Er ist der heimliche Held von Stuttgart, das Wahrzeichen der Stadt und einer der wichtigsten Besuchermagnete: der Fernsehturm. Nun ist er geschlossen worden. Eine historische Betrachtung.

Stuttgart - Niemand weiß, ob die Stuttgarter das Modell Ringelsocke auch lieb gewonnen hätten. In den 50er Jahren kursierten Pläne, den Fernsehturm auf der Waldau rot-weiß anzupinseln. So hätte der 211 Meter hohe Antennenmast besser für den Flugverkehr erkennbar werden sollen. Der Stuttgarter Architekt und Erbauer des Turms, Fritz Leonhardt, errichtete dann doch den grauen Betonbau. 2010 kürten die Stuttgarter den Turm in einer Umfrage zum Wahrzeichen der Stadt. Der Beliebtheit tragen T-Shirts oder Postkarten mit dem Fernsehturm-Motiv Rechnung.

 

In den 50er Jahren begleiteten allerdings Debatten den Bau. Zunächst war nur ein Gittermast auf dem Hohen Bopser geplant. Nicht zuletzt der Ästhet Fritz Leonhardt überzeugte dann die Verantwortlichen vom großen Wurf. Das Fernsehen, dessen Übertragungen der Antennenmast ermögliche sollte, steckte noch in den Kinderschuhen. Doch die Planer investierten vorausschauend in den schließlich am 5. Februar 1956 eröffneten Turm.

Der Intendant des damaligen Süddeutschen Rundfunks, Fritz Eberhard, nannte den Fernsehturm dann auch einen Schwabenstreich. „Ich eröffne mit Stolz das zehntgrößte Bauwerk der Erde“, sagte Eberhard bei der Feier am 5. Februar 1956. Natürlich wurden nach 1956 weltweit noch viele Gebäude errichtet, die deutlich höher waren. Allein im Frankfurter Bankenviertel stehen einige Hochhäuser, die höher sind als zweihundert Meter. Dennoch blieb der Stolz der Stuttgarter auf das technische Werk von Fritz Leonhardt und die Freude an der Aussicht. Der Fernsehturm wurde ein beliebtes Ausflugsziel und das, was Besucher aus aller Welt sehen wollen, wenn sie die Stadt besuchen.