Das Hohenstaufen-Gymnasium muss für geschätzte 16,4 Millionen Euro komplett saniert werden. Es ist der größte Energiefresser der Kommune. Dem Gemeinderat schwant nach den letzten Erfahrungen Schlimmes.

Göppingen - Im Grundsatz sind sich die Stadträte und die Verwaltung einig: Es wird höchste Zeit, das Hohenstaufen-Gymnasium zu sanieren. Die Schule, die vor einiger Zeit zum Kulturdenkmal erhoben wurde (siehe Infokasten), liegt allen Verantwortlichen am Herzen, ein Neubau steht derzeit nicht zur Debatte. An den von der Stadt für die Generalsanierung veranschlagten Kosten haben die Räte freilich schwer zu kauen: rund 16,4 Millionen Euro soll die dringend notwendige energetische Sanierung, die Brandschutzsanierung, die Anpassung der Räume und die Neuinstallation von Leitungen insgesamt verschlingen. Und das ist bisher nur eine Schätzung.

 

Trotzdem hat der Gemeinderat jetzt zugestimmt, die Vorplanung für die Sanierung an das Stuttgarter Büro Behnisch und Lambart zu vergeben. Der Gründer des Büros, der bekannte Architekt Günter Behnisch hat die Schule einst gebaut, das Urheberrecht liegt immer noch in den Händen des Architekturbüros. Deshalb muss die Stadt zumindest die Planungen dem Büro überlassen.

Michael Freche erinnert an das Beispiel Tiefgarage

Die Stadträte betonten in der Debatte einmütig, wie wichtig die Schule für Göppingen sei und dass man durchaus bereit sei, in die Schule zu investieren. Doch, Baudenkmal hin und beliebtes Gymnasium her, viele machen sich Sorgen, dass die Sanierung am Ende deutlich teurer werden könnte, als jetzt veranschlagt. Michael Freche (Lipi) erinnerte etwa an das aktuelle Beispiel der Tiefgarage am Bahnhof. Dort hat die Ausschreibung der Arbeiten 42 Prozent höhere Kosten erbracht als veranschlagt. Barbara Schrade (Grüne) verwies auf eine Schulsanierung in Geislingen, bei der die Kosten sich von 10 auf 20 Millionen Euro verdoppelt hätten. „Es darf keine Kostenfalle sein“, fasste der SPD-Chef Armin Roos zusammen. Der FWG-Fraktionschef Emil Frick forderte eine „ganz präzise Kostenschätzung“.

Die Leiterin des Hochbauamts, Christiane Fitschen, erklärte den Stadträten, dass das Bauamt genau aus diesem Grund plane, die Sanierung in fünf Bauabschnitte aufzuteilen. Dadurch könne man auch während der Bauphase gegensteuern, wenn es zu Überraschungen komme. Insgesamt geht das Bauamt davon aus, dass die Sanierung keine leichte Aufgabe wird. „Wir machen so etwas auch nicht alle Tage“, gab Fitschen zu. Deshalb gebe man bereits jetzt eine Kostenschätzung bei den Planern in Auftrag, wenn die Entwurfsplanung fertig sei, gebe es eine aktualisierte Schätzung. Der Baubürgermeister Helmut Renftle wies darauf hin, dass der jetzige Entschluss noch kein Baubeschluss sei, sondern nur die Zustimmung, die Pläne dafür machen zu lassen. Der Gemeinderat habe also immer noch alles in der Hand.

Der bauliche Zustand schreckt viele Schüler ab

Ohnehin blieb den Stadträten nicht viel übrig, als zuzustimmen. Das Hogy ist unter anderem wegen seiner großen Fensterflächen und der fehlenden Wärmeisolierung seit Jahren der größte Energieverbraucher der Stadt, die anderen Gymnasien verbrauchen nur ein Drittel so viel Energie.

Außerdem schrecke der schlechte bauliche Zustand viele Schüler ab, berichtete die bisherige Schulleiterin Martina Wetzel. Das Konzept überzeuge viele Eltern und Kinder, doch wenn sie die Schule dann besichtigten, sagten viele Kinder: „Hier will ich aber nicht hingehen.“ Ihr liege sehr daran „dass dieses aus meiner Sicht einzigartige Gebäude in Göppingen erhalten bleibt“, appellierte sie an die Stadträte. „Ich würde mich sehr freuen, wenn sie dem Hogy eine Chance geben würden.“

Die hat es jetzt bekommen. Für die Stadträte wird die Entscheidung wohl nicht die letzte teure Schulsanierung sein, mit der sie sich befassen müssen. Auch im Freihof-Gymnasium steht eine Sanierung an. Mitarbeiter des Bauamts erheben dort zur Zeit, was alles gemacht werden muss und wie hoch die Kosten sein werden. Einzelheiten sind bisher noch nicht bekannt.

So manches Schulgebäude wird zum Kulturdenkmal

Geschichte
Die Architektur vieler Schulgebäude zeigt anschaulich, aus welcher Zeit sie stammen und wie damals gebaut wurde. Kein Wunder also, dass dem Regierungspräsidium Stuttgart zufolge 24 Schulgebäude im Kreis Göppingen zu Kulturdenkmälern erklärt wurden, darunter das Hohenstaufen-Gymnasium. In der Stadt stehen außerdem noch die Uhlandschule, das Freihof-Gymnasium, das Mörike-Gymnasium und die Schiller-Schule auf der Liste des Landesdenkmalamts. In der Region Stuttgart sind es 230 Schulgebäude aus unterschiedlichen Zeiten.

Behnisch-Bau
Das Hohenstaufen-Gymnasium, das 1959 eröffnet wurde, ist eines der frühen Bauwerke des renommierten Stuttgarter Architekten Günter Behnisch, dem Schöpfer des berühmten und ebenfalls längst denkmalgeschützten Münchner Olympiastadions. Er hatte sich mit seinem noch jungen Büro auf den damals boomenden Schulbau konzentriert. Das Hogy war sein neuntes Werk und markiert den Übergang von der handwerklichen Bauweise zur Vollmontage industriell gefertigter Baumaterialien. Für diese Technik wurde Behnischs Büro im Laufe der 60er Jahre zum Vorreiter. Mit seiner „klaren Baugestalt“, der „konstruktiven Ehrlichkeit“ und den „sparsam eingesetzten Gestaltungsmitteln“ sei das Schulgebäude zur „funktionalistischen Strömung der Nachkriegsmoderne“ zu zählen, so das Denkmalamt. Behnisch habe auf eine zurückhaltende Gestaltung gesetzt und auf „überkommene Würdeformeln“ verzichtet.