Nach dem geplatzten Kauf des Gebäudes in der Industriestraße ist eine längerfristige Interimslösung für die Landwirtschaftsschule in die Ferne gerückt. Vier Stadträtinnen beschuldigen die Verwaltung. Bürgermeister Föll reagiert gereizt.

Stuttgart - Die Hängepartie um einen Standort für die Landwirtschaftliche Schule Hohenheim geht weiter. Im Verwaltungsausschuss teilte Bildungsbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) am Mittwoch mit, dass der geplante Kauf des Gebäudes Industriestraße 28 in Stuttgart-Vaihingen im Juni überraschend geplatzt sei und die Stadt nun um eine Mietlösung bemüht sei, allerdings müsse noch über die Umbaumodalitäten verhandelt werden. Das quittierten die Fraktionen mit heftiger Kritik.

 

Sie sei „fassungslos, entsetzt, böse und traurig, wie man sich über den Willen der Fraktionen hinwegsetzt“, rief Iris Ripsam (CDU) der Verwaltungsspitze zu. „Will man denn die Schule kaputt machen?“ Schon seit Jahren setzt sie sich – gemeinsam mit ihren Kolleginnen Gabriele Nuber-Schöllhammer (Grüne), Marita Gröger (SPD) und Rose von Stein (Freie Wähler) – für eine rasche Lösung für die Landwirtschaftliche Schule ein. Nicht immer zur Freude der Verwaltung. Weshalb, so Ripsam, werde der Gemeinderat erst jetzt über den geplatzten Kauf informiert?

Bürgermeister Föll ist „enttäuscht und verärgert“

Fezer erwiderte, der Eigentümer habe sich sehr viel Zeit gelassen. Erster Bürgermeister Michael Föll (CDU) sprang seiner Kollegin zur Seite: „Wir sind selber überrascht worden, dass die Gesellschafterversammlung des Eigentümers den Verkauf im Juni abgelehnt hat – das hätten die uns auch früher sagen können.“ Doch zuvor habe der Eigentümer erst positive Signale gegeben. Auch er sei „enttäuscht und verärgert“ über so einen Umgang mit der Landeshauptstadt, so Föll. Im Übrigen sei es ein sehr teurer Umbau für eine befristete Standortlösung, da die im selben Haus untergebrachte Altenpflegeschule wegen der intensiveren Schulnutzung des Gebäudes ebenfalls umgebaut werden müsse.

Karin Korn, die Leiterin des Schulverwaltungsamts, ergänzte, wegen des Brandschutzes sei ein neues Treppenhaus nötig. Im Übrigen habe Fezer sofort auf die Absage für den Verkauf reagiert und um Klärung der Mietmodalitäten gebeten. Derzeit ist die Landwirtschaftliche Schule auf mehrere Standorte verteilt – ein Teil der Schule und die Schulleitung sind bereits im zweiten Jahr in den Räumen der ehemaligen Friedensschule im Stuttgarter Westen untergebracht, die eigentlich als Ausweichquartier von der Schwabschule benötigt wird. Die muss nun warten.

Stadt will Berufskolleg nicht übernehmen

Als weiteres Ärgernis wurde im Ausschuss gesehen, dass die Stadt es ablehnt, die Trägerschaft für das Berufskolleg Agrar- und Umweltanalytik vom Land zu übernehmen. Bisher ist das Kolleg an der Staatsschule für Gartenbau angesiedelt. Da die Schülerzahl des Kollegs unter 16 gesunken ist, droht ihm die Auflösung. Hierzu Fezer: „Wir können das Berufskolleg nur übernehmen, wenn das Land uns Räume dafür zur Verfügung stellt.“ Dies sei nicht der Fall, Stuttgart leide unter Schulraumnot, also könne man es nicht übernehmen. Das mochten die Stadträte im Blick auf die geringe Schülerzahl kaum glauben. Ripsam sprach von einem „Armutszeugnis – fürs Land, für die Stadt, insgesamt“.