Buchprojekt
Vor rund einem Jahr haben Bewohner der Diakonie Stetten das Buch „Geschichte mal anders“ gemacht. Darin beleuchten sie die Vergangenheit von Grafeneck und Schicksale von Diakoniebewohnern, die dort ermordet wurden.

 

Grafeneck
Herzog Carl Eugen nutzte das Schloss Grafeneck bei Gomadingen (Kreis Reutlingen) einst als Sommerresidenz. Von 1928 an gehörte es der Samariterstiftung, die es in ein Behindertenheim umwandelte. Rund zehn Jahre später wurde Grafeneck für „Zwecke des Reichs“ beschlagnahmt.

Mordaktion
Im Januar 1940 begann dort mit der Aktion „T4“ die systematische Ermordung von Menschen aus Krankenanstalten und Heimen in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Innerhalb eines Jahres wurden 10 654 Menschen mit geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen ermordet. Darunter waren 330 Menschen, die zuvor in der Anstalt Stetten gelebt hatten.

Gedenkstätte
Nach dem Krieg wurde Grafeneck an die Samariterstiftung zurückgegeben. Erst im Jahr 1990 entstand eine Kapelle als Gedenkort. Seit dem Jahr 2005 ergänzt ein Dokumentationszentrum die Gedenkstätte.

330 Figuren nach Kernen geholt

Grafeneck ist seit etwa einem Jahr zur „barrierefreien Gedenkstätte“ umgestaltet und bietet seither Führungen in leichter Sprache und einen Audioguide für Menschen, die nicht oder nur schlecht lesen können. Zum pädagogischen-didaktischen Konzept gehöre auch, Geschichte an konkreten Orten und Einzelbiografien wie der von Helene Krötz festzumachen, erzählt die Historikerin Franka Rößner, die das Projekt betreut hat. Jeder zweite Bewohner einer Klinik oder eines Heims der Behindertenhilfe in Baden-Württemberg im Jahr 1940 sei in Grafeneck umgebracht worden. Eine unvorstellbare Zahl, sagt Jochen Meyder, der mit seinen Figuren einen Weg gefunden hat, um das Unvorstellbare irgendwie vorstellbar zu machen.

Bei ihrem Besuch in Grafeneck entdeckten die Diakonie-Bewohner die dort ausgestellten Tonfiguren – und beschlossen, 330 davon heimzuholen. Bei Jochen Meyder haben die Diakonie-Bewohner mit ihrem Wunsch offene Türen eingerannt, schließlich hatte er die Idee, dass Besucher der Gedenkstätte als Paten fungieren und eine Figur nach Hause mitnehmen können – zusammen mit der Aufgabe, sich „für ein friedliches Miteinander einzusetzen“, wie Meyder betont. Auch ihn wird Grafeneck noch einige Zeit beschäftigen: rund 2500 Figuren warten noch darauf, dass Jochen Meyder ihnen ihr Gesicht gibt.

Vom Schloss zur Vernichtungsstätte

Buchprojekt
Vor rund einem Jahr haben Bewohner der Diakonie Stetten das Buch „Geschichte mal anders“ gemacht. Darin beleuchten sie die Vergangenheit von Grafeneck und Schicksale von Diakoniebewohnern, die dort ermordet wurden.

Grafeneck
Herzog Carl Eugen nutzte das Schloss Grafeneck bei Gomadingen (Kreis Reutlingen) einst als Sommerresidenz. Von 1928 an gehörte es der Samariterstiftung, die es in ein Behindertenheim umwandelte. Rund zehn Jahre später wurde Grafeneck für „Zwecke des Reichs“ beschlagnahmt.

Mordaktion
Im Januar 1940 begann dort mit der Aktion „T4“ die systematische Ermordung von Menschen aus Krankenanstalten und Heimen in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Innerhalb eines Jahres wurden 10 654 Menschen mit geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen ermordet. Darunter waren 330 Menschen, die zuvor in der Anstalt Stetten gelebt hatten.

Gedenkstätte
Nach dem Krieg wurde Grafeneck an die Samariterstiftung zurückgegeben. Erst im Jahr 1990 entstand eine Kapelle als Gedenkort. Seit dem Jahr 2005 ergänzt ein Dokumentationszentrum die Gedenkstätte.