Fußball-Verbandsliga Neuzugänge für Calcio vom Aufstiegsrivalen?

Bei seinem Ex-Verein gibt es einige interessante Spieler – daraus macht der Calcio-Sportdirektor Ioannis Tsapakidis keinen Hehl. Foto: Günter Bergmann

Die Finanzkrise des Tabellenführers SV Fellbach könnte die Karten im Aufstiegsrennen neu mischen, auch abseits des Rasens. Um welche Spieler des Gegners Calcio Leinfelden-Echterdingen buhlt – und warum der Filderclub seinem Nachbarn TV Echterdingen womöglich ein paar Kisten Bier spendieren wird.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Zehn Spieltage noch in der Fußball-Verbandsliga, und eines ist jetzt schon sicher: So ein Langweiler-Titelrennen wie in der vergangenen Saison, als der TSV Essingen der Konkurrenz mit Siebenmeilenstiefeln enteilte, wird es heuer nicht. An der Spitze hat sich ein Dreikampf herauskristallisiert, der nun von abseits des Rasens zusätzliche Würze erhält. Die dort spannende Frage ist: Wie wirkt sich die Finanzkrise des Tabellenführers SV Fellbach aus? Profitieren am Ende die Verfolger?

 

Beim Dritten Calcio Leinfelden-Echterdingen ist man vor dem anstehenden Heimspiel gegen den SSV Ehingen-Süd jedenfalls in gespannter Lauerstellung – und hofft zudem auf eine aktuelle innerörtliche sportliche Schützenhilfe. Tags zuvor, am Samstag, will der Ortsnachbar TV Echterdingen seinen Lauf auch im Duell der beiden bisher besten Rückrundenteams fortsetzen. Die Gelb-Schwarzen sind beim Zweiten des Klassements, dem Calcio-Aufstiegsrivalen Türkspor Neckarsulm, zu Gast.

Calcio Leinfelden-Echterdingen – SSV Ehingen-Süd (Sonntag, 15 Uhr)

Ziel Aufstieg – so hatten es die Echterdinger Verantwortlichen zum Rückrunden-Beginn unverblümt ausgerufen. Inzwischen erhält das Thema durch die Geschehnisse in Fellbach eine zusätzliche Dynamik. Wie berichtet steckt der Spitzenreiter infolge der Probleme seines Hauptsponsors nun seinerseits in finanziellen Schwierigkeiten. Sportlich vermochte der Calcio-Kontrahent dies bislang zu kaschieren, doch im Hinblick auf die nächste Saison mehren sich die Anzeichen, dass die Kappelbergstädter vor dem Auseinanderbrechen stehen. Und so wirft sich die Frage auf: Würde und könnte der Verein ein etwaiges Oberliga-Startrecht überhaupt wahrnehmen?

Falls nein, käme dies der Konkurrenz zugute. Geht der SV Fellbach als Erster oder Zweiter über die Ziellinie und würde tatsächlich verzichten, rückten die nächstplatzierten Mannschaften in Sachen Direktaufstieg beziehungsweise Aufstiegsspiele nach. Bei Calcio verfolgt man das Geschehen aber nicht nur deshalb mit Interesse. Eingestiegen sind die Echterdinger auch in den längst eröffneten Transferpoker ums aktuelle Kaderpersonal ihres Rivalen. Wollte man es böse formulieren, könnte man sagen: Die Geier kreisen. Für den Filderclub sind die Verhandlungswege dabei kurz, war sein Sportdirektor Ioannis Tsapakidis zuvor doch eben in Fellbach engagiert. Zahlreiche Kontakte bestehen nach wie vor. „Wir führen da gerade einige Gespräche“, räumt Tsapakidis offen ein. Konkrete Kandidaten für einen Wechsel im Sommer sollen der Kapitän Leon Braun (26, Innenverteidigung), Ali Ferati (25, zentrales Mittelfeld) und Mika Müller (24, Innenverteidigung) sein – allesamt gewissermaßen Tsapakidis-Spieler. Sprich: Akteure, die er einst schon nach Fellbach lotste.

Verstärken könnten sie einen eh schon top besetzten Echterdinger Kader, der nach Tsapakidis’ Einschätzung, ganz anders als bei seinem Ex-Verein, weitgehend zusammenbleiben wird. Das ist die Erkenntnis einer ersten internen Sondierungsrunde. „Alle Stammkräfte haben signalisiert, dass sie den Weg mit uns weitergehen wollen“, sagt Tsapakidis. Ein namhaftes Trio hat dabei ohnehin noch über diese Saison hinaus laufende Verträge: Denis Zagaria, Charalampos Parharidis und Markus Obernosterer. Zudem haben Ali Bozatziolou und Bleron Visoka bereits fix verlängert. Alle anderen Leistungsträger sollen nun zügig folgen.

Favoritenschreck Ehingen

So weit zum Geschehen hinter den Kulissen. Vor jenen, auf dem Rasen, liegt freilich der eigentliche Fokus. Nach dem spektakulären 5:3 vor Wochenfrist in Berg erwartet die Echterdinger am Samstag eine mit Vorsicht zu genießende Heimaufgabe. Der SSV Ehingen-Süd ist zwar nur Tabellenneunter, aber stark aus der Winterpause gekommen. Nachzufragen bei den beiden Calcio-Mitbewerbern im Titelkampf. Sowohl dem SV Fellbach (3:1) als auch Türkspor Neckarsulm (1:1) trotzten die vom Ex-VfB-Profi Michael Bochtler trainierten Donaustädter Punkte ab. „Die sind vorne sehr gefährlich. Es wird ein enges Spiel“, schätzt Tsapakidis, der mit den Seinen schon tags zuvor Daumen drückt. Ein eigener Sieg plus Schützenhilfe vom Nachbarn TV Echterdingen in Neckarsulm – das wäre die Wunschvorstellung fürs Wochenende. Im Fall der Fälle wollte man sich von Calcio-Seite auch nicht lumpen lassen. Tsapakidis’ Motivationsprämie in Richtung Gelb-Schwarz: „Wir würden uns da sicher erkenntlich zeigen. Ein gutes Essen oder vielleicht ein paar Kisten Bier würden schon drin liegen.“

In puncto eigener Aufstellung ist klar, dass es Veränderungen gibt. Nedim Pepic (Muskelfaserriss) und wahrscheinlich auch Visoka (muskuläre Probleme) fallen aus. Der langzeitverletzte Obernosterer und der gesperrte Philipp Seemann fehlen derweil nach wie vor. Möglich, dass Luan Kukic in die Startelf zurückkehrt. Für den Führenden der Liga-Schützenliste war zuletzt nur eine Jokerrolle geblieben – was einiges über den momentanen Konkurrenzkampf im Calcio-Aufgebot aussagt. „In dieser Hinsicht“, sagt Tsapakidis, „haben wir ein Luxusproblem.“

Türkspor Neckarsulm – TV Echterdingen (Samstag, 15.30 Uhr)

Ganz geheuer kommt Antonino Rizzo die Sache ja nicht vor. Aber die Statistik lügt nicht: Zwei Mannschaften führen die Rückrunden-Tabelle der Staffel punktgleich an. Diese beiden treffen sich am Samstag zum direkten Duell – und eine davon sind Rizzos Echterdinger. Die Gelb-Schwarzen also auf Augenhöhe mit dem Schwergewicht Türkspor Neckarsulm? „Man sollte diese Zahlen nicht überbewerten. An einem ändert sich dadurch nichts: Die Favoritenrolle ist eindeutig vergeben“, sagt Rizzo – fügt aber auch an: „Wenn wir an unser Leistungsmaximum kommen, sollte es möglich sein, auch dort etwas mitzunehmen.“

Zuletzt bewegten sich die Seinen konstant auf dem erhofften Level, auch beim 3:2 am vergangenen Wochenende gegen die TSG Hofherrnweiler. Keine Frage: Sie sind das große Überraschungsteam seit der Winterpause. Worin jedoch ebenso kein Zweifel besteht: Der aktuelle Gegner, mithin der Tabellenzweite, wird nun noch einmal ein anderer Prüfstein als die bisherigen. Aus seinen Durchmarsch-Ambitionen in Richtung Oberliga hatte der Mitaufsteiger von Saisonbeginn an keinen Hehl gemacht. Und entsprechend hat er seinen Kader aufgestellt. Jener ist gespickt mit höherklassig erprobten Spielern. Angefangen vom zweitligaerfahrenen Abwehrchef Marcel Hofrath (Jahn Regensburg) über den Spielmacher Hakan Kutlu (Freiberg, Großaspach) bis zu den Torjägern Shkemb Miftari (Stuttgarter Kickers, Waldhof Mannheim) und Cristian Giles Sanchez (Stuttgarter Kickers) – um nur einige Namen zu nennen.

Überraschender Dämpfer für den Gegner

„Man darf sie nicht in den Flow kommen lassen. Sonst spielen sie sich in einen Rausch und kann man schnell unter die Räder geraten“, sagt Rizzo – und deutet damit schon die eigene Spielweise an. „Kämpfen, kratzen, beißen“ wird auch diesmal die Echterdinger Devise sein. Ermutigend dabei: In der Liga ist der Kontrahent zwar seit Ende Oktober ohne Niederlage. Seine Bilanz seither: sieben Siege, zwei Unentschieden. Dass er nicht unschlagbar ist, hat sich dann aber just in dieser Woche in einem anderen Wettbewerb gezeigt. Im Viertelfinale der württembergischen Pokalkonkurrenz schieden die Neckarsulmer mit einem 1:2 beim Landesligisten TSV Buch unerwartet aus.

Personell kann Rizzo annähernd aus dem Vollen schöpfen. Bei Steffen Schmidt (nach Knöchelverletzung) deutet sich eine Rückkehr ins Aufgebot an. Und auch Michael Deutsche ist wieder im Training, nachdem er in der Woche zuvor pausiert hatte. Der Grund: Er ist Vater einer Tochter geworden.

Echterdinger Derby

Spielverlegung
Neuer Termin fürs Derby zwischen dem TV Echterdingen und Calcio: Dieses findet nun bereits zwei Tage früher statt als bisher geplant, am Freitag, 26. April (19.30 Uhr). Beide Vereine haben sich auf eine Vorverlegung verständigt.

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