. „Das Team bekommt von uns einen Meisterwimpel“, sagt Ulrich Ebert.

Auch der SV Fellbach II war in der Bezirksliga auf einem sehr guten Weg, im Meisterschaftskampf ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. 21 Punkte hat das Team in den ersten neun Spielen verbucht, nur der SV Unterweissach hat drei Zähler mehr auf seinem Konto. „Immerhin können wir uns inoffizieller Vizemeister nennen“, sagt der Fellbacher Abteilungschef Mathias Fischer. Auch für ihn war der Saisonabbruch längst keine Überraschung mehr: „Es kam, wie es kommen musste“, sagt er.

Die Entscheidung war alternativlos

Für Michael Bren, Fischers Pendant beim TV Oeffingen, war die Entscheidung zwar richtig und längst überflüssig, dennoch, sagt er, sei sie ein wenig ärgerlich. „Unsere Landesliga-Mannschaft hat vor dem zweiten Teil-Lockdown im November sehr gute Spiele gezeigt. Ich denke, dass in dieser Saison eine sehr gute Platzierung drin gewesen wäre“, sagt Michael Bren.

Überhaupt nicht verärgert über den coronabedingten Saisonabbruch sind die Kicker des TV Stetten. Nach elf absolvierten Spielen und nur sieben Punkten steht die erste Mannschaft in der Kreisliga A auf einem der fünf direkten Abstiegsplätze. „Für uns wäre es sicherlich sehr, sehr eng geworden“, sagt Andreas Deiß, der stellvertretende Abteilungsleiter. Er findet den Abbruch aber nicht nur deshalb „völlig korrekt“. Es sei die einzige richtige Entscheidung gewesen. Marcel Kotthoff, Vordenker der Fußballer der Spvgg Rommelshausen, spricht von einer „absolut alternativlosen Entscheidung“.

Im Bezirkspokal könnte noch gekickt werden

Bezirkspokal Wirklich gar keine Spiele mehr in dieser Saison? Nun, der Pokalwettbewerb könnte die Ausnahme darstellen. Denn im Gegensatz zum Ligabetrieb ist dieser noch nicht gestrichen. Dabei ist jedem Bezirk im Verbandsgebiet überlassen, wie er mit den betreffenden Konkurrenzen (Männer und Frauen) verfährt. Was den Bezirk Rems/Murr betrifft, will sich der Bezirksvorsitzende Patrick Künzer nächste Woche mit dem Bezirksspielleiter Ralph Rolli und den beiden Pokalspielleitern in einer Videokonferenz über das weitere Vorgehen beraten. Über das Ergebnis entscheidet dann der Bezirksvorstand. „Es ist nicht realistisch daran zu glauben, dass die Spiele noch stattfinden“, sagt Patrick Künzer. Bei den Männern stehen noch zwei Achtelfinalspiele, die Viertel- und Halbfinals sowie das Endspiel aus, bei den Frauen die Viertel- und Halbfinals sowie das Endspiel. Aus dem Verbreitungsgebiet der Fellbacher Zeitung ist bei den Männern noch der SV Fellbach II im Rennen, bei den Frauen die Spvgg Rommelshausen sowie der TV Oeffingen.

Dass der Pokalwettbewerb noch nicht annulliert wurde, liegt am übergeordneten Verbandspokal, für den sich die jeweiligen Bezirkspokalsieger qualifizieren.

Im Zuge der Strukturreform wird der Bezirk Rems/Murr größer

Strukturreform Im Schatten des Abbruchthemas haben die Beiratsmitglieder eine zweite wichtige Entscheidung getroffen: Sie sagten Ja zur geplanten Reform der Bezirksgebiete und Spielklassen, die damit die vorletzte Hürde genommen hat. Dabei sollen die bisherigen 16 WFV-Bezirke auf zwölf reduziert werden. Für den Bezirk Rems/Murr hätte die Reform eine Vergrößerung zur Folge. Insgesamt würden 70 Vereine aus dem Bezirk Hohenlohe (jeweils 35 aus den Gebieten der Schiedsrichter-Gruppe Crailsheim sowie Schwäbisch Hall) dazukommen.

Aktuell stimmten nur die Vorsitzenden der Bezirke Hohenlohe und Zollern mit Nein – zwei der drei Bezirke, die dem Seziermesser zum Opfer fallen würden. Final entscheiden muss nun der Verbandstag, allerdings nicht auf seiner nächsten regulären Sitzung am 24. Juli, sondern erst auf einer außerordentlichen im ersten Halbjahr 2022. Der Grund: von WFV-Seite möchte man zu diesem zukunftsträchtigen Thema eine Präsenzveranstaltung mit direkter Anwesenheit aller Delegierten.

Greifen soll die Reform von 2024 an. Die beiden Spieljahre zuvor könnten als Qualifikation dienen, in denen ermittelt wird, welche Mannschaften es in welche der neuen Staffeln schaffen.