Gemeinschaftsgärten mitten in der Stadt Ein Rundgang durch Stuttgarter Oasen

Es grünt so grün: Eine Tour durch Stuttgarter Gemeinschaftsgärten zeigt einen spannenden Querschnitt durch unterschiedliche Formate des Urban Gardening.
Stuttgart - Wie ein plötzlicher Kulissenwechsel wirkt der Einstieg in die Else-Kienzle-Staffel. Die wirre Optik und der Verkehrslärm des Stöckachs schon über den ersten Stufen wie weggeschoben, das Auge vom umwölbenden Grün gebannt. Und auf halber Höhe geht rechter Hand unvermittelt ein Türchen auf: Wo einst ein Spielplatz zur Problemzone, dann gesperrt und eingezäunt wurde, lockt nun der Nachbarschaftsgarten Stöckach. „Eine grüne Oase im Sommer“ nennt Markus Jackenkroll die von der Stadt gepachtete Nische im Hang, von einem Verein getragen, mit knapp 20 Mitgliedern plus der zugehörenden Familien.
Wo kommen denn Spinnenbabys her?
Ein schattiger Nordhang, eher nicht für ertragsoptimierten Gemüseanbau geeignet. Gegärtnert wir hier gleichwohl. In terrassierten Hochbeeten – und mit speziellem Ehrgeiz in einer fünfstöckigen Kartoffelpyramide. Auch Buschbohnen, Mangold oder Kohlrabi treiben in den Sommer hinein. Die kleine Leni weiß jetzt, wo im Frühjahr die Spinnenbabys herauskrabbeln, „dass Himbeeren nicht in der Schale wachsen und auch Schnecken Lust auf Salat haben“. Ein verwunschener Pfad führt zwischen in Schach gehaltenem Gebüsch nach oben. Auf dem Plätzchen unten sitzen Lena und Bogi: zur Ruhe kommen, den Vögeln lauschen, Nachbarn treffen. Das wollen sie hier. Durch den Garten seien sie, sagen die beiden Mütter, im Osten heimisch geworden. „Und die Kinder können Natur erleben und sehen, was uns nährt.“
Ganz anders in Art und Größe das Format des Stadtackers auf der einstigen Brache bei den Wagenhallen. Dutzende von Nutzer, die ihre Parzellen sehr unterschiedlich beackern. Teils als Beitrag zur saisonalen Selbstversorgung, teils experimentell mit unterschiedlichen Graden von Wildwuchs. Und zwischendrin zeigt Tobinambur, dass er sich nurmehr schwer wird vertreiben lassen. Hinzu kommt die große Gemeinschaftsfläche, die in Vier-Felder- Wirtschaft genutzt wird. Von Starkzehrern wie Kürbis und Tomate abwärts über Rote Beete und Pastinaken oder final mit Salaten oder Bohnen, die geringeren Nährstoffbedarf haben, bis ein Abschnitt dann im vierten Jahr ruhen darf, wenn Leinsamen oder Borretsch als Gründünger sprießen.
Ein Maulbeerbaum aus dem mobilen Stadtgrün hat hier ebenso eine Heimstatt gefunden wie die Dependance einer Demeter-Imkerei. Hochbeete mit üppigen Mischkulturen sind eine weitere Facette, die auch das hier typische Upcyling repräsentieren, etwa in der Umnutzung Plastikpaletten aus dem Bauabfall.
Urban gardening hat auch eine politische Dimension
Als „Orte des Selbermachens“ bezeichnet Martin Abelmann die öffentlichen und halböffentlichen Gemeinschaftsgärten. Kontakt finden zur Natur und zu etwas Lebendigem nennt der Biologe, Gärtner und Klimaexperte, der die von der Stadt und der Volkshochschule veranstaltete Tour leitet, als weitere Motive der Aktiven, was der Senior der Gruppe so auf den Punkt bringt: „Man macht das, um sich selber zu renaturieren.“ Dass Urban Gardening auch eine politische Dimension haben kann, streift Abelmann mit dem Hinweis auf Nutzungen des Züblin-Parkdecks oder am Schützenplatz, wo die Flächenkonkurrenz zum Auto deutlich werde: „Das Gärtnern kann auch das Nachdenken über solche Fragen anregen.“
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