Die Wiederauferstehung der Traditionsmarke Borgward schreitet voran. Noch bevor der große Geländewagen BX7 auf dem Markt ist, hat der Autobauer in Genf den kleineren Bruder BX5 vorgestellt.

Genf - Vor einem Jahr hat Borgward auf dem Genfer Autosalon ein ungewöhnliches Comeback gewagt. Fünf Jahrzehnte nach der spektakulären Pleite des legendären Bremer Autobauers wurde der Marke neues Leben eingehaucht. Zur Premiere präsentierten die Macher auf dem Messestand allerdings kein neues Auto, sondern nur ein aufgefrischtes rautenförmiges rot-weißes Logo sowie als Blickfang eine hellblaue Borgward Isabella aus dem Museum. Erst auf der Frankfurter IAA wurde im vergangenen Herbst das erste Modell enthüllt, das indes nur den Markennamen mit der legendären sportlichen Limousine gemein hatte. Borgward startete nicht mit Retro-Design, sondern setzte mit dem großen Siebensitzer BX7 sowie der sportlicheren Variante BX7 TS auf den Wachstumsmarkt Geländewagen.

 

In Genf hat Borgward-Chef Ulrich Walker nun am Montagabend vor dem Auftakt des Autosalons den fünfsitzigen Geländewagen BX5 präsentiert – sowie als Sudie die sportlichere Variante BX6 TS, eine Mischung aus Geländewagen und Coupé. Das Frontdesign des BX5 erinnert an den großen Bruder BX7, während das Heck mehr Eigenständigkeit hat. Der Produktionsbeginn blieb bei der Präsentation noch offen. Borgward steigt damit in den Markt der kompakten Geländewagen ein, wo hierzulande der VW Tiguan führend ist. Die Weltpremiere fand allerdings nicht auf der Messe statt, sondern ganz in der Nähe am Flugplatz in der Halle des Luftfahrtunternehmens TAG Aviation. Einen Messestand hat sich Borgward dieses Mal gespart.

Jedes Jahr sollen neue Modelle dazukommen

In jedem Jahr sollen fortan weitere neue Modelle auf den Markt kommen. „Selbstverständlich beschränken wir uns in den kommenden Jahren aber nicht nur auf das Segment der Geländewagen. Hier können Sie noch einiges erwarten“, kündigt Walker an. Der 64-jährige ehemalige Daimler-Manager Walker ist seit dem vergangenen Mai Chef der Borgward Group, deren Zentrale sich seit dem letzten Herbst im neuen repräsentativen Büroturm City Gate beim Stuttgarter Hauptbahnhof befindet.

Das Stuttgarter Unternehmen ist eine Tochter des chinesischen Lastwagenherstellers Foton, der zum Pekinger Daimler-Partner BAIC gehört. Die Chinesen sind bisher der einzige Investor. „Wir haben aber stets betont, dass wir offen für weitere Partner sind“, sagt der Borgward-Chef. Walker zeigt sich sehr zufrieden mit der bisherigen Entwicklung bei der Wiederbelebung der Marke Borgward. „Nach unserem Auftritt auf der IAA in Frankfurt haben wir sehr viele positive Rückmeldungen bekommen“, sagt der gebürtige Tübinger.

Zufrieden ist der Borgward-Chef auch mit dem Anlauf der Produktion des BX7, der in einem Werk in Peking vom Band läuft. In China arbeitet auch der Großteil der insgesamt 2500 Mitarbeiter des Unternehmens. „Die Qualität der Fahrzeuge ist auf einem guten Niveau, es gibt keine größeren Kinderkrankheiten“, sagt Walker. Auf der Automesse in Peking soll im April der Preis des großen Geländewagens bekannt gegeben werden. Dann wird nach den Planungen auch der Verkauf starten.

Die Autos sollen zunächst nur in China verkauft werden. Bisher habe man dort Verträge mit mehr als 80 Händlern unterschrieben, die mindestens ebenso viele Millionenstädte abdecken, berichtet Walker. „Bis zum Jahresende wollen wir in China einen fünfstelligen Absatz erreichen“, so der Borgward-Chef. Auf mittlere Sicht soll die Modellpalette Zug um Zug erweitert und weltweit ein Jahresabsatz von einer halben Million Autos erreicht werden. Der Schwerpunkt soll dabei auf den Schwellenländern liegen. Derzeit werde die Gründung einer Tochter in Indien vorbereitet, weitere Schwellenmärkte wie Russland, Südamerika sowie der Nahe und Mittlere Osten sollen folgen.

Elektrovariante mit mehr als 250 Kilometer Reichweite

Ende des nächsten Jahres sollen die Autos auch auf den europäischen Markt kommen. „Der Marktstart ist zunächst in Deutschland, Österreich und der Schweiz geplant“, kündigt Walker an. Weitere europäische Länder sollen Schritt für Schritt folgen. Hierzulande sollen allerdings ausschließlich Elektroautos und Wagen mit Plug-in-Hybrid angeboten werden. „Wir setzen auf elektrisches Fahren und das Internet, weil wir von dessen Erfolg überzeugt sind“, sagt Walker. Die rein elektrische Variante soll eine Reichweite von mehr als 250 Kilometer schaffen. Für den Plug-in-Hybrid kündigt Borgward eine „wettbewerbsfähige Reichweite“ an. Diese Wagen haben als Antrieb eine Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor, wobei die Batterie an der Steckdose aufgeladen werden kann.

In Deutschland arbeiten derzeit laut Walker rund 50 Mitarbeiter für Borgward, wobei die Belegschaft im Laufe dieses Jahres aufgestockt werden soll. Noch in diesem Jahr soll auch über einen Produktionsstandort in Deutschland entschieden werden. „Aktuell prüfen wir im Rahmen einer Machbarkeitsstudie intensiv mögliche Standorte, Lieferketten und Prozesse“, berichtet Walker. In Deutschland strebt der Autohersteller „in naher Zukunft“ auch einen Börsengang an. „Die Erstnotiz“, so Walker, „sollte in Frankfurt sein.“