Die Sonderschule für Sehbehinderte nimmt ab Herbst auch Grundschüler ohne Handicap aufzunehmen. Das Kultusministerium ist zufrieden.

Stuttgart - Vom kommenden Schuljahr an öffnet sich die Betty-Hirsch-Schule, eine Sonderschule für Blinde und Sehbehinderte am Kräherwald, auch für Grundschüler ohne Handicap. Ermöglicht wird dies durch einen Ministerratsbeschluss vom vergangenen Frühjahr. Stuttgart ist eine von fünf Modellregionen im Land, in denen neue Konzepte gemeinsamen Lernens von Kindern mit und ohne Behinderung erprobt werden. Die von der privaten Nikolauspflege getragene Betty-Hirsch-Schule will damit zunächst bei den künftigen Erstklässlern starten.

Diese Klasse soll sich, sofern sich genügend Interessenten finden, aus drei bis fünf blinden oder sehbehinderten und zehn bis zwölf sehenden Kindern zusammensetzen. "Warum sollten behinderte und nicht behinderte Kinder nicht gemeinsam bei der Nikolauspflege zur Schule gehen und von den Vorteilen einer sonderpädagogischen Einrichtung profitieren?", meint Dieter Feser, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Nikolauspflege. Die Einrichtung kann nicht nur mit kleinen Klassen von maximal 15 Schülern punkten, sondern bietet auch andere attraktive Rahmenbedingungen: etwa individuelle Förderung, Hausaufgaben- und Ganztagsbetreuung sowie einen Abenteuerspielplatz.

Erste Erfahrungen im Sportunterricht


"Wir haben uns ein sehr differenziertes Konzept überlegt", berichtet Stefanie Krug, die Leiterin der Unternehmenskommunikation der Nikolauspflege. "Der Großteil des Unterrichts soll gemeinsam laufen." Erste Erfahrungen damit habe man bereits durch den integrativen Sportunterricht in Kooperation mit der Grundschule im Sonnigen Winkel gemacht, die nun bereits im zweiten Jahr laufe. Anfängliche Berührungsängste hätten die meisten Kinder rasch überwunden. Im Unterschied zu den Regelschulen, die mit der Aufnahme behinderter Kinder Neuland betreten, gehört es für die Lehrer der Betty-Hirsch-Schule zum Knowhow, Kinder mit unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen gemeinsam zu unterrichten.

Denn dort haben sie es schon jetzt nicht nur mit vielfältigen Sehbehinderungen zu tun, sondern auch Erfahrung darin, Kinder nach dem Grundschul- und dem Förderschullehrplan gemeinsam zu unterrichten. Unter den 60 sehbehinderten Schülern der Betty-Hirsch-Schule sind einige zudem lernbehindert. Die Schule führt zu Bildungsabschlüssen in den Bereichen Grund-, Haupt-, Förder- und künftig auch Werkrealschule. Wie in den Regelschulen erhalten die Viertklässler eine Bildungsempfehlung für weiterführende Schulen.