Der Bau- und Wohnungsverein will die maroden Häuser an der Klingenstraße 101-105 abreißen. Die Mieter haben aber noch genug Zeit, in Alternativ-Wohnungen des Vereins umzuziehen.

Gablenberg - Das Gebäude Klingenstraße 101-105 in Ostheim wird es bald nicht mehr geben. „Wir können mit Gewissheit sagen, dass wir das Haus abreißen lassen werden“, sagte Jürgen Oelschläger, der kaufmännische Leiter des Bau- und Wohnungsvereins (BWV). Er und Thomas Wolf vom Vorstand informierten sieben der verbliebenen Mieter am Donnerstag im Wohncafé Ostheim. Die Hälfte der betroffenen Wohnungen steht bereits leer.

 

Zuvor hatte es Gerüchte gegeben was der Verein mit dem Gebäude vorhat. Oelschläger entschuldigte sich bei den Mietern, dass sie im Ungewissen gelassen worden waren: „Wir hätten früher eine solche Versammlung machen sollen.“ Er stellte das Dilemma des Vereins dar: „Wir wussten noch nicht, was wir mit dem Gebäude anfangen wollen. Wir mussten erst den Zustand der Wohnungen aufnehmen.“ Im Mai 2012 hatte es geheißen, dass der BWV das Haus ab Januar 2014 abreißen werde. In einem Brief von Juli dieses Jahres an die Mieter war von Verzögerungen die Rede. Oelschläger ging darauf ein: „Wir haben viel Arbeit mit anderen Bauprojekten.“ Darum sei der Termin nicht zu halten. „Wenn es gut läuft, beginnen wir 2016 mit dem Bau.“

Demnächst Angebote für andere Wohnungen

Es gebe viele Gründe, warum das Gebäude an der Klingenstraße abgerissen werden müsste. „Die Elektrik und die Installation sind alt. Das können Sie mit einem Auto vergleichen, das rostet“, sagte Oelschläger. Wolf ging auf veränderte Komfortanforderungen ein. Die Häuser in dem Quartier seien in den 1920er- und 1930er-Jahren gebaut worden, hätten keinen Aufzug, und die Wohnungen seien nicht barrierefrei. Allein die Bäder so umzubauen, sei sehr teuer.

Die bisherigen Mieter sollen in den nächsten Monaten Angebote für andere Wohnungen des BWV erhalten. „Es ist gut, wenn Sie bald eine neue Wohnung finden. Wir werden Sie im Herbst 2014 wieder einladen, aber auch danach können Sie noch eine Weile wohnen bleiben“, sagte Oelschläger. In der Vergangenheit sei es dem BWV immer gelungen, Ersatzwohnungen zu finden. Eine Mieterin sprach die Kosten an: „Wie kann jemand 650 Euro Miete zahlen, der nur 1000 Euro verdient? Welche Möglichkeit gibt es für die?“ Wolf sagte, dass diejenigen in eine Zwei-Zimmer-Wohnung ziehen könnten, die nicht so teuer sei. Der BWV habe einfache Wohnungen, deren Mieten nicht erhöht würden. „Wir werden mit jedem Mieter das Gespräch suchen“, sagte Oelschläger. Fest stehe, dass sie, auch wenn sie zu einem anderen Vermieter wechseln würden, keine doppelte Miete zahlen müssten.

Manche Mieter würden gern bleiben

Eine Bewohnerin sprach davon, dass sie und ihr Mann seit zehn Jahren ihre Wohnung gerne renoviert hätten. „Aber es gab ja immer das Gerücht, dass das Haus abgerissen wird.“ Die Pläne des BWV hält sie nun für vernünftig. „Vor der Veranstaltung waren wir verbittert.“ Ein jüngerer Mann war für den Abriss. „Wegen des Zustands gehört das Haus abgerissen.“ Er begründete das damit, dass das Mauerwerk seiner Wohnung durch eine nicht mehr genügend isolierte Leitung unter Strom stehe. „Alles was die Sicherheit betrifft, werden wir noch reparieren“, kündigte Oelschläger an. Er sprach noch ein anderes Thema an: „Wir werden der Stadt kurzfristig Notwohnungen im Gebäude 101 anbieten. Das ist aber nur eine Zwischenlösung.“ Für eine begrenzte Zeit würden dort Menschen einziehen, die woanders gekündigt wurden.

In der Klingenbergstraße 105 lebt die Mieterin Renate Scheuerich. „Der BWV hat Offenheit gezeigt und Hilfe angeboten“, sagte sie nach dem Gespräch. Sie ist beruhigt, dass sie nicht so schnell ausziehen muss. Am liebsten würde sie aber in ihrer Wohnung bleiben. „Wenn man die Heizung richten und neue Fenster einbauen würde, wäre das für mich top.“