Es war ein Menschenstrom zur Stadthalle am Sonntagmorgen, als wenn es etwas umsonst gäbe. Das ist immer so beim Neujahrsempfang, aber dieses Jahr war der Andrang noch größer als sonst. Rund 900 Gerlinger wollten aus erster Hand wissen, ob ihr Bürgermeister bei der Wahl am 5. Juli wieder antritt.

Gerlingen - Es war ein Menschenstrom zur Stadthalle am Sonntagmorgen, als wenn es etwas umsonst gäbe. Das ist immer so beim Neujahrsempfang, aber dieses Jahr war der Andrang noch größer als sonst. Rund 900 Gerlinger wollten aus erster Hand wissen, ob ihr Bürgermeister bei der Wahl am 5. Juli wieder antritt. Das hat er vor – und verkündete dies mit den Worten „Sie finden meinen Namen auf dem Stimmzettel“. Georg Brenner hatte seine Entscheidung bereits am 9. Februar in dieser Zeitung durchblicken lassen, wollte sich definitiv aber erst beim Neujahrsempfang äußern. Jetzt ist es also offiziell. Ansonsten drückte Brenner seine Freude darüber aus, dass die Stadt gut dastehe.

 

Der Bürgermeister rückte in seiner Neujahrsrede zunächst Wirtschaftsthemen in den Vordergrund – an der Spitze die Neuansiedlung eines Unternehmens des Bosch-Konzers auf der Schillerhöhe. Unter anderem deswegen werden die Gewerbesteuereinnahmen der Stadt dieses Jahr auf 25 Millionen Euro steigen. Daraus folgten für die Stadt „exzellente Haushaltszahlen und hervorragende Aussichten“, so Brenner. In den vergangenen Jahren seien Hunderte neue Arbeitsplätze entstanden und die Zahl der Einpendler angestiegen. Mit der verfügbaren Kaufkraft pro Kopf liege Gerlingen an der Spitze der Region – aber nur etwa 76 Prozent des Geldes blieben in der Stadt. „Das dürfte etwas mehr sein.“

In diesem Zusammenhang ging der 60-Jährige auf das Stadtmarketing und den Einzelhandel ein. Er sei enttäuscht davon, dass nur sehr wenige Einzelhändler Interesse am Stadtmarketing-Handbuch und an einem neuen Verein hätten, der sich um die Innenstadt kümmern soll – und das bei lautem Jammern über den zunehmenden Internethandel. Und es gebe „viel zu wenig gemeinsame Aktionen zur Kundenbindung“. Oft mangele es an der Beteiligung, der Solidarität oder der Einsicht. „Das muss sich ändern“, sagte Brenner. Dafür lobte er die Hauptamtsleiterin für die lange Einkaufs- und Kulturnacht und den BdS für die regelmäßigen Afterworkpartys auf dem Rathausplatz.

Heftige Kritik richtete Brenner an die Stadt Ditzingen, deren Bürgermeister Ulrich Bahmer anwesend war, in Sachen zweiter Autobahnanschluss. Er wiederholte die Aussagen aus dem Regierungspräsidium und dem Verkehrsministerium, der Anschluss könne nicht genehmigt werden – und hielt den Ditzingern vor, für sie sei die Anschlussstelle nicht vom Tisch. Bahmers Lächeln, das er bei seiner Begrüßung zeigte, schien bei diesen Sätzen Brenners zu gefrieren. Das sei zu hart interpretiert, meinte Bahmer später zu unserer Redaktion – er sei Brenner wegen der Äußerungen aber nicht böse. Dieser müsse die Position seiner Stadt vertreten, „das ist sein Job“.

Brenner verwies noch auf die gut aufgestellte Kinderbetreuung; auf die Flüchtlinge, für die man neue Wohnungen baue; er dankte den Ehrenamtlichen für ihr Engagement, allen voran der Feuerwehr und dem Jugendgemeinderat, den es seit 20 Jahren gibt. Zur Pegida-Bewegung meinte er, er fürchte sich vor fremdenfeindlichen Parolen, die auf Ausgrenzung und Verunglimpfung aus seien. Bei den Nachrichten über die Anschläge in Frankreich habe er „intensiv an unsere Freunde in Vesoul gedacht“. Zu Beginn hatte Brenner an die Freundschaft mit Gefell in Thüringen erinnert: Die neuen Mikrofone der Stadthalle habe man bewusst beim größten Unternehmen der vogtländischen Stadt gekauft.