In der Nacht, als Konrad Jörger im Jahr 1944 geboren wurde, schlug eine Phosphorbombe in das Haus mit der Nummer 1 ein. Davon ist freilich nicht mehr viel zu sehen heute. Die wenigsten dürften wissen, dass dieses Gebäude zu den ältesten in Untertürkheim zählt.

Untertürkheim - In der Nacht, als Konrad Jörger im Jahr 1944 geboren wurde, schlug eine Phosphorbombe in das Haus mit der Nummer 1 ein. Davon ist freilich nicht mehr viel zu sehen heute. Die wenigsten dürften wissen, dass dieses Gebäude zu den ältesten in Untertürkheim zählt. „Früher floss hier direkt der Neckar vor der Haustür“, sagt Jörger und zeigt eine historische Zeichnung. „Unser Haus ist auf den meisten alten Darstellungen drauf.“ Der Bauunternehmer schätzt, dass sein Zuhause aus dem 13. oder 14. Jahrhundert stammt.

 

Konrad Jörger hat großes Interesse an Geschichtlichem. Er kramt gern historische Bücher und Pläne heraus, und in seinem Wohnzimmer an der Großglocknerstraße hat er eine Wand unverputzt gelassen, die ursprünglichen Balken sind freigelegt. „Da erkennt man die Originalbauweise“, sagt der Bauingenieur, Architekt und Gleisbauer. „Die Balken sind mit dem Beil gearbeitet und zurechtgeschlagen worden.“

Die Entwicklung macht ihm Sorge

Ein Vierteljahrhundert hat Jörger in dem roten Haus verbracht, es ist etwas von der Straße zurückgesetzt. „Hier habe ich geheiratet, und hier bin ich getauft worden“, erzählt der leidenschaftliche Radfahrer und Handballer. In dem kleinen Pavillon gleich vor seinem Haus hat seine Großmutter früher einen Schokoladenladen geführt, während sein Großvater die Gleisbaufirma Jörger leitete.

Die Entwicklung Untertürkheims sieht der Mann mit Sorge: „Ich halte es für ein schönes Örtle“, sagt Konrad Jörger. Aber es gehe zugrunde – obwohl es mitten in einer der wirtschaftsstärksten Region liege. An seiner Heimat hält Jörger so oder so fest. Als seine Mutter vor drei Jahren starb, renovierte er das Haus mit der Nummer 1 und zog in sein Elternhaus. Im Wohnzimmer hängt seine Geburtsanzeige: Seine Eltern hatten „Konrad“ auf die Bombe geschrieben und ein Foto davon gemacht. Ein Bombenkerl aus einer Bombennacht.