Zwei der drei neuen Gemeinschaftsschulen in Stuttgart befinden sich auf der Filderbene. Die Plieninger Körschtalschule darf den Titel von September an führen – und freut sich.

Plieningen - Als Andreas Stoch, der Kultusminister des Landes, am Montag, 10. Februar, vor die Mikrofone getreten ist, haben die Lehrer der Körschtalschule aufgeatmet. In der vormittäglichen Landespressekonferenz hat Stoch die Namen der Bildungseinrichtungen verkünden, die sich von September an Gemeinschaftsschule nennen dürfen.

 

Jahrelang haben die Plieninger auf diesen Moment hingearbeitet, und nun also steht ihr Name endlich auf der Liste. Auch für die Möhringer Anne-Frank-Realschule wird nach den Sommerferien ein neues Zeitalter anbrechen. Damit befinden sich zwei der drei neuen Gemeinschaftsschulen in Stuttgart auf der Filderebene. Zudem wird die Altenburgschule auf dem Hallschlag die klassische Pädagogik, die jahrzehntelang die Klassenzimmer beherrscht hat, gleichsam auf den Kopf stellen.

Das Ja bringt der Körschtalschule Gewissheit

Klar ist die Entscheidung des Landes ein Erfolg für die Plieninger Schule, sagt die Rektorin Regine Hahn. „Das ist ein Erfolg für alle, auch für die außerschulischen Partner.“ Vor allem aber bringe das Ja Gewissheit. „Das bedeutet Sicherheit und Anerkennung. Anerkennung dafür, dass der Weg, den wir vor Jahren eingeschlagen haben, der richtige ist“, sagt sie. Die Kollegen hätten viel Freizeit geopfert, an den Wochenenden und in den Ferien.

Mit der Gemeinschaftsschule will die grün-rote Landesregierung die Bildungslandschaft umkrempeln. Künftig sollen die Schüler der verschiedenen Schularten gemeinsam unterrichtet werden. Das Sitzenbleiben wird abgeschafft. Noten gibt es nicht mehr, dafür Beurteilungen.

Anders als beim Frontalunterricht an der Tafel soll mit den Kindern und Jugendlichen individuell geübt werden, in Lerngruppen statt in Klassen. Die besseren Schüler sollen die schlechteren Schüler mitziehen. Wer den Titel bekommt, setzt die Prinzipien zuerst in der fünften Klasse um, sodass über einige Jahre hinweg die alte und die neue Schulform unter einem Dach vereint sind.

Die neuen Prinzipien werden großteils schon umgesetzt

Genau wie die Möhringer setzen die Plieninger die neuen Prinzipien so weit möglich bereits um. So sind im Stundenplan sogenannte Bänder vorgesehen. Beispielsweise wird zur selben Zeit über alle Klassenstufen hinweg Mathematik unterrichtet. Wer gut ist im Rechnen, rutscht eine Klasse höher, wer noch Nachholbedarf hat, packt sein Schulheft eine Klasse tiefer aus. Das, freilich, bedeutet auch einen größeren Aufwand für die Lehrer. „Das war Arbeit, das ist Arbeit, und das wird Arbeit sein“, sagt Hahn.

„Es ist toll, dass gleich zwei Schulen auf der Filderebene an den Start gehen“, sagt Nikolaus Tschenk, der für die Grünen im Landtag sitzt. Beide hätten durch ihr pädagogisches Konzept überzeugt, und auch die Menschen vor Ort hätten sich aufgeschlossen gezeigt. Einen Seitenhieb auf die Opposition kann er sich da nicht verkneifen. „Eine neue Ära bricht an, in der die Kinder, die im dreigliedrigen Schulsystem abgehängt wurden, mitgenommen werden.“

In Möhringen soll künftig auch das Abitur angeboten werden

An der Anne-Frank-Realschule tummeln sich schon heute Schüler mit den unterschiedlichsten Grundschulempfehlungen, die inzwischen ja nicht mehr verbindlich sind. „Von unseren Fünftklässlern sind eigentlich 38 Prozent Gymnasiasten und 35 Prozent Realschüler. 27 Prozent haben die Werkrealschulempfehlung bekommen“, sagt die Rektorin Beate Müller. Weil schon heute sechs von zehn Abgängern nach der zehnten Klasse weiter die Schulbank drücken, soll künftig auch das Abitur angeboten werden.

„Mit dieser Übergangsquote haben wir gezeigt, dass wir das können“, sagt Müller. Weil schon heute an vielen Stellen nach Art der Gemeinschaftsschule unterrichtet wird, glaubt sie auch nicht, dass die Umstellung das Kollegium vor unüberwindbare Hürden stellen wird. „Wir müssen uns nicht wappnen, wir haben uns schon entwickelt“, sagt sie.