Das Gutachten zum Unfall mit einem Mercedes-Prototyp am Albtrauf liegt vor. Der Testpilot war zu schnell. Den Führerschein ist er vorerst los.

Gammelshausen - Es sei eine Testfahrt im Grenzbereich gewesen, die so zu dem Unfall am 2. Juni geführt habe, vermuten die Ulmer Staatsanwaltschaft und die Göppinger Polizei. So habe der 36 Jahre alte Mercedes-Testfahrer seinen Prototypen an jenem Samstag auf der Gammelshäuser Steige wohl von Beginn an am Limit bewegt, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Behörden. Im oberen Bereich der Steigung soll er dann laut einem jetzt vorliegenden Gutachten viel zu schnell in eine Rechtskurve gefahren sein.

 

Dem Mädchen geht es besser

Der Mercedes war dann auf die Gegenfahrbahn geraten und frontal mit einem entgegenkommenden Renault Twingo zusammengestoßen. Die 32-jährige Twingo-Fahrerin und ihre sechsjährige Tochter wurden dabei schwer verletzt. Das Mädchen erlitt schwere Kopfverletzungen und wurde in eine Spezialklinik nach Ulm geflogen. Mittlerweile sei das Kind außer Lebensgefahr, befinde sich aber weiter in stationärer Behandlung, teilt die Polizei mit. Die Mutter konnte bereits wenige Tage nach dem Unfall aus der Klinik in Göppingen entlassen werden. Nach wie vor unklar ist wohl, ob das Kind angeschnallt war. Dem 36-jährigen Mercedes-Fahrer ist jetzt auf Antrag der Staatsanwaltschaft vorläufig die Fahrerlaubnis entzogen worden. Die Ermittlungen dauern noch an.

Wie berichtet, drehen regelmäßig Testfahrer ihre Proberunden auf der kurvenreichen Steigung im Kreis Göppingen. Als Raser waren sie dabei laut der Polizei noch nie aufgefallen. Abgeklebte Mercedes-Prototypen sind auf den Straßen der Region deshalb so oft zu beobachten, weil das Unternehmen vor allem im Stuttgarter Stammhaus Forschung und Entwicklung betreibt.

„Unsere Testfahrer haben klare Vorgaben“

Den Unfall bedauert der Automobilkonzern. „Vor allem wünschen wir der Mutter und ihrer Tochter eine rasche Genesung“, erklärt der Pressesprecher Florian Martens. Den Unfall, dessen Aufklärung die eigenen Experten unterstützt hätten, kommentiert er so: „Unsere Testfahrer haben selbstverständlich klare Vorgaben, angemessen zu fahren, und sind auch entsprechend geschult.“ Aus den Daten, die die Daimler-Experten von der Testfahrt hätten, würde allerdings auch hervorgehen, dass der 36-Jährige zuvor nicht gerast, sondern mit angemessener Geschwindigkeit gefahren sei. „Es ist ein erfahrener Mann, der schon seit einigen Jahren für uns fährt“, so Martens. Bislang habe es bei ihm keinerlei Vorkommnisse gegeben.