Trotz großer Baustellen im Gesundheitssektor treiben die RKH-Kliniken mit großem Aufwand ein Nachhaltigkeitskonzept voran. Wie passt das zusammen?

Volontäre: Maximilian Kroh (kro)

Finanzprobleme, Personalmangel, Überlastung – die Baustellen im Gesundheitssektor sind groß, seit Jahren schon. Das gilt auch für die Regionale Kliniken-Holding (RKH) mit ihren acht Kliniken, unter anderem in Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen. Trotzdem zeigt die RKH einiges Engagement in Sachen Nachhaltigkeit. Erst im März wurde eine neue Stelle geschaffen, seitdem ist Anabel Hirsch die Referentin für Nachhaltigkeitsentwicklung. Am vergangenen Mittwoch sollten den Mitarbeitern zudem auf der Mobilitätsstraße im Foyer des Ludwigsburger Klinikums an verschiedenen Ständen Alternativen zur Anfahrt mit dem Auto vorgestellt werden.

 

„Wir wollen Nachhaltigkeit ganzheitlich denken und ein Gleichgewicht herstellen zwischen wirtschaftlichen, sozialen und Umweltfaktoren“, erklärt Hirsch den Ansatz der RKH. „Wir müssen handeln, das ist Fakt, und wir wollen selbst Verantwortung übernehmen.“ Einen gewichtigen Faktor dabei sieht die RKH beim Thema Mobilität, deshalb sei die Mobilitätsstraße ein wichtiges Anliegen. Mit dabei war dort unter anderem die Twogo-App, die Fahrgemeinschaften für den Anfahrtsweg vermitteln soll. Das Kornwestheimer Fahrrad-Unternehmen Zweiradsport Luithardt warb dagegen für die Nutzung von Leihrädern.

460 Fahrradstellplätze rund ums Klinikum

„Das Fahrrad ist bei uns ein sehr großes Thema“, sagt RKH-Mitarbeiter Jochen Kühn, der die Mobilitätsstraße organisiert hat. „Um das Krankenhaus herum haben wir mehr Abstellplätze für Fahrräder als die Stadt Ludwigsburg in der Innenstadt.“ 460 an der Zahl sind es, im Sommer seien diese voll ausgelastet, deswegen sollen hinter der Klinik sogar noch mehr dazukommen – statt neuen Autoparkplätzen.

Weitere Fortschritte beim Klimaschutz wollen die Kliniken etwa über ein neues Müllkonzept oder umweltfreundlichere Leuchtmittel in den Lampen erzielen. „Ich bin überzeugt davon, dass wir auch mit Veränderungen im Kleinen große Wirkung entfalten können“, sagt Cornelia Frenz, die Leiterin der Nachhaltigkeit- und Gesundheitswerkstatt der RKH Gesundheit.

Entspannungsangebote für Mitarbeitende

Ganzheitliche Nachhaltigkeit bezieht sich von Seiten der RKH nicht nur auf den Klimaschutz, Wert soll auch auf die Gesundheit der Mitarbeitenden gelegt werden. So könne etwa über die Gestaltung attraktiver Arbeitsplätze dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden. Deshalb gebe es beispielsweise Entspannungs- und Yogakurse oder andere Freizeitangebote.

Nur: Wie lässt sich all das finanzieren? Erst Ende März hatten die RKH-Kliniken doch finanzielle Unterstützung durch den Bund gefordert. Gäbe es also nicht dringlichere Probleme? Für die Holding gehen diese Fragen in eine falsche Richtung. „Wer künftig nachhaltiges Handeln wirtschaftlichen Prinzipien unterordnet, wird keinen ökonomischen Mehrwert mehr erzielen“, erklärt RKH-Geschäftsführer Jörg Martin. Kurzfristige Investitionen, langfristige Erträge, so lautet das RKH-Credo. Konkreter wird es in Sachen Finanzierung zwar nicht, doch Frenz und Kühn spüren Rückendeckung von Seiten der Geschäftsführung.

Das habe nicht zuletzt die Schaffung der Stelle von Nachhaltigkeitsreferentin Anabel Hirsch gezeigt. Zudem verweist Cornelia Frenz auf den Nachhaltigkeitsbericht. Der wäre für die RKH erst ab 2025 vorgeschrieben. Vorgelegt hat die Holding ihn zum ersten Mal aber schon in diesem Jahr.