Die hohen Verbraucherpreise haben sich in den USA etwas abgekühlt - und so dreht auch die US-Notenbank Fed bei ihrer aktuellen Sitzung nicht noch einmal an der Zinsschraube. Doch das bedeutet nicht, dass die Zeiten der strikten Geldpolitik vorbei sind.

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) belässt den Leitzins unverändert auf hohem Niveau. Er liegt weiterhin in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent, wie der Zentralbankrat am Mittwoch in Washington mitteilte. Zu diesem Satz können sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld leihen. Es ist der höchste Wert seit mehr als 20 Jahren. Die neue Wirtschaftsprognose der Fed deutet darauf hin, dass in diesem Jahr noch eine weitere Zinserhöhung anstehen könnte und die Zinsen auch im kommenden Jahr höher sein könnten als zuvor erwartet.

 

Die Fed hatte den Leitzins im Kampf gegen die hohe Inflation seit März 2022 elf Mal angehoben - zuletzt im Juli um 0,25 Prozentpunkte. Der Zyklus gilt als eine der schnellsten und schärfsten Straffungsperioden in der Geschichte der Fed. Einzig im Juni hatten die Währungshüter nach zehn Anhebungen in Folge eine Pause eingelegt. Mit der erneuten Zinspause hatten Analysten gerechnet.

Angetrieben wurde die Fed von den viel zu hohen Verbraucherpreisen. Die Teuerungsrate war im vergangenen Jahr auf gut neun Prozent gestiegen - und dann langsam gefallen. Im August waren die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat der US-Regierung zufolge um 3,7 Prozent gestiegen. Die Inflation im Zaum zu halten, ist klassische Aufgabe der Notenbanken. Die Fed strebt mittelfristig eine Preisstabilität bei einer Inflationsrate von 2 Prozent an.

Nun hat auch die US-Notenbank neue Schätzungen zur Teuerungsrate veröffentlicht. Sie rechnet im laufenden Jahr mit einer geringfügig höheren Inflationsrate als zuvor angenommen. Die Teuerungsrate soll durchschnittlich bei 3,3 Prozent (Juni: 3,2 Prozent) liegen. Für das kommende Jahr prognostiziert die Fed 2,5 Prozent. Die Kerninflation, also ohne Berücksichtigung von Lebensmittel- und Energiepreisen, soll dieses Jahr bei 3,7 Prozent liegen. Die Notenbanker schauen in ihrer Analyse besonders auf diesen Wert. Er gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate, da schwankungsanfällige Komponenten herausgerechnet werden.

Die richtige Balance zu finden, ist die große Herausforderung für Zentralbanker

Die Fed dreht im Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise an der Zinsschraube, um die Nachfrage auszubremsen. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr für Kredite ausgeben - oder leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht unbegrenzt weitergeben - und idealerweise sinkt die Inflationsrate. Gleichzeitig besteht aber die Gefahr, die Wirtschaft abzuwürgen. Die richtige Balance zu finden, ist die große Herausforderung für Zentralbanker.

Die Fed sagt nun für dieses Jahr ein deutlich höheres Wirtschaftswachstum voraus als noch vor drei Monaten angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft wird demnach 2023 um 2,1 Prozent wachsen. Das wären 1,1 Prozentpunkte mehr als noch im Juni prognostiziert. Für das kommende Jahr sagt die Fed ein Wachstum von 1,5 Prozent voraus.

Fed-Chef Jerome Powell hat immer wieder deutlich gemacht, den Leitzins solange anzuheben oder auf einem hohen Niveau zu belassen, bis die Inflation im Griff ist. Die Zinserhöhungen der Fed dürften noch nicht in vollem Umfang Wirkung gezeigt haben, denn sie wirken erst zeitverzögert. Die Entscheider der Fed rechnen nun zum Jahresende im Mittel mit einem Leitzins von - wie bereits im Juni prognostiziert - 5,6 Prozent. Für 2024 werden im Mittel 5,1 Prozent erwartet - in Juni waren es noch 4,6 Prozent.