Geze war schon immer international ausgerichtet. Welche Rolle spielt der Heimatstandort Leonberg überhaupt noch?
Eine ganz zentrale Rolle. Das sehen Sie alleine daran, dass wir viele Millionen Euro in diesen Standort investieren und erst dieser Tage hier ein neues Entwicklungszentrum eröffnet haben. In Leonberg sitzt das Gehirn des Unternehmens. Wir haben hier nach dem Umzug aus Feuerbach – Stuttgart hatte keine Erweiterungsflächen – klein angefangen. Leonberg war 1959 ein verschlafenes Bauerndorf, die Straße zu unserem ersten Firmengebäude war nicht einmal asphaltiert. Das verbindet.
Aber der Standort hat nicht nur Vorteile. Stichwort: Stauregion Stuttgart!
Keine Frage, die Verkehrsmisere am Leonberger Dreieck macht uns zu schaffen. Lieferanten haben teilweise Probleme, uns zu erreichen. Und manche Bewerber tauchen bei ihren Vorstellungsgesprächen verspätet auf, weil sie aus anderen Gegenden gewohnt sind, viel schneller durchzukommen. Wenn sie sich dann im zweiten Schritt noch auf dem Wohnungsmarkt tummeln und sehen, dass es keine bezahlbaren Angebote gibt, springen manche wieder ab. Das sind keine Einzelfälle.
Dennoch baut Geze den Standort Leonberg millionenschwer aus. Warum?
Das hängt ganz stark mit den Mitarbeitern zusammen, die wir haben und die wir in Süddeutschland, wenn auch manchmal mühsam, doch bekommen. Wer in Baden-Württemberg zur Schule gegangen ist, ausgebildet wurde oder studiert hat, ist meiner Meinung nach häufig besser ausgebildet als andere. Und das ist für uns sehr wertvoll.
Die Welt dreht sich auch in Ihrer Branche schnell. Ist Geze gerüstet für die Zukunft?
Wir stehen im Moment gut da, dürfen uns aber nicht ausruhen. Wir müssen wachsen, um die enormen Herausforderungen in Forschung und Entwicklung bewältigen zu können. Die Digitalisierung verlangt ganz neue Abteilungen, das bedeutet dann auch mehr Personal – und dass das Verhältnis von Personal zu Umsatz ungünstiger wird.
Die eigene Kraft reicht aus, um diese Herausforderungen zu bewältigen?
Finanziell stemmen wir die Expansion aus eigener Kraft, ja. Und am Markt sind wir flexibel: Wir wollen zwar auch dort aus eigener Kraft wachsen, schließen jedoch Zukäufe nicht aus.
Nach 50 Jahren – denken Sie an Abschied?
Ich werde das nicht mehr zehn Jahre lang als geschäftsführende Gesellschafterin machen. Aber zwei Anliegen, die ich für mich behalte, möchte ich noch umsetzen. Erst dann gehe ich in Rente. Wobei sicher ist, dass wir weiter der Familienbetrieb bleiben, der wir seit mehr als 150 Jahren sind.