Der Name Georg Rodolf Weckherlin dürfte den wenigsten geläufig sein. Doch der Staatsdiener aus Württemberg zählte zu den Prominenten unter den Auswanderern des 17. Jahrhunderts.

Stuttgart - Der Name Georg Rodolf Weckherlin dürfte nicht jedem ohne Weiteres geläufig sein – doch er zählte zu den Prominenten unter den Auswanderern des 17. Jahrhunderts, die Stuttgart den Rücken kehrten. Literaturhistorische Bedeutung erlangte er, weil er als Erster den Versuch unternahm, die deutsche Literatur im Geiste der europäischen Renaissance und der nationalsprachlichen Kunstdichtung zu erneuern. Das jedenfalls sagen Germanisten. Doch außer ihnen kennt den Dichter heutzutage wohl kaum jemand mehr, der im Jahr 1619 während des Dreißigjährigen Kriegs nach England auswanderte – dort aber letztlich nicht die Erfüllung fand und schließlich unglücklich starb.

 

Eigentlich hatte Georg Rodolf Weckherlin (1584 bis 1642) gute Startbedingungen. Er wurde als fünftes Kind eines württembergischen Hofbeamten geboren und besuchte von 1593 bis 1599 das Stuttgarter Pädagogikum, die beste höhere Lehranstalt des Landes. Die Weckherlins genossen einiges Ansehen, der Kaiser Rudolf II. von Habsburg verlieh ihnen im Jahr 1588 den Adelstitel mit einem Wappen – es zeigt einen goldenen Bienenkorb in einem schwarzen Feld.

Von Tübingen in die Welt

Im Alter von 17 Jahren begann er in Tübingen ein Jurastudium und lernte dabei Prinzen kennen aus Brandenburg, Sachsen, Holstein und Hessen, die allesamt am „Collegium illustre“ ihren Horizont erweiterten. Auch der württembergische Erbprinz Johann Friedrich war unter ihnen. Das Netzwerk war geknüpft, das ihm später so einiges erleichtern sollte. Das Examen legte er nicht ab, stattdessen reiste er im Alter von 20 Jahren in der Weltgeschichte umher. Nach Halle, Wittenberg, Leipzig und Magdeburg, in die Urheimat des Luthertums, ins württembergische Mömpelgard, nach Lyon und Orléans und längere Zeit auch nach Paris, wo er wichtige dichterische Anregungen bekam. Drei Jahre weilte er zudem in England.

Im Jahr 1614 kehrte Weckherlin nach Württemberg zurück, und sein Freund und Ex-Kommilitone, der Herzog Johann Friedrich, stellte ihn als seinen Kammersekretär und Hofpoeten ein. Anno 1616 erschien Weckherlins erste Schrift: „Triumf Newlich bei der Fürstl. kindtauf zu Stutgart gehalten“, die Beschreibung der Taufe des Herzogs Friedrich von Württemberg-Neuenstadt. Auch Lob- und Festgedichte sicherten ihm ein gutes Einkommen, so dass er Elisabeth Raworth, die Tochter des Stadtschreibers von Dover, heiraten konnte, die er auf seiner Englandreise kennengelernt hatte.