Glasmuseum in Spiegelberg Zartes Glas als Fundament einer ganzen Region

Das Glasmuseum zeigt eine wichtige Facette des Schwäbisch-Fränkischen Waldes. In 25 Glashütten wurde der kostbare Werkstoff einst hergestellt. Am Sonntag ist das kleine Museum im Rathaus geöffnet.
Spiegelberg - Im Grunde genommen ist es dem Hund von Marianne Hasenmayer zu verdanken, dass es das Glasmuseum in Spiegelberg gibt. Er war es nämlich, der vor vielen Jahren auf dem Acker der Familie die erste Scherbe fand. Von da an war Marianne Hasenmayer im Glasfieber. „Ich finde die Verarbeitung dieses kostbaren Werkstoffes sehr faszinierend“, erzählt sie.
Das Holz lockte die Glasmacher an
Auf ihren Streifzügen entlang der Lauter entdeckte sie immer mehr gläserne Bruchstücke, Schmelztiegel und andere Überreste, die von der Vergangenheit einer ganzen Region zeugen: 25 Glashütten gab es zwischen dem 15. und Ende des 19. Jahrhunderts im Schwäbisch-Fränkischen Wald. Denn in den sonst so unwirtlichen Höhenlagen stand eines in Hülle und Fülle zur Verfügung: Holz. Grund genug für die Glasmacher, sich anzusiedeln. „Außerdem war der Rohstoff Quarz in den Stuben- und Kieselsandsteinen ausreichend vorhanden“, erzählt Marianne Hasenmayer.
Die Spiegelbergerin hat sich inzwischen jede Menge Wissen zur Glasgeschichte angelesen und Kartons voller Glaswaren gesammelt. Als 2005 das 300-Jahr-Bestehen von Spiegelberg anstand, stellte sie eine Ausstellung zum Thema Glas zusammen. „Die kam damals so gut an, dass wir sie zu einer Dauerausstellung erweitert haben“, erzählt sie. Seitdem gibt es das Glasmuseum im Erdgeschoss des Spiegelberger Rathauses. Ein passender Ort, denn immerhin hat die Gemeinde ihre Ursprünge in einer Glashütte. 1705 bot der Glasmachermeister Johann Georg Gundelach dem württembergischen Herzog Eberhard Ludwig an, in dem Tal eine Spiegelhütte zu errichten und dort Spiegel zu fertigen – für das Schloss Ludwigsburg, das damals gerade gebaut wurde. Die Spiegelhütte arbeitete zwar nie wirtschaftlich erfolgreich und wurde 1820 schließlich ganz aufgehoben – doch der Name Spiegelberg blieb erhalten.
Einst wurden in Spiegelberg Spiegel hergestellt
Erhalten geblieben ist auch ein Spiegel aus der Glasfabrikation, den Marianne Hasenmayer restaurieren und versiegeln ließ – er enthält nämlich Quecksilber, das früher bei der Spiegelherstellung benutzt wurde. Der Spiegel ist sicher eines der spannendsten Exponate im kleinen, aber feinen Glasmuseum. Die Ausstellung zeigt darüber hinaus zum einen die Rohstoffe und Werkzeuge der Glasmacher. Das Modell einer Glashütte veranschaulicht zudem, wie damals gearbeitet wurde. Zum anderen werden viele Exponate aus dem Waldglas mit seiner typisch grünen Färbung gezeigt – diese bekam das Glas durch das im Sand enthaltene Eisenoxid.
Die verschiedenen Becher und Flaschen geben einen Eindruck von den Modeerscheinungen der Jahrhunderte. Im Laufe der Zeit gelang es, das Waldglas zu entfärben – wie Krüge, Warzenbecher oder andere Modelle aus dem 18. und 19. Jahrhundert zeigen. Landesweit einmalig sind die im Schwäbisch-Fränkischen Wald gefundenen Chevron-Stangen und Perlen-Fragmente aus dem 16. Jahrhundert. Diese Glastechnik hatte ihren Ursprung in Merano. Arbeiten aus dem thüringischen Lauscha demonstrieren, wie die Glasbläser im 20. Jahrhundert gearbeitet haben.
Im Glasmuseum werden zudem immer Sonderausstellungen gezeigt – in diesem Jahr Werke der Glaskünstler Reinhild und Björn Ahston aus Schwäbisch Hall. Sie zeigen noch einmal eindrucksvoll, dass der Werkstoff Glas nichts von seiner faszinierenden Wirkung verloren hat.
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