Die Baller League sorgt für viel Ärger im Amateurfußball, auch Profiklubs schauen genau hin. Bislang geht das umstrittene Konzept auf.

Markus Köppe hat Lukas Podolski immer vergöttert, aber die neue Baller League stellt diese Liebe ernsthaft auf den Prüfstand. „Mein Idol sorgt dafür, dass ich angefressen bin“, sagt der Sportdirektor des Fünftligisten FV Bonn-Endenich. Denn die von Podolski angeführte Hallenliga, die eine neue Art des Fußballs verkörpern will, habe das Klima innerhalb seiner Mannschaft zerstört. So sieht es zumindest Köppe - und er ist damit nicht allein.

 

„Wir haben mit viel Arbeit den Aufstieg in die Mittelrheinliga geschafft. Mit einem Schlag ist alles im Arsch“, sagte Köppe in einem Video, das längst viral gegangen ist. Sein Problem: Bis zu sechs Spieler der Endenicher Stammelf waren am Montagabend in der Baller League im Einsatz. „Die Kabine ist vergiftet“, sagt Köppe: „Einer der Jungs konnte mir am Donnerstag nicht sagen, gegen wen wir am Wochenende spielen.“

Auch wegen der Verletzungsgefahr stellte Köppe seine Spieler vor die Wahl - entweder Baller League in Köln oder Endenich. „Bis auf einen haben alle gesagt, dass sie jetzt bei der Baller League spielen. Da ist in mir etwas zerbrochen“, sagt er. Also trennte sich der Klub von den fünf Spielern. Auch die Ligakonkurrenten Siegburger SV und FC Hennef haben schon Akteure an die benachbarte Hallen-Liga verloren, die deutlich mehr Aufmerksamkeit verspricht.

Aber kann ein Klub seinen Spielern wirklich vorschreiben, was in der Freizeit erlaubt ist? Die Baller League verneint diese Frage, ist aber um einen Austausch bemüht. „Wir wollen, dass die Spieler der Baller League weiter im Verein spielen - auch deswegen sind wir mit allen im Austausch und helfen gerne“, sagte der Gründer Felix Starck dem SID: „Die Baller League hat immer gesagt, dass wir gerne zu den Vereinen koexistieren.“ Der Fußball-Verband Mittelrhein arbeitet derzeit an einer Stellungnahme.

Großes Vorbild ist die spanische Kings League

Konflikte wie diese gehören wohl zu den Geburtsschmerzen der Liga, die erst fünf Spieltage alt ist. Vor allem bei jungen Fans, die kurze Action bei Twitch und TikTok einem 90-minütigen 0:0 im Stadion vorziehen, hat die Baller League bereits eingeschlagen. Im Onlinestream schauen bis zu 900.000 Menschen zu und lieben sowohl das laute, aufgeblähte Drumherum als auch die Sonderregeln auf dem Feld. Wenn in der Schlussphase Volleytore doppelt zählen, erinnert das in der Tat ein wenig an den Bolzplatz.

Großes Vorbild ist die spanische Kings League, die 2022 von Weltmeister Gerard Pique ins Leben gerufen wurde und ein voller Erfolg ist. Zum Final-Turnier im Stadion des FC Barcelona kamen 92.522 Fans - auch, weil Stars wie Ronaldinho und der Ex-Leverkusener Chicharito am Ball waren. Prominenteste Namen der Baller League sind bislang die Liga-Präsidenten Mats Hummels und Podolski, auf dem Rasen kicken Ex-Profis wie Moritz Leitner, Martin Harnik oder Aaron Hunt.

Die ersten Erfolge sind da, die Konflikte mit dem klassischen Fußball ebenso. Das gilt auch für die Profis. Gladbachs Christoph Kramer etwa ist der Manager des Teams „Golden XI“ und steht montags hinter der Bande, Teamkollege Florian Neuhaus war zuletzt als Zuschauer vor Ort. Die Borussia hat zugestimmt, schaut aber genau hin.

„Wir haben mit den Jungs gesprochen, dass es ihr Job ist, sich auf den Fußball in Mönchengladbach zu konzentrieren und zu fokussieren“, sagte Sport-Geschäftsführer Roland Virkus zuletzt bei Sky: „Es ist der freie Tag, trotzdem müssen sie sensibel sein.“