Das Projekt „Stadtoasen“ – Innerörtliche Flächen sollen Jugendlichen als Freiräume zur Verfügung gestellt und in deren Eigenregie verwaltet und organisiert werden.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Es gibt etliche Plätze in Göppingen, die ihren Zweck erfüllen. Doch dieser beschränkt sich meist darauf, dass dort Autos abgestellt werden können. Ulrike Hass, die Leiterin des städtischen Referats Kinder und Jugend, spricht in diesem Zusammenhang von Stadtbrachen, von Arealen also, die von der Bevölkerung nicht für das gesellschaftliche Leben, für die Kommunikation oder für das Zusammenkommen genutzt werden.

 

Um derartige Flächen aufblühen zu lassen, hat sich die städtische Verwaltung ein Projekt ausgeguckt, das sich Stadtoasen nennt und das vor zwei Jahren im oberbayerischen Rosenheim seinen Anfang genommen hat. Dort wurden derartige innerörtliche Flächen nicht als verbotene Zonen ausgewiesen, sondern den Jugendlichen als Freiräume zur Verfügung gestellt, die diese wiederum in eigener Regie und Verantwortung für einen begrenzten Zeitraum ausgestalten und organisieren konnten. Durchgeführt wurde der Modellversuch von der Münchner Gesellschaft Urbanes Wohnen, zu der wiederum der Architekt Jan Weber-Ebnet gehört.

Gemeinsame Erlebnisse schaffen

In Göppingen soll nun im Sommer, gleichfalls unter der Federführung von Weber-Ebnet, der erste Testballon steigen. Dafür wurden einerseits der Schlossplatz und andererseits das Schlosswäldle ausgesucht. Zwei Gebiete, die aus unterschiedlichen Gründen vor sich hindümpeln. Die Gemeinderatsausschüsse für Soziales und Schulen sowie für Umwelt und Technik haben dem Vorhaben bereits ihren Segen erteilt. Auch der Jugendgemeinderat (JGR) sprach sich in seiner jüngsten Sitzung einstimmig dafür aus, die Stadtoasen zumindest einmal auszuprobieren.

Die Sozialbürgermeisterin Gabriele Zull ist eine bekennende Befürworterin des Projekts und machte bereits im JGR deutlich, „dass dieses Projekt, je nachdem, was in den vorhergehenden Ideen-, Planungs- und Arbeitswerkstätten entsteht, die Menschen aller Altersgruppen zusammenbringen und gemeinsame Erlebnisse schaffen kann“. Gleichwohl verhehlte Zull den Jugendräten nicht, dass unter den Anwohnern in der Burgstraße kritische Stimmen laut geworden seien, kaum dass man das Schlosswäldle als Stadtoase ins Gespräch gebracht habe. „Genau diese Diskussion mit den Nachbarn gehört zu dem Projekt aber von Anfang an dazu“, ergänzte sie.

Stadtoasenpremiere auf dem Schlossplatz

Ulrike Haas stieß ins gleiche Horn: „Dass sich die einzelnen Nutzergruppen verständigen, ist ein Bestandteil dieses Modells“, sagte sie. Im Prinzip beginne sogar der Erfolg der Stadtoasen mit diesem Konflikt, weil es darum gehe, Interessen auszuhandeln. „Ein großer Vorteil ist dabei, dass die Nutzung erst einmal ausprobiert werden kann, weil es ja die zeitliche Befristung gibt“, fügte sie hinzu. So habe das Beispiel Rosenheim gezeigt, dass es durch die greifbaren Ergebnisse, und weil Bedenken ausgeräumt werden konnten, zu einem weiterführenden Engagement gekommen sei.

Der Göppinger Schlossplatz ist für die Stadtoasenpremiere ausgewählt worden, weil dort im Herbst ohnehin mit einer Umgestaltung begonnen werden soll. Gespannt blickt deshalb auch die Stadtplanerin Eva Noller auf die heutige Ratsentscheidung: „Wir können hier zwar keine Neugestaltung des Platzes simulieren. Wir können aber sehen, wie es sich anlässt, wenn dort auf einmal statt Autos die Menschen das Sagen haben“, erklärte sie.