Made in Baden-Württemberg: Konstantin Gropper begeistert mit seinem Bandprojekt Get Well Soon das Publikum im Theaterhaus.

Stuttgarter - Die Bühne ist ein Dschungel aus Licht, getaucht in Rot und Grün, zersiebt von leuchtenden Partikeln – ein unwirklich schönes Szenario, besetzt mit 16 Musikern, unter ihnen Konstantin Gropper, der Erfinder des Musikprojekts Get Well Soon. Er stammt aus Oberschwaben, lebt in Mannheim, ist 36 Jahre alt und das vielleicht ungewöhnlichste Phänomen, das die deutsche Popmusik in jüngerer Zeit hervorgebracht hat. In Stuttgart gibt Gropper das letzte Konzert einer Tournee, mit der er sein aktuelles, sechstes Studioalbum „The Horror“ vorstellt, ein Werk finsterer Lieder, in denen Gitarren selten, aber Holzbläser häufig erklingen, eine chansoneske Suite, die fast zur Filmmusik wird.

 

Gropper spielt im fast ausverkauften Theaterhaus auch Stücke, die den gedämpften Fluss des neuen Albums aufbrechen, in die das Schlagzeug einsteigt, mit denen das nachdenkliche Schwelen zur Party wird; er holt Sam Vance-Law auf die Bühne, den kanadischen Pop-Dandy, der im Vorprogramm spielte, und singt mit ihm. Aber Gropper lässt seine Holzbläser auch atmosphärische Zwischenspiele setzen; er hat auf früheren Alben schon Songs veröffentlicht, die Titel tragen wie „Werner Herzog“ oder „Disney“, und er hat, am frühen Abend, sein Programm verkündet: „Keine Witze, eher Tränen.“

Klangwelt im gedämpften Licht

Er singt zumeist im Bariton und tritt ein in die Klangwelt, die er sich im gedämpften Licht erschafft. „The Horror“ ist das ambitionierteste Werk, das Gropper in seiner zehnjährigen Karriere veröffentlichte; Vergleiche diesseits von Scott Walker stellen sich dazu schlicht nicht mehr ein. Dem Stuttgarter Konzertbesucher bleibt nichts, als sich wieder und wieder zu vergegenwärtigen, dass dieser Musiker, der Pop in große Kunst verwandelt, aus dem eigenen Land stammt. Konstantin Gropper indes, nachdem er mit seiner Big Band den Pfad des neuen Albums abgeschritten hat, singt schwermütig alleine zur Gitarre „Red Nose Day“, steigert sich zuletzt mit seiner Band hinein ins Pathos von „Sold my hands for food so please feed me“, einem Epos seines Debüt-Albums: gewagt all dies, betörend.