Vier Tage lang gab es einen Kleinststaat im Bezirk Sillenbuch: die United States of Scholl. In einem Planspiel testeten die Geschwister-Scholl-Gymnasiasten, was es heißt, einen Staat zu verwalten.

Sillenbuch - Ein geschäftiges Wuseln haben am Samstag die Besucher des Geschwister-Scholl-Gymnasiums miterlebt. Mit dem Projekt „Schule als Staat“ verwandelte sich die Schule vier Tage lang in einen fiktiven Staat mit einem Parlament und Geschäften. Die Schüler sollten auf diese Weise lernen, wie ein Staat funktioniert.

 

Franka Ennerst ist im Stress, denn sie hat einen Staat zu regieren. „Im Mittelpunkt zu stehen, ist gar nicht immer so toll“, sagt die 17-Jährige. Sie ist die Königin, jedenfalls für vier Tage. Denn so lange lief das Projekt „Schule als Staat“ am Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) in Sillenbuch.

Der Stress ist echt

Die ganze Schule verwandelt sich in dieser Zeit in einen Staat – als Planspiel natürlich. „Der Staat ist nur fiktiv, aber der Stress ist echt“, sagt Franka. „United States of Scholl“ – so heißt der Staat des GSG. Die Regierungsform ist eine parlamentarische Monarchie wie in England. An jeder Ecke sind Unternehmen angesiedelt, die von Schülern geleitet werden. Ein Kino zum Beispiel, ein Fotostudio, ein Internetcafé, eine Eheberatung, Restaurants und vieles mehr. Rund 200 Betriebe haben die Schüler gegründet. Und auch die Bildung soll nicht zu kurz kommen. Es gibt eine Universität, an der die Schüler Vorträge halten. Über „Die Entwicklung der Mikey Mouse“ zum Beispiel. Es gibt Kulturförderung und Arbeitslosenhilfe, ein Gericht und verschiedene Parteien, wie in einem echten Staat.

„Die Schüler sind unglaublich engagiert und man merkt, dass sie etwas besser verstehen, wenn sie es selbst ausprobieren können“, sagt Christina Bauer, Lehrerin und Mitglied des Organisationsteams. Der Gewinn, den die Unternehmen im Zeitraum von Mittwoch bis Samstag gemacht haben, wird gespendet. An den Förderverein der Schule, ein Kinderhaus in Nepal und an den Freundeskreis Flüchtlinge. Vor fünf Jahren wurde das Planspiel schon einmal am GSG veranstaltet. „Das war so ein großer Erfolg, dass wir es noch einmal machen wollten“, sagt Christina Bauer. Damals habe die Schule mit den Unternehmen rund 14 000 Euro einnehmen können. „Dieses Projekt bedeutet für Lehrer und Schüler einen großen Organisationsaufwand, aber es lohnt sich“, sagt die Schulleiterin Irmgard Brendgen.

Einen Staat zu regieren, will gelernt sein

Rund 925 Schüler sowie 85 Lehrer sind seit Mittwoch dafür im Einsatz gewesen, fast ein Jahr lang wurde das Projekt geplant. Jeder Schüler muss im Staat täglich sechs Stunden anwesend sein. „Aber viele von ihnen bleiben länger, weil sie so von der Sache begeistert sind“, sagt Brendgen. Vom Fünftklässler bis in die Oberstufe ist jeder Schüler eingespannt. „Jeder tut das, was seinen Fähigkeiten entspricht“, sagt Bauer.

Königin Franka läuft indes stolz an der Seite ihres Gatten, König Fraz I, durch das Schulhaus. „Ich habe jetzt richtig durchschaut, wie ein Parlament funktioniert und wie Gesetze gemacht werden“, sagt sie. Sie wisse nun aber auch, warum Politiker immer so viel diskutieren, denn „einen Staat zu regieren, will gelernt sein“.