Gartenhallenbad in Leinfelden Alte Schwimmhalle wird zur Kulisse für eine Großübung
In Kürze beginnt der Abriss des Gartenhallenbads in Leinfelden. Zuvor rückten dort am Samstag die Rettungskräfte an – und probten für einen Ernstfall.
In Kürze beginnt der Abriss des Gartenhallenbads in Leinfelden. Zuvor rückten dort am Samstag die Rettungskräfte an – und probten für einen Ernstfall.
Es zählte jede Minute. Am Samstag führte die Feuerwehr Leinfelden-Echterdingen gemeinsam mit dem Roten Kreuz und der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) eine Großübung im Hallenbad in Leinfelden durch. Das Szenario: In dem Gebäude ist ein Brand ausgebrochen, es gibt zahlreiche Verletzte. „Die Menschenrettung hat oberste Priorität“, betonte der Feuerwehr-Stadtkommandant Frank Luz. Insgesamt waren rund hundert Rettungskräfte beteiligt.
Für die Einsatzkräfte hielt die Übung viele Herausforderungen bereit. Die Feuerwehr wusste zunächst lediglich, dass im Hallenbad die Brandmeldeanlage ausgelöst wurde. Die Leitzentrale alarmierte die örtlichen Rettungskräfte. „Nach zehn Minuten müssen wir am Einsatzort sein“, erklärte Luz. Tatsächlich rasten wenige Minuten nach Übungsbeginn die ersten der insgesamt zwölf Feuerwehrfahrzeuge mit Blaulicht und Martinshorn heran. Die Stuttgarter Straße war für die Übung vor dem Hallenbad vorsorglich für den Durchgangsverkehr gesperrt. Aus dem Haupteingang war der künstlich erzeugte Rauch deutlich zu sehen.
Vor dem Eingang legten die ersten Feuerwehrleute ihre Atemschutzausrüstungen an. „Der Brandrauch ist hochtoxisch. Vier bis fünf Atemzüge können tödlich sein“, stellte der Kommandant Luz klar. Parallel wurden aufgrund der Größe des Gebäudes viele Wasserschläuche für den Einsatz vorbereitet. Insgesamt könne die Ausrüstung der Feuerwehrleute 30 Kilogramm wiegen, so Luz.
Zunächst standen die Rettungskräfte vor der Aufgabe herauszufinden, wo das Feuer in dem verrauchten, großen und verwinkelten Gebäude überhaupt ausgebrochen war. Im Eingangsbereich gibt es einen Plan, mit dessen Hilfe nachvollzogen wurde, welcher Feuermelder zuerst Alarm ausgelöst hat. Demnach brach das vermeintliche Feuer in der Sauna, ein Stockwerk unter dem Eingangsbereich, aus. Der immer dichtere Rauch erschwerte das Sehen und damit auch das Gehen aber zunehmend. Die Regel sei es, sich auf Knien und Händen fortzubewegen, sobald man aufgrund des Rauches im Stehen seine Füße nicht mehr sehe, erklärte Luz. „Dann tasten wir uns mit den Händen vorwärts. Man muss alles blind machen. Es ist eine lebensfeindliche Atmosphäre“, verdeutlichte er.
Etwas einfacher als der Zutritt über den verrauchten Haupteingang war das Vordringen über den Park in die große Schwimmhalle, die noch nicht verraucht ist. Die Feuerwehr hatte sich dazu entschieden, ihren Löschangriff über unterschiedliche Wege zu führen. Die Einsatzleitung lag an diesem Tag bei Markus Zimmermann. „Wir haben zwei Einsatzabschnitte gebildet“, erklärte er an der örtlichen Einsatzzentrale, wo alle Informationen zusammenliefen und wichtige Entscheidungen für die Gesamtkoordination getroffen wurden. Es wurde eine Lageskizze angefertigt, der Funkkontakt zur übergeordneten Führung gehalten und Absprachen mit dem Roten Kreuz und der DLRG getroffen. Wäre es beispielsweise aufgrund von Chlor im Hallenbad zu einem Chemieunfall kommen, hätten Experten hinzugezogen werden müssen, die über die Leitzentrale angefordert werden können. Soweit kam es am Samstag aber nicht. Wichtig sei, dass keine Hektik unter den Helfern ausbreche, betonte Luz. „Die Aufgaben müssen in Ruhe abgearbeitet werden“, sagte der Kommandant. Der Einsatz müsse zwar schnell, gleichzeitig aber geordnet verlaufen.
Im Innern des Gartenhallenbades ging inzwischen die Brandbekämpfung und die Menschenrettung weiter. Neben acht Rollenspielern des Spielmannszuges, die verletzte Personen darstellten, waren auch acht Puppen mit jeweils 80 Kilogramm Gewicht Teil des Szenarios. Für die Verletzten wurde ein Sammelpunkt eingerichtet, wo sie vom Roten Kreuz versorgt wurden.
Dass die Großübung im Hallenbad überhaupt in der beschriebenen Form durchgeführt werden konnte, ist dem baldigen Abriss des Gebäudes zu verdanken. „Es ist ein Highlight“, sagt der Kommandant Luz. Die Möglichkeiten in großen Gebäuden ohne Rücksicht auf Schäden üben zu können, seien rar. Im abrissreifen Gartenhallenbad hätten bei Bedarf Türen gewaltsam geöffnet oder mit Wasser gelöscht werden können. Drei bis vier Wochen sei die Übung vorbereitet worden.
Abriss
Das Gartenhallenbad in Leinfelden hat seinen Betrieb im Dezember geschlossen. In den kommenden Wochen soll der Abriss beginnen, der wohl vier Monate dauern wird. Grund für die Entscheidung zum Abriss des 1965 eröffneten Gebäudes war, dass die Technik zuletzt immer schwieriger instandzuhalten war.
Neubau
Gegen Mitte oder Ende dieses Jahres soll mit dem Bau des neuen Hallenbads begonnen werden. Wenn alles klappt, können die Badegäste gegen Ende 2026 oder Anfang des Jahres 2027 das neue Bad nutzen. Die Stadt investiert in den Neubau nach dem derzeitigen Stand rund 43 Millionen Euro.
Neuerungen
Das neue Hallenbad soll zwei Schwimmbereiche bekommen, damit Schulen und Vereine parallel zur Öffentlichkeit das Nass für ihre Zwecke nutzen können. Offen sind noch kleinere Fragen der Zugänglichkeit und das Zusammenspiel mit dem benachbarten Gebäude der Ludwig-Uhland-Schule.