Warum kommen die Besucher in einen improvisierten Saal und fahren nicht nach Stuttgart oder Leonberg?
Manche sagen, es gebe in Stuttgart Kinos, da haben die Zuschauer Köpfe vorm Gesicht. Da kommen sie lieber zu mir. Und dann haben viele keine Lust, sich ins Auto zu setzen, einen Tiefgaragenplatz zu suchen und dann zum Kino zu laufen. Dann wird dieser improvisierte Rahmen gerne in Kauf genommen. Außerdem ist in den kleineren Städten und Gemeinde für die Besucher auch interessant, wen sie aus ihrem Umfeld beim Kinobesuch zufällig treffen. Das hat für viele einen Treffcharakter. Außerdem finden es viele Eltern wohl auch toll, dass ihre Kinder mit der Straßenbahn nicht in die Großstadt fahren müssen, sondern am Wohnort Filme schauen können. Zudem habe ich vor Ort manchmal Unterstützung etwa durch den Stadtjugendring, der dann die Bewirtung übernimmt. Dann gibt es eine Süßigkeitentheke, die man in keinem Stuttgarter Kino findet. Das ist für Kinder ganz arg wichtig.
Als was sehen Sie sich: als Tante-Emma-Laden mit Kinovollsortiment, der für alle Altersgruppen etwas im Angebot hat?
Ja. Genau. Ich bin ein Tante-Emma-Laden. Vielleicht hat das Wanderkino-Machen auch genetische Gründe. Ich habe mütterlicherseits eine Großmutter, die kommt aus einer Jahrmarktsfamilie. Väterlicherseits habe ich eine Großtante, die bei Dresden vor dem Zweiten Weltkrieg ein Stummfilmkino hatte. Die hat noch selbst Klavier gespielt. Sie war zwar nicht sehr musikalisch, hatte aber ein paar Akkorde gelernt und beherrschte einen dramatischen und einen lustigen Akkord, die sie dann jeweils gespielt hat. Das war so eine Art Kneipenkino. Da ist ein Akt gezeigt worden und dann kam wieder eine Runde Bier und dann war der zweite Akt dran.
Tante-Emma-Läden sind nun aber leider nicht die überlebensfähigsten Geschäftsmodelle. Kann ein mobiles Kino in Zeiten von Blu-ray und Internetstreaming überleben?
Inzwischen glaube ich wieder stärker, dass das geht. Nachdem ich digitalisiert habe, ist die Bildqualität wieder fantastisch.