Wir backen und kochen uns durch die Krise. Auch weil es eine gute Ablenkung ist.
Stuttgart - Zugegeben: Auch wir haben es getan. So wie der Koch Yotam Ottolenghi oder die Autorin Sophie Dahl, so wie gefühlt alle in diesem Internet: Bananenbrot. Man braucht dazu keine Hefe, verbraucht olle Bananen, und wenn das Obst fast schwarz ist, hat es eine Süße, dass es keinen Extrazucker braucht.
Wenn uns alle etwas in dieser Krise verbindet, ist es die Arbeit am Herd. Alle kochen jetzt. Sogar Victoria Beckham, die bekennende Nichtköchin. Sie und ihre Familie haben sich ein Zutatenpaket kommen lassen – jetzt rührt die Modedesignerin Tomatensoße an. Und findet es total „exciting“ – ach, wie aufregend. Ja, Kochen ist das Spannendste, was diese Tage zu bieten haben. Und es lenkt ab: Wem an den Fingern Teig klebt, der checkt sein Smartphone nicht auf neue Schreckensmeldungen.
Manche wundern sich, dass viele jetzt mehr kochen als vorher. Selbst bei Familie Schlemmer wurde bisweilen mindestens einmal am Tag auswärts gegessen: Kantine, Mensa oder eine Brezel auf die Hand. Jetzt werden alle Mahlzeiten zu Hause eingenommen.
Laut der Internetplattform Chefkoch sind die Deutschen dabei gar nicht besonders kreativ. Die Top-5-Liste der meistgesuchten Rezepte nennt Pfannkuchen, Brot, Pizzateig, Käsekuchen und Lasagne.
Kreativ in dieser Krise sind einige Gastronomen. Sie trifft die gesamte Misere unfassbar hart. Viele bieten Essen zum Abholen an, einige kochen für Menschen in systemrelevanten Berufen, andere in den sozialen Medien. Wenn beispielsweise Massimo Bottura aus dem italienischen Modena abends mit seiner Familie in der Küche steht und „Kitchen Quarantine“ ausruft, dann vergisst man für einen kurzen Moment die Gesamtsituation und bekommt neben Hunger gute Laune.
Und wie schreibt Sophie Dahl so treffend: Sie und ihr Mann Jamie Cullum haben weder ein Album oder einen Roman fertiggestellt, noch eine neue Sprache gelernt. Immerhin: Sie haben Bananenbrot gebacken.