Der Einzug der Gastgeber ins Viertelfinale der WM hat ein kleines Beben ausgelöst. Nach dem Sieg gegen die Spanier im Elfmeterschießen gab es auf den Straßen kein Halten mehr – und auch die russischen Astronauten befanden sich total im Glück.

Moskau - Völlig losgelöst: Die russischen Kosmonauten auf der Internationalen Raumstation ISS haben ihrer Nationalmannschaft zum Einzug ins Viertelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft gratuliert. „Hurraaaa!“, schrieb der Raumfahrer Oleg Artemjew in der Nacht zum Montag bei Twitter. „Das ist ein historischer Sieg!“ Die Sbornaja hatte Spanien im Achtelfinale nach Elfmeterschießen besiegt.

 

Ein kurzer Video-Clip gab einen Einblick, wie es ist, in der Schwerelosigkeit sein Team anzufeuern. In gemütlich aussehenden Posen hingen Artemjew und sein Kollege Sergej Prokopjew vor einem kleinen Notebook und riefen „Dawaj, dawaj!“ (Los, los). Im Hintergrund übertönte das Rauschen der Lüftung auf der Raumstation den Spielkommentar. Sogar die ISS feuere Russland an, sagte Prokojew. „Vorwärts, Russland!“

Neben den beiden Russen und drei Amerikanern ist derzeit auch der deutsche Astronaut Alexander Gerst auf der ISS im Einsatz. Auch der 42 Jahre alte Raumfahrer aus Baden-Württemberg fiebert vom All aus bei der WM mit und hatte Titelverteidiger Deutschland vor dem Ausscheiden in der Vorrunde die Daumen gedrückt.

Das große Favoritensterben

Das Favoritensterben bei der WM geht ohnehin weiter. Nach dem Aus der Deutschen nach der Vorrunde mussten jetzt auch die Argentinier und Spanier die Segel streichen. „Helden“, „Prachtkerle“, „Weltmeister der Herzen“: Mit Stolz und Glückseligkeit haben derweil Russlands Medien auf den Sieg des WM-Gastgebers im Achtelfinale gegen Spanien reagiert. „Deutschland, Spanien, Argentinien mit Messi und Portugal mit Cristiano Ronaldo fahren nach Hause – und wir stehen im Viertelfinale“, schrieb etwa das Fachblatt „Sport-Express“ und titelte: „Freue dich, Russland!“

Sehen Sie im Video: So feiern die russischen Fans.

Die Tageszeitung „Kommersant“ sprach sogar vom „wichtigsten Spiel in der Geschichte der russischen Fußball-Nationalmannschaft“. In der Hauptstadt feierten Zehntausende Russen bis tief in die Nacht den Sieg mit Hupkonzerten, Autokorsos und Jubelrufen. Auch in der Provinz wurde Berichten zufolge ausgelassen gefeiert. In sozialen Netzwerken überschlugen sich Fans mit Lob für die kämpferische Leistung.

Nationaltrainer Stanislaw Tschertschessow warnte aber nach dem 4:3 im Elfmeterschießen vor zu viel Euphorie. Und er bangt um Routinier Juri Schirkow. „Ich fürchte, das war sein letztes Spiel bei diesem Turnier. Er hat eine Verletzung am Bein“, sagte der Coach. Schirkow selbst sprach von der Achillessehne. Der 34-Jährige von Zenit St. Petersburg war in der Halbzeit durch Wladimir Granat ersetzt worden.

Größter Erfolg seit 1970

Die Fehlschüsse von Koke und Iago Aspas bescherten Russland vor rund 78 000 Zuschauern im Luschniki-Stadion und Millionen Fans an den Bildschirmen den größten Erfolg seit dem Viertelfinaleinzug der damaligen UdSSR bei der WM 1970. „Disziplin und Selbstaufopferung können spielerische Klasse schlagen“, sagte Stürmer Artjom Dsjuba. Er hatte in der regulären Spielzeit per Elfmeter (41.) die spanische Führung durch Sergerj Ignaschewitsch (12., Eigentor) ausgeglichen.

Bei Ex-Weltmeister Spanien ist die Zukunft von Trainer Fernando Hierro nach dem Scheitern derweil ungewiss. „Wir werden uns diese Woche beim Verband zusammensetzen und dann Entscheidungen treffen“, sagte Verbandspräsident Luis Rubiales am Sonntagabend. Hierro hat nur eine Vereinbarung für die Dauer des Turniers. Er war erst zwei Tage vor der WM zum Chefcoach befördert worden – Rubiales hatte überraschend beschlossen, sich von Julen Lopetegui zu trennen, da dieser einen Vertrag für die neue Saison als Trainer von Real Madrid unterschrieb.

Besiegelt ist hingegen das Schicksal von Andrés Iniesta. Der geniale Spielmacher bestätigte seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Die Russen hat diese Nachricht nicht mehr tangiert. Sie feierten ihren Erfolg – sogar im Weltall.