Wäre alles nach Plan gelaufen, dann würden schon seit mehreren Jahren Menschen im Gebiet Hälde in Hemmingen leben. Doch die Planungen mussten mehrfach geändert werden. Nun aber hat der Gemeinderat den Bebauungsplan beschlossen – und musste dabei einige Bedenken zurückweisen.

Hemmingen - Es ist ein durchaus historischer Abend“, sagte Hemmingens Bürgermeister Thomas Schäfer zu Beginn der Gemeinderatssitzung. Denn an dem geplanten Baugebiet Hälde sei „lange herumgedoktert“ worden. Bleibt man bei diesem Bild, dann wurde am Montagabend die treffende Diagnose gestellt, die zur Heilung führt. Allerdings eine, mit der nicht alle Gemeinderäte einverstanden sind: mit zwei Gegenstimmen wurde der Bebauungsplan als Satzung beschlossen, sechs Räte konnten aufgrund einer Befangenheit allerdings nicht mitstimmen.

 

„Ich war lange Zeit dafür, aber nachdem die Nordrandstraße wegfiel, bin ich auch nicht mehr für die Hälde“, sagte etwa die CDU-Rätin Claudia Jungeilges. Sie spielte damit auf das Land an, das nach dem Regierungswechsel 2011 die Zusage für die Co-Finanzierung der Umgehungsstraße nördlich des Ortes zurückgezogen hatte. Die Kommune musste deshalb noch einmal völlig neu planen. „Wir holen uns den Verkehr herein und haben keine Lösung, was wir damit machen“, sagte sie. Geplant seien zwar rund 220 Wohneinheiten, aber viele Haushalte werden nicht nur ein Auto haben, Jungeilges rechnet mit insgesamt 400.

Kritische Anmerkungen zu Umweltfragen

Kritik an den Plänen gab es auch im Rahmen des Beteiligungsverfahrens. Im Wesentlichen habe sich diese auf Umweltbelange bezogen, sagte der verantwortliche Planer Jürgen Kapfer in der Sitzung. Denn das neue Baugebiet sei ein „Eingriff in das Schutzgut Boden“, der an dieser Stelle von hoher Qualität sei. In Abstimmung mit dem Landratsamt habe man aber die „Unwägbarkeiten“ und alle Punkte zum Thema Umwelt abgeklärt, sodass die Behörde die Pläne nun mittragen könne, auch wenn Hemmingen nicht alle nötigen Ausgleichsmaßnahmen bieten könne. Umgesetzt werden soll unter anderem der Rückbau eines geschotterten Feldweges, zudem müssen die auf dem Gebiet lebenden Rebhühner umgesiedelt werden.

Und auch die künftigen Bewohner müssen Kompromisse schließen: Eigentümer von Grundstücken für Einfamilienhäuser etwa werden mit der Satzung verpflichtet, Zisternen einzubauen. Zudem werden – eine Anregung einer Baufirma – die jeweils südlichen Baugrenzen aufgeweitet, damit dort in Notfällen Feuerwehrfahrzeuge aufgestellt werden können. Für einige Bewohner in den geplanten Stichstraßen könnte es zudem sein, dass sie ihre Mülltonnen zur Leerung weiter entfernt aufstellen müssen.

Keine Einigung gab es allerdings mit einigen Landwirten. Um den nötigen Abstand zu ihren Feldern einzuhalten, werden die an der nördlichen Straße vorgesehenen Bäume auf der anderen Straßenseite gepflanzt. An ihrer ursprünglich geplanten Stelle wird es einen Grünstreifen geben, der von den Bauern befahren werden darf, um leichter ernten zu können.

Bedenken des Regierungspräsidiums zurückgewiesen

Ebenso uneins waren Gemeinde und ein weiterer Beteiligter, das Regierungspräsidium Stuttgart. Dort habe man „erhebliche Bedenken“ gegen eine Ausweitung von Wohnbauflächen, so die Stellungnahme. „Das Potenzial ist gegeben“, sagte indes Bürgermeister Schäfer. Und sein Planer fügte als Beispiel an, dass derzeit kein einziges Grundstück in Hemmingen auf dem Markt sei. Zudem sei die lange Verfahrensdauer in der Stellungnahme nicht berücksichtigt worden, das Gebiet könnte bei einem „normalen“ Ablauf seit 2008 aufgesiedelt sein, entgegnet die Kommune. Sie wies deshalb die Bedenken zurück, ebenso wie die im Zusammenhang mit dem Verlust landwirtschaftlicher Flächen. Eine Nachverdichtung sei kaum möglich, zudem sei das Areal schon lange aus dem Flurbereinigungsverfahren ausgeklammert.

Mehr Platz für neue Bewohner

Pläne
Die Hälde liegt nördlich der Trasse der Strohgäubahn. Hier sollen auf einer Fläche von 7,4 Hektar rund 220 Wohneinheiten entstehen, sowohl Einfamilien-,Doppel- und Reihenhäuser als auch Geschosswohnungsbau. Der Quadratmeter soll knapp 500 Euro kosten, er wurde aber noch nicht vom Gemeinderat festgelegt.

Ablauf
Im November 2013 hatte der Gemeinderat den Bebauungsplan ausgelegt. Mit dem nun erfolgten Satzungsbeschluss können die Arbeiten beginnen, die Erschließung ist von Mai bis Sommer 2015 geplant. Im Herbst 2015 könnten die Bagger für die Häuser rollen – schwierig ist die Hanglage – und die ersten Bewohner ein Jahr später einziehen.