Heidi Klum modelt nicht nur, sondern singt, tanzt, moderiert – und heiratet einen 16 Jahre jüngeren Mann. Kritik muss die 50-Jährige dafür zuhauf einstecken. Warum sie sich davon in ihrer Rolle als Frau nie beirren ließ, verriet sie nun in einem Interview.
Im schwarzen Cat Suit mit einer großen Sonnenbrille im Gesicht tanzt Heidi Klum zu „Sunglasses at night“ – dem Titelsong der 19. Staffel von GNTM, die kommende Woche beginnt. „Jetzt singt sie auch noch“, hieß es unlängst von Seiten ihrer Kritiker. Dabei ist es nicht das erste, sondern bereits das dritte Lied des Models. In einem ausführlichen Video-Interview mit RadioJAMFM spricht Heidi Klum nun sehr offen über Hass im Internet, der ihr ab und an entgegenschlage – und über Menschen, die so gar nicht an ihren Erfolg glauben wollten.
„Ich glaube, dass es mir nicht gut tut, immer auch negative Sachen lesen zu müssen“, sagt sie. Deshalb habe sie auch die Kommentarfunktion auf ihrem Instagram-Account deaktiviert. Man bleibe auch nicht sehr authentisch, wenn man zu sehr darauf achte, was andere über einen denken könnten. „Hey, du bist 50, warum hast du noch einen Minirock an?“, wurde schon gefragt. Dann denkt sie sich: „Was interessiert die Leute das? Wenn ich dir nicht gefalle, musst du mir doch nicht [auf den sozialen Kanälen] folgen.“ Obwohl ihr Menschen aus ihrem Umfeld abrieten, die Kommentarfunktion zu deaktiveren, da sie möglicherweise viele Follower verlieren werde, habe sie es getan. Denn: „Fans sind deine Fans und die verstehen das auch.“
Gegen Age-Shaming
In Interviews käme des Öfteren die Bemerkung: „Du bist ja 16 Jahre älter als dein Mann?“ Das sei ihr durchaus bekannt, denke sie sich dann. „Mir ist das auch bewusst, dass ich älter bin und älter aussehe.“ Aber: „Das ist unsere Entscheidung.“ Dabei deutet sie auch eine Aussage von Thomas Gottschalk an, welcher dieser in einem Podcast gemacht habe bezüglich der „Fürsorgepflicht“, die Heidi in Anspielung an den großen Altersunterschied gegenüber ihrem Ehemann Tom Kaulitz habe. „Das ist Age-Shaming“, sagt sie. „Nur weil ich 50 bin, fühle ich mich nicht schon halb tot.“. Und betont: „Es würde mir nie einfallen, mich über irgendjemanden so zu äußern.“ Und tatsächlich ist das Model nicht bekannt für despektierliche Aussagen – anders als etwa Thomas Gottschalk, der in seinem Podcast mit Mike Krüger auch schon eine deutliche Spitze gegen Heidis Tochter Leni geschossen hat: „Fürs Modeln war Leni zu klein, aber für Unterhosen hat’s gereicht.“ Heidis Devise, wie sie selbst in diesem Zusammenhang sagt: „Leben und leben lassen.“
„Als Frau will man pleasen“
Dass auch ihr Weg nicht immer mit roten Rosen versehen war, wird ebenfalls in dem Interview deutlich. Aber sie ergriff ihre Chancen. 1992 setzte sie sich in einem von Thomas Gottschalk moderierten Model-Contest unter 25 000 Frauen durch und gewann einen mit 300 000 DM dotierten Modelvertrag. Das Geld bekommt sie nicht auf einen Schlag, sondern arbeitet drei Jahre dafür, um es am Ende unter anderem in eine Immobilie in ihrer Heimat Bergisch Gladbach zu investieren. Nur zwei Jahre später wagt das Model den Sprung über den großen Teich und bleibt für immer in den Vereinigten Staaten. Die 300 000 Euro DM seien für sie ein „super Kick-Start“ gewesen. Doch auch in den USA gebe es nicht nur süße, sondern auch Haifische. „Das war nicht immer einfach.“
Aber ihre Eltern hätten ihr immer beigebracht, den Mund aufzumachen. „Als Frau will man pleasen.“ Man sage schnell zu allem ‚Ja’. Wichtig sei aber auch, zu wissen, dass man auch ,Nein’ sagen. „Das gebe ich auch meinen Kindern mit auf den Weg. Wenn dir etwas nicht gefällt oder du etwas nicht machen möchtest, mach es nicht.“
Früher habe es zudem ein extremes Schubladendenken im Modelbusiness gegeben. So sei sie als „commercial“ Model betrachtet und daher auch oft nur für derartige Projekte gebucht worden. Heute könne jeder die Fühler in alle möglichen Richtungen ausstrecken. Das sei das Schöne an der heutigen Zeit: die Möglichkeit, über den berühmten Tellerrand hinaus nicht nur zu sehen, sondern auch zu springen. Denn: Wer schreibe denn bitteschön vor, dass jemand nur Modeln darf und bitte nicht singen?
Daher habe sie sich auch in ihrer Show schon seit Jahren für Male Models stark gemacht, die nun auch an den Start gehen. Am meisten freue sie sich dabei, dass auch männliche Plus-Size-Models – also Übergrößen-Models – dabei seien, was aktuell noch nicht sehr verbreitet im männlichen Modelgeschäft sei. Am liebsten hätte Heidi wöchentlich zwei getrennte Sendetermine bei ProSieben – einmal für die Damen- und einmal für die Herrenstaffel. „Ich habe die Eier in der Hose gehabt, aber der Sender hatte bislang nicht die Eier in der Hose, mir zwei Tage pro Woche zu geben“, verrät sie. ProSieben wolle erst einmal abwarten, wie die Zuschauer die männlichen Models grundsätzlich annehmen. So gibt es die neue GNTM-Staffel erst einmal wie gewohnt einmal wöchentlich zu sehen. Aber was nicht ist, kann ja bekanntlich noch werden.
„Keep on dreaming“, rät das 50-jährige Model daher anderen Menschen. „Arbeite weiter an dem, was deine Passion ist, denn es ist ganz allein dein Leben. Alle Menschen, die mir damals gesagt haben, du wirst sowieso nie auf der Vogue sein – wenn die Sachen dann doch passieren, ist das ein gutes Gefühl. Man muss nur immer an sich selbst glauben.“