Das geplante Gelände für Jugendliche wird deutlich teurer als geplant. Das provoziert manchen Stadtrat. Da muss sogar der Berliner Flughafen als Vergleich herhalten.

Ditzingen - Dieter Schnabel von den Unabhängigen Bürgern hatte am Montagabend wieder einmal einen großen Auftritt. Wortgewaltig echauffierte sich der Fraktionschef der Unabhängigen Bürger darüber, dass der geplante Jugendfreizeitplatz doppelt so teuer wird wie geplant. Das Gelände an der Konrad-Kocher-Schule wird rund 150 000 Euro kosten. Dafür muss der Gemeinderat überplanmäßig 80 000 Euro genehmigen. Der Ausschuss für Finanzen, Kultur und Soziales empfahl dem Gemeinderat, das nächste Woche zu beschließen. Dieter Schnabel und der Christdemokrat Wolfgang Gommel stimmten dagegen.

 

Der Gemeinderat hat für das laufende Jahr Ausgaben von rund 80 000 Euro bewilligt – vorbehaltlich eines genehmigten Bauantrags. Ob dieser auf Basis der vorliegenden Pläne tatsächlich gestellt wird, wird erst der Gemeinderat nächste Woche entscheiden.

Pläne wurden überarbeitet

Die Verwaltung hatte die bisherigen Pläne für die Lärmschutzwand und die Gestaltung eines Unterstands überarbeitet. Dies führte letztlich zu der Kostensteigerung. Einerseits wird die Lärmschutzwand höher. Andererseits sollen andere Materialien zum Bau des Lärmschutzes verwendet werden, um die Wand begrünen zu können. Die Begrünung war eine Anregung der Anwohner gewesen.

Die Argumente ließ Schnabel in seiner Argumentation nicht gelten. Es habe sich „schon damals“, also von Beginn an, um eine Fehlkalkulation gehalten, polterte er. „Sie wussten genau, in welchem Umfeld der Platz zu realisieren ist“, hielt er der Verwaltung vor. „Und dass mit Einsprüchen zu rechnen ist, ist so klar wie Kloßbrühe.“ Seine Einwände hätten nichts mit dem Platz an sich zu tun, betonte Schnabel. Aber er bitte doch darum, von vornherein der Realität angepasst vorzugehen. Auch die 80 000 Euro würden nicht reichen, prophezeite er und stellte einen Bezug her vom Freizeitplatz zu Stuttgart 21 und dem Bau des Berliner Flughafens. Auch dort gibt es erhebliche Kostensteigerungen. „Ist das üblich bei der öffentlichen Hand?“ hinterfragte er das Vorgehen. Auch wenn es sich um andere Dimensionen handle: „Ein Privatmann kann sich das nicht leisten.“

OB verwahrt sich gegen die Vorhaltungen

Der als SPD-nah geltende Oberbürgermeister Michael Makurath verwahrte sich gegen Schnabels Vorhaltungen. Das Entscheidende sei die Transparenz, um im Wissen aller Informationen dann die Entscheidung für oder gegen den Bau zu treffen, argumentierte er. Der Rathauschef verwahrte sich zudem gegen das Argument, dass alles, was die öffentliche Hand baue, am Ende erheblich teurer werde. Er verwies auf die Entwicklung von der ersten Grundsatzentscheidung bis zum Bau. Im Unterschied etwa zu privatwirtschaftlichen Projekten stehe die öffentliche Hand stets unter Rechtfertigungsdruck, weil sie alles öffentlich entscheide. In der Privatwirtschaft würde vielfach unter Ausschluss der Öffentlichkeit diskutiert, so der Verwaltungschef.

Gleichwohl verhehlte er nicht, dass der Platz deutlich teurer werde als bisher angenommen, was aber dem besseren Lärmschutz und der Gestaltung geschuldet sei. „Es ist eine Qualität eingebaut, über die können wir reden.“ Bei einer Bürgerinformation im vergangenen Herbst waren Bedenken vorgebracht worden, dass eine Bretterwand als Ballspielwand missbraucht, sie aber auch nicht begrünt werden könnte. Das Feuchte der Pflanzen greift das Holz an. Statt aus Holz wird die Wand nun aus einer Materialkombination gebaut, die eine Stahlplatte einschließt.

Skeptisch äußerte sich der Oberbürgermeister zu dem von Wolfgang Gommel (CDU) unterstützten Vorschlag der SPD-Fraktionschefin Sabine Roth, die Jugendlichen bei der Errichtung des Lärmschutzes einzubeziehen. Schließlich seien Aspekte der Sicherheit und der Gewährleistung zu beachten, so Makurath.