Die deutsche Nationalelf bezwingt Irland mit 3:0 und qualifiziert sich für die WM 2014 in Brasilien. Der Bundestrainer verfügt über ein großes Arsenal an talentierten Spielern. Trotzdem fehlte es beim Spiel gegen Irland am ganz großen Glanz.

Köln - Mollig verpackt in eine dunkle Herbstjacke über dem weinroten Sakko saß Joachim Löw am linken Rand der Reservebank im Stadion in Köln-Müngersdorf. Schon bald darf sich der stets modisch gekleidete Bundestrainer nun auch Gedanken über eine schicke Sommerkollektion machen. Denn die deutsche Fußball-Nationalelf hat in der WM-Qualifikation Irland mit 3:0 (1:0) besiegt – und konnte somit die Tickets für die WM-Endrunde im warmen Brasilien lösen.

 

„Es war mit acht Siegen und einem Unentschieden eine tolle Qualifikation“, sagte Joachim Löw nach einem dominanten Fußballvortrag seiner Elf gegen die zweitklassigen Iren, bei dem es nur am ganz großen Glanz fehlte. „Trotz des Erfolges gibt es noch einiges zu tun“, sagte Löw: „Etwa bei der Abwehrarbeit oder vorne beim letzten Pass.“

Über welch großes Arsenal an erstklassigen Spielern der Bundestrainer inzwischen verfügt, machte aber bereits ein Blick auf die Verletztenliste deutlich: Neben den beiden Stürmern Miroslav Klose und Mario Gomez fehlten auch Lukas Podolski, Marco Reus, Marcel Schmelzer, Ilkay Gündogan sowie die Bender-Brüder Lars und Sven – von einer deutschen Rumpfelf sprach gegen die Boys in Green aus Irland trotz der Ausfälle dennoch niemand.

Im Angriffszentrum bot Löw nicht den Gladbacher Max Kruse auf, sondern setzte lieber auf spielerische Eleganz: Mesut Özil, der sich beim FC Arsenal gut eingelebt hat, gab ganz vorne den „falschen Neuner“; Toni Kroos übernahm dessen Rolle im zentralen offensiven Mittelfeld. Vor 46 237 Fans im Kölner Stadion entwickelte die deutsche Elf so gleich mächtigen Offensivdruck.

Zwar hatte der Giovanni-Trapattoni-Nachfolger und irische Nationaltrainer Noel King seiner Elf mit zwei tief stehenden Defensivreihen eine Igeltaktik verordnet. Bereits nach zwölf Minuten mussten die Gäste von der Insel dennoch den ersten Rückschlag hinnehmen: Der umsichtige Philipp Lahm steckte den Ball in zentraler Position zu Sami Khedira durch, dessen abgefälschter Schuss den Weg ins Tor fand – 1:0 für den WM-Dritten von 2010, der sich zwischen dem 12. Juni und 13. Juli 2014 in Südamerika den Traum vom vierten WM-Titel erfüllen will.

Mit aggressivem Pressing gegen den Ball, gutem Kombinationsspiel und großer Passsicherheit agierten die Deutschen gegen die oft überforderten Iren weiterhin überlegen. Schließlich ging es zwar in erster Linie um den Sieg und die damit verbundenen Tickets für Brasilien. Nicht zu übersehen war aber auch, dass im DFB-Kader angesichts des Überangebots an Klasseleuten längst die Positionskämpfe im Gange sind. Jeder Spieler, von Kroos über Bastian Schweinsteiger bis hin zu Per Mertesacker, will sich anbieten. Einige, wie etwa Marcell Jansen und André Schürrle auf links, bekommen dabei nicht allzu viele Gelegenheiten, sich für einen Platz in der Startelf zu empfehlen.

Trotz 75 Prozent Ballbesitz fiel das zweite Tor nicht vor der Pause, weil die hoch überlegenen Deutschen die Lücke in der Gästeabwehr nicht fanden. „Ich kann es verstehen, wenn man sich gegen uns verschanzt. Das ist ja nicht verboten“, sagte Thomas Müller: „Zum Glück haben wir das gelöst.“ Fortune hatte die Löw-Elf auch in der 45. Minute, als Ciran Clark bei Irlands erster Torchance nur an die Latte köpfte.

Treffer Nummer zwei folgte dann in der zweiten Hälfte, nachdem sich in der deutschen Defensive – etwa bei einem Distanzschuss von James McCarthy (46.) – kurz der alte Schlendrian eingeschlichen hatte. Der Münchner Kroos löffelte das Spielgerät danach allerdings gekonnt mit links über die irische Abwehr hinweg zu André Schürrle, ehe der Chelsea-Außenstürmer nach einer kurzen Drehung zum 2:0 traf (59.). In der Schlussminute gelang Mesut Özil noch per Lupfer das 3:0.

„Es war nicht einfach, die Lücken zu finden. Aber drei Tore haben wir ja immerhin gemacht“, sagte Bastian Schweinsteiger, der mit den Kollegen nun am Dienstag im bedeutungslosen letzten WM-Qualifikationsspiel in Schweden antritt.