Im Kreis geht es so rund, dass einem leicht schwindelig wird. Diese Woche: Weihrauch, Myrrhe und Gold, das nicht glänzen will.

Kreis Ludwigsburg - König ist eigentlich der Kunde, daran gibt es in aufgeklärten Konsumkreisen heutzutage nichts mehr zu deuteln. Nur einmal im Jahr kommen dem Konsumkönig diese unsäglichen Sterndeuter aus dem Morgenland in die Quere. Sie sorgen nicht nur dafür, dass ihm der Zutritt zu seinem Reich – den Läden und Malls – verwehrt bleibt, sondern bringen auch noch so altmodisches Zeug wie Gold, Weihrauch und Myrrhe mit.

 

Na gut, mit Gold ist vielleicht noch etwas anzufangen. Aber der Weihrauch kann einem ganz schön auf den Geist gehen. Das hat auch Joachim Wolf, der Bürgermeister von Korntal-Münchingen, zu spüren bekommen. Das Treffen der rund 30 Caspars, Melchiors und Baltasars der Stadt am Montag im Rathaus wurde recht schnell zu einer berau(s)chenden Angelegenheit. Doch Bürgermeister Wolf ließ sich nicht beirren – obwohl er beim Gruppenfoto des Sternsingerempfangs mehrfach husten musste. Eine Begleiterin brachte es auf den Punkt: „Da müssen Könige halt durch.“

Gold will nicht glänzen

Doch Ungekrönte müssen manchmal ebenfalls so einiges aushalten. Auch ganz ohne Weihrauch und Myrrhe: Wir sprechen hier nur von Gold. Von Heiko Gold. Der Handwerksmeister aus Böbingen hatte sich als Kandidat für die Bürgermeisterwahl in Möglingen gemeldet, die am 18. Januar über die Bühne gehen soll. Nur hatte das zunächst niemand bemerkt. Denn das Gemeindepostfach, in das das Mitglied der Partei Nein-Idee seine Bewerbung offenbar rechtzeitig eingeworfen hatte, wurde nach Ablauf der Frist gar nicht mehr kon-trolliert. Während sich Korntal-Münchingen beweihräuchern ließ, hat sich Möglingen also nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Auch wenn böse Zungen nun behaupten könnten, dieser Lapsus sei doch egal. Schließlich wollte Gold gar nicht glänzen: Mitglieder der Nein-Partei nehmen die Ämter, für die sie sich bewerben, aus Prinzip nicht an – selbst wenn sie gewählt werden. Und ein Kreuz vergeblich zu machen, das wäre ja die Krönung! Oder?

Völlig umsonst ist auch der neue Abfallkalender 2015 der Ludwigsburger Abfallverwertungsgesellschaft AVL, der jüngst im ganzen Landkreis verteilt wurde – selbst die App dazu ist kostenlos. Laut AVL gibt es sogar eine passende Import-Funktion für Outlook dazu. Wir wollen uns mitnichten ab-fällig über diesen Service äußern, aber wir fragen uns schon: Was bitte bedeutet das? Landet nun der ganze Müll im Computer? Gibt es da nicht schon genug Müll, um den man sich kümmern muss? Nun, wir vertrauen da einfach mal auf die AVL. Bislang hat sie ihrem Namen ja alle Ehre gemacht.

60 heilige Jungfrauen, 32 Arche Noahs

Das dürfte künftig nicht jeder schaffen. Das lässt zumindest die Statistik der beliebtesten Vornamen 2014 der Stadt Ludwigsburg vermuten: 60-mal – und damit am öftesten – wurden neugeborene Mädchen Marie genannt. Dass sie allesamt in die Fußstapfen ihrer Namenspatronin, der heiligen Jungfrau Maria, treten, ist doch eher unwahrscheinlich. Zumal nach 53 Sophies wieder 30 Marias folgen, die jungfräulich bleiben und heilig werden müssten.

Etwas einfacher könnten es die Jungs haben: Am häufigsten (37-mal) wurde der Name Maximilian vergeben, der nicht auf einen bestimmten Namenspatron zurückzuführen ist. Bezweifelt werden darf allerdings, dass die 32 jungen Noahs alle irgendwann mit einer Arche um die Ecke kommen. Auch die 31 Elias dürften nicht sämtlich zum Propheten werden. Aber was soll’s: Das Kind muss einen Namen haben, werden sich die Eltern gedacht haben. Mindestens: 1006 Neu-Ludwigsburger haben zwei Namen, 69 haben drei und fünf sogar mehr als drei Vornamen.