Auch der frühere Torwart des VfB Stuttgart reiht sich in die Kritiker des Turniers ein – und erwägt einen TV-Boykott.

Mittlerweile räumt selbst Joseph S. Blatter ein, in den vergangenen zwölf Jahren klüger geworden zu sein. Die Vergabe der WM 2022 an Katar, sagt der frühere Präsident des Fußball-Weltverbandes (Fifa), sei ein „Irrtum“ gewesen. Natürlich ist es längst zu spät, um diesen folgenreichen Fehler zu korrigieren. Und trotzdem wäre es falsch, die vielen Missstände rund um das sportliche Großereignis im Wüstenstaat nicht anzuprangern. Meint auch Timo Hildebrand.

 

Bei einer Podiumsdiskussion in Ludwigsburg reihte sich der frühere Torwart, der 2007 mit dem VfB Stuttgart Meister wurde, in die lange Reihe der WM-Kritiker ein. Es sei nicht nur „völlig absurd“, ein derartiges Turnier im Winter auszutragen, erklärte Hildebrand. „Zudem steht Fußball für Fairplay und dafür, dass alle willkommen sind. Dies ist in Katar nicht gegeben.“ Und dann wurde Hildebrand, der einst mit dem FC Schalke mehrere Trainingslager in Katar absolvierte, noch deutlicher: „Wir dürfen nicht akzeptieren, dass Menschen für den Bau von Stadien sterben mussten.“ Ihn „grause es“, wenn er an diese tragischen Vorfälle und die nun anstehende WM denke. „Jede Stimme, die dagegen erhoben wird, ist wichtig.“

Der Ex-Profi, der seine Karriere 2015 beendet hat, glaubt auch nicht, dass diese Themen in den Hintergrund rücken, sobald der Ball rollt. „Es wird keine Euphorie entstehen und keine vollen Stadien geben. Diese WM wird nichts Besonderes“, meinte Hildebrand, der sich ernsthaft überlegt, die TV-Übertragung der Spiele zu boykottieren: „Ich liebe es, Fußball zu schauen. Aber ich verachte, was rund um die WM in Katar passiert. Auch wenn’s weh tut, müsste man auf den Konsum dieser WM verzichten.“