Geldanlage Lohnt es sich jetzt, in Gold zu investieren?

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Am Goldmarkt fehlten zuletzt die Impulse. Bald könnte das Edelmetall auch im Anlegerportfolio wieder glänzen – auf welche Faktoren es jetzt ankommt.

Gold zieht die Menschen seit eh und je in seinen Bann – auch am Finanzmarkt fasziniert Anleger kaum etwas so wie das rare Edelmetall. In diesem Jahr sah es zeitweise nach einer Rekordjagd aus, doch nun dümpelt der Preis seit Monaten vor sich hin. Warum ist es nach dem Aufwärtstrend im Frühjahr so ruhig um das Edelmetall geworden, und wann kommt es wieder zu größeren Preisausschlägen?

 

Wo steht der Goldpreis?

Zuletzt kostete die Feinunze (31,1 Gramm) des Edelmetalls rund 1870 Dollar (knapp 1762 Euro). Im April überquerte der Preis im Zuge der Turbulenzen im Bankensektor und der Verunsicherung an den Finanzmärkten die Schwelle von 2000 Dollar, erreichte im Mai den höchsten Stand seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im März 2022, und nahm zeitweilig Kurs auf das Rekordhoch von 2075 Dollar aus dem Coronajahr 2020. Seitdem ging es aber wieder bergab. Zuletzt fehlten dem Handel die Impulse.

Was bewegt den Goldmarkt?

Gold gilt traditionell als Inflationsschutz und sicherer Hafen für Anleger. In Zeiten weltweiter Kriege und Krisen sollte es demnach eigentlich sehr begehrt sein. In der Praxis traf dies in jüngerer Vergangenheit jedoch nur begrenzt zu.

Folgte die Preisentwicklung zu Beginn der Coronapandemie und Russlands Überfall auf die Ukraine zunächst noch dem klassischen Schema, so konnte Gold von den anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten durch den Krieg sowie globalen Lieferkettenproblemen, Inflations- und Rezessionsgefahren kaum profitieren. In den vergangenen drei Jahren ist der Preis nur minimal gestiegen, während die Aktienmärkte – trotz zwischenzeitlicher Kurseinbrüche – deutlich zulegten.

Wie wichtig sind Inflation und Zinsen?

Der kräftige Inflationsschub und die darauffolgende Zinswende sind entscheidende Faktoren. Da Gold keine Zinserträge einbringt, kann das Edelmetall trotz seines Rufs als zuverlässiger Wertspeicher auch bei hoher Teuerung unter Druck geraten. Das ist besonderes dann der Fall, wenn Investoren festverzinsliche Geldanlagen mit geringem Risiko attraktiver finden.

Deshalb ist die straffe Geldpolitik, mit der sich die Notenbanken gegen die hohe Inflation stemmen, eine Belastung für das Edelmetall. „Steigende Zinsen sind der natürliche Feind des Goldpreises“, bringt es Experte Salah-Eddine Bouhmidi vom Finanzdienstleister IG Europe auf den Punkt.

Müsste der Goldpreis dann nicht sinken?

In der Tat zeigt sich das Edelmetall gegenüber der Konkurrenz durch Anleihen, Tages- und Festgeldkonten oder Geldmarktfonds recht stabil. Ein Grund: Zieht man bei den Zinsangeboten die Inflation ab, so wirkt Gold gleich deutlich attraktiver. Zum Vergleich: Die am höchsten verzinsten Tagesgeldkonten in Deutschland werfen derzeit rund vier Prozent Zinsen ab, während die Inflationsrate im September bei 4,5 Prozent lag. Unterm Strich gibt es hier also noch immer nichts zu holen. Anders sieht es jedoch in den USA aus, wo der Leitzins bereits deutlich über der Teuerungsrate liegt. „Weiter steigende Zentralbankzinsen oder auch eine abfallende Inflation könnten daher einen negativen Einfluss auf den Goldpreis haben“, erklärt Experte Bouhmidi.

Welche Rolle spielen die Notenbanken?

Sie sind sehr wichtig. So reagierten Goldinvestoren zuletzt enttäuscht auf die Signale der US-Notenbank Federal Reserve, die Zinsen aufgrund der hartnäckigen Inflation noch länger auf hohem Niveau zu halten. Der Goldpreis, der vor der Notenbank-Sitzung schon fast wieder auf 1950 Dollar gestiegen war, sackte in den vergangenen Tagen wieder ab.

Die Notenbanken sind jedoch nicht nur wegen ihrer Geldpolitik wichtig. Im ersten Halbjahr 2023 stützten Zentralbanken den Goldmarkt mit Rekordkäufen im Volumen von insgesamt 387 Tonnen, wie aus dem jüngsten Bericht des Branchenverbands World Gold Council hervorging. Neben der Nachfrage nach Schmuck sowie Barren und Münzen zur Goldanlage sind die Währungshüter eine der wichtigsten Stützen am Markt. Viele Notenbanken halten traditionell einen Teil ihrer staatlichen Währungsreserven in Gold.

Wann ist wieder mit Bewegung zu rechnen?

„Solange die Zinswende nicht klar absehbar ist, dürfte auch der Goldpreis ohne klare Richtung handeln“, meint Commerzbank-Analystin Barbara Lambrecht. Die Preisentwicklung der nächsten Wochen werde wohl weiterhin von den US-Konjunktur- und -Inflationsdaten bestimmt werden, weil diese für die weitere Leitzinspolitik maßgeblich seien.

Rückenwind erhielt der Goldpreis in der ersten Jahreshälfte durch den geschwächten Dollar. Da Gold weltweit in der Währung gehandelt wird, verbilligte es sich für Käufer außerhalb Amerikas. Dieser Trend scheint jedoch vorerst vorbei – in den letzten Monaten wertete der Dollar gegenüber den meisten anderen Währungen deutlich auf. Sollten die USA im kommenden Jahr doch noch in eine Rezession geraten und die Zinsen sinken, so dürfte es mit dem Goldpreis wieder nach oben gehen.

Was sollten Privatanleger beachten?

„Wer sehr langfristig investieren möchte, für den ist der Kauf von Goldbarren oder Goldmünzen eine interessante Option“, erklärt Marcus Landau von der DZ-Bank. „Allerdings fallen beim Kauf und Verkauf hohe Transaktionskosten an – daher eignet sich physisches Gold vor allem als Generationenanlage.“

Eine kostengünstigere Alternative seien börsengehandelte Fonds oder Partizipationszertifikate namhafter Emittenten. „Sie eignen sich für kurz- bis mittelfristige Anlagen oder wenn generell geplant ist, die Position irgendwann wieder zu verkaufen.“ Vorteile seien geringe Transaktionskosten, kleine Stückelung und die einfache Handelbarkeit über das Wertpapierdepot.

Verbraucherschützer warnen indes regelmäßig vor Preisschwankungen, hohen Gebühren und Währungsrisiken. Bei Zertifikaten müssen Anleger sich zudem über Emittentenrisiken im Klaren sein, bei physischem Gold über Lagerungs- und Versicherungskosten. „Investieren Sie nur einen kleinen Teil Ihres Vermögens in Gold, um die heftigen Schwankungen des Goldkurses durch andere Geldanlagen wie Aktien, Zinspapiere oder Immobilien abzufangen“, rät die Verbraucherzentrale. Auch seriöse Finanzberater empfehlen Gold in der Regel nur als Beimischung im Portfolio.

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