Gesundheit im Landkreis Ludwigsburg Die Kliniken bleiben ein Sorgenkind

Die aktuellen Rahmenbedingungen für die Kliniken in Deutschland sind schlecht. Foto: upixa/Adobe Stock

Der Landkreis Ludwigsburg gleicht in diesem Jahr einen Verlust von rund 13 Millionen Euro aus. Der Landrat sieht ein strukturelles Problem und will prüfen, was in der Zukunft noch leistbar ist.

Ludwigsburg: Sandra Lesacher (sl)

Die Lage der Kliniken im Land ist besorgniserregend. 80 Prozent der Häuser sind defizitär. Dazu gehören auch die Kliniken der Regionale Kliniken Holding (RKH) im Landkreis mit Häusern in Ludwigsburg, Bietigheim und Markgröningen. Die aktuellen Rahmenbedingungen könnten für die Kliniken in Deutschland kaum schlechter sein. Das machte Jörg Martin, Geschäftsführer der RKH Gesundheit, am Freitag im Rahmen eines Gesprächs zum Unternehmensplan 2024 der RKH Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim und später auch in einer Sitzung des Kreistags deutlich.

 

Hintergrund ist die angekündigte, dringend notwendige Krankenhausreform, die ins Stocken geraten ist, die Preisspirale dreht sich weiter und es kommen erschwerend der Fachkräftemangel und überdurchschnittlich hohe krankheitsbedingte Personalausfälle mit entsprechenden Leistungs- und Erlöseinbrüchen hinzu.

Planungen für An- und Neubau auf Eis

In Bietigheim-Bissingen wurde deshalb die Reißleine gezogen und die Planungen für den An- und Neubau auf Eis gelegt. Auch am Krankenhaus in Ludwigsburg sind derzeit nur die notwendigsten Investitionen geplant. Dabei bräuchte die Klinik zusätzliche Mittel, da in den vergangenen zwei bis drei Jahren die Zahl der stationären Patienten zugunsten des ambulanten Bereichs deutlich gesunken ist. Um die bisher stationär behandelten Patienten zukünftig gemeinsam mit den niedergelassenen Ärzten ambulant zu versorgen, wären entsprechende bauliche und strukturellen Anpassungen nötig.

Das Defizit ist nur durch einen Zuschuss durch den Landkreis auszugleichen. 2023 sind das 13 Millionen Euro. „Natürlich“, so der Landrat Dietmar Allgaier, der auch Vorsitzender des Kliniken-Aufsichtsrats ist, „gleicht der Landkreis die Defizite aus. Wir stehen zu der Trägerschaft für unsere Kliniken“, so Allgaier. „Aber wir werden in die Diskussion darüber gehen müssen, was noch leistbar ist und was nicht.“ Der Landrat sieht die Politik in der Pflicht: „Der Gesetzgeber muss schnellstmöglich Eckpunkte festlegen. Wir haben ein strukturelles Problem.“ Ins gleiche Horn stößt Jörg Martin: „Wenn in einer Branche 80 Prozent der Unternehmen Verlust machen, stimmt etwas nicht.“

Ähnlich der Tenor der Kreisräte am Freitag. Zwar segneten sie einstimmig die Unternehmensplanung und den Ausgleich des Millionendefizits ab. Die Worte fielen aber deutlich aus. „Das System steht vor einem Kollaps“, sagte etwa der Marbacher Bürgermeister und Freie-Wähler-Kreisrat Jan Trost. Er forderte, die Zeitarbeit im Gesundheitsbereich zu untersagen. Ralf Trettner, Bürgermeister von Pleidelsheim und für die CDU im Kreistag, drängte auf eine endgültige Entscheidung zum Marbacher Krankenhaus. „Wie zäh und lang quälen wir uns jetzt mit dem Thema herum. Wir müssen endlich einen Knopf dran machen, das kostet uns jährlich eine Million Euro.“

Etwa 4700 Kinder das Licht der Welt erblicken

Fakt ist: Die Kliniken können ihre Versorgungsaufträge ohne die finanziellen Hilfe des Landkreis nicht mehr erfüllen. Nichtsdestoweniger blickt Axel Hechenberger, Kaufmännischer Direktor der RKH Gesundheit mit Stolz auf die Belegschaft. Sie werden 2024 wieder rund 60 000 stationäre und 210 000 ambulante Patienten versorgen. „In den Kreißsälen werden etwa 4700 Kinder das Licht der Landkreiswelt erblicken.“

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