Revanche geglückt – und wie! Arjen Robben und seine Kollegen haben den Weltmeister Spanien mit Fußball der Extraklasse vorgeführt und sich für das Finaltrauma von 2010 gerächt. Die Niederländer gewannen mit 5:1.

Stuttgart - Revanche geglückt – und wie! Arjen Robben und seine Kollegen haben den Weltmeister Spanien mit Fußball der Extraklasse vorgeführt und sich für das Finaltrauma von 2010 gerächt. Die Oranje-Stars kamen in der Neuauflage des vergangenen WM-Endspiels gestern in Salvador gegen einen völlig indisponierten Titelverteidiger um den mehrfach patzenden Torhüter Iker Casillas zu einem sensationellen 5:1 (1:1) und legten damit einen Traumstart in die WM-Endrunde von Brasilien hin. Den Spaniern droht dagegen nach der höchsten Auftaktniederlage eines Weltmeisters in der so hochkarätig besetzten Gruppe B mit den weiteren Gegner Chile und Australien das Aus in der Vorrunde.

 

Je zweimal Robin van Persie (44. und 72. Minute) und Arjen Robben (53. und 80.) sowie Stefan de Vrij (64.) schossen den Sieg der Niederländer vor 48 173 Zuschauern in der Arena Fonte Nova heraus, die vier Jahre zuvor noch nach dem 0:1 im Finale von Johannesburg bittere Tränen geweint hatten. Dabei war der Welt- und Europameister nach einem fragwürdigen Elfmeterpfiff durch Xabi Alonso in Führung gegangen, hatte sich dann aber mit haarsträubenden Fehlern selbst aus dem Spiel genommen. Nur einmal hatte Spanien bei einer WM mehr Gegentore kassiert (1950 beim 1:6 gegen Brasilien).

Ein überragender Robben

Die Holländer spielten sich dagegen in der zweiten Hälfte dank des überragenden Robben in einen Rausch. Mit sieben Spielern aus der Finalelf von Johannesburg startete Spanien in die Copa 2014 und agierte dabei im gewohnten Tiki-Taka mit schnellen, kurzen Pässen. Ein neues Gesicht war der Stoßstürmer Diego Costa, der zunächst durchaus zu überzeugen wusste, obwohl er als gebürtiger Brasilianer bei jedem Ballkontakt von seinen Landsleuten ausgepfiffen wurde.

Die Niederländer, die von Bondscoach Louis van Gaal eine defensive Taktik im 5-3-2-System verordnet bekamen, setzten dagegen auf schnelle Konter und waren dabei durchaus gefährlich – insbesondere wenn das Offensivtrio Robben, van Persie und Wesley Sneijder in Fahrt kam. Nach einer ersten guten Möglichkeit für die Holländer übernahm Spanien zunehmend die Kontrolle. Andres Iniesta mit einem Schuss aus 20 Metern (10.) und Costa (13.) sorgten für Gefahr. So kam der Führungstreffer nicht von ungefähr, wenngleich die Elfmeterentscheidung des Italieners Nicola Rizzoli zweifelhaft war. Costa hatte im Strafraum Stefan de Vrij aussteigen gelassen, war dem am Boden liegenden niederländischen Verteidiger dann aber auf das Bein gestiegen und so zu Fall gekommen.

„Für die ganze Niederlande ist ein Traum wahr geworden“

„So ist der Sport, das müssen wir akzeptieren. Wir waren in der ersten Halbzeit besser, sie in der zweiten“, sagte Spaniens Trainer Vicente Del Bosque. Hollands Kapitän Robin van Persie meinte: „Phantastisch, aber es sind auch nur drei Punkte.“ Quasi im Gegenzug traf van Persie zum Ausgleich, woraufhin der Torjäger sofort zu van Gaal sprintete und ihn abklatschte. Vorausgegangen waren aber große Unstimmigkeiten in der spanischen Hintermannschaft. So hatte Sergio Ramos den gut aufgelegten van Persie ziehen lassen, während der an diesem Tag schwache Casillas zu weit vor seinem Tor stand.

Und es kam noch schlimmer für die erfolgsverwöhnte Elf von Del Bosque. So traf erst Robben, der Ramos und Gerard Piqué alt aussehen ließ, zur niederländischen Führung (53.). Dann erhöhte de Vrij per Kopf gar auf 3:1 (64.). Dazwischen und danach hatte van Persie mit einem Lattenschuss (60.) und einer weiteren Großchance (68.) Möglichkeiten liegengelassen.

In der 72. Minute war der ManU-Angreifer aber zur Stelle, als sich Casillas einen kapitalen Fehler leistete. Anschließend legte Robben ein traumhaftes Solo über den Platz hin – und vollendete das Freudenfest in Orange. „Es ist unglaublich. Für die ganze Niederlande ist ein Traum wahr geworden“, sagte van Persie.