Die Stadträte haben zwar einen Lärmaktionsplan für die Stadt Göppingen verabschiedet, doch ihr schärfstes Schwert haben sie stecken lassen: In Holzheim wird es kein nächtliches Fahrverbot für Lastwagen geben – zumindest vorerst.

Göppingen - Mit einem Kompromissvorschlag hat die Firma Wackler erreicht, dass die Stadträte zumindest vorerst auf ein nächtliches Durchfahrverbot für Lastwagen in Holzheim verzichten. Im Gegenzug will das Unternehmen auf die eigenen und die Fahrer von Fremdfirmen einwirken und so erreichen, dass künftig weniger Transporte durch den Göppinger Stadtteil donnern.

 

In einem Gespräch zwischen Vertretern von Wackler und dem Baubürgermeister Helmut Renftle, hatten die Unternehmensvertreter angeboten, dafür zu sorgen, dass die Lastwagenfahrer künftig stärker darauf achten, die jeweils kürzeste Strecke an ihren Zielort zu wählen. Dies, so Renftle, komme dann auch der Umwelt zugute. Offenbar war es bisher bei vielen noch üblich, die seit Jahren gewohnte Strecke durch Holzheim auf die B 10 zu nutzen – egal, ob der Transport in östliche oder westliche Richtung erfolgen sollte. Die Wackler-Vertreter wollen nun dafür sorgen, dass Transporte in Richtung München die neue Strecke in Richtung Schlat und dann Süßen auf die B 10 nehmen, die vor zwei Jahr eröffnet wurde.

Komplette Kehrtwende im Gemeinderat

Die Entscheidung des Gemeinderats in Sachen Holzheim ist eine komplette Kehrtwende. Im Ausschuss zwei Wochen zuvor hatten Stadträte aus allen Fraktionen noch dafür gestimmt, die Anwohner in Holzheim mit einem nächtlichen Durchfahrverbot für Lastwagen zu entlasten, Ausnahmen für Anwohner wie Wackler sollte es nicht geben. Mit gutem Grund, denn eine Verkehrszählung der Stadt hat ergeben, dass in der Zeit von 22 bis 6 Uhr durchschnittlich 1200 Fahrzeuge durch die Holzheimer Ortsdurchfahrt brettern, 120 davon, also zehn Prozent, sind Lastwagen. Die meisten davon dürften die Spedition im Industriegebiet am östlichen Ortsrand zum Ziel haben. Wie viele tatsächlich bei Wackler abbiegen, wurde allerdings nicht erfasst.

Doch die Industrieunternehmen im Kreis reagierten mit erheblichem Widerstand, als die Pläne bekannt wurden. In der Bezirksversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Göppingen etwa sagte der Präsident Wolf Martin, Fahrverbote würden das Lärmproblem nur auf andere Strecken verlagern. Die Betriebe hätten durch Umwege höhere Kosten und die Umwelt werde zusätzlich belastet.

Der Lärmaktionsplan ist weiter geschrumpft

In einem Treffen zwischen Renftle und der Wackler-Führung wurde dann offenbar der jetzt beschlossene Kompromiss ausgehandelt. Entsprechend schlug der Oberbürgermeister Guido Till in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats vor, das Thema Holzheim auszuklammern und abzuwarten, wie sich der Kompromiss auswirke.

Damit ist der Lärmaktionsplan erneut um eine Maßnahme geschrumpft. Schon vor zwei Jahren hatten die Stadträte zum ersten Mal über den Aktionsplan abgestimmt, damals beschloss eine Mehrheit, gegen die Stimmen der Grünen, das an belasteten Strecken wie der Lorcher Straße geplante Tempo 30 zu streichen. Die Stadträte bezweifelten damals, dass solche Geschwindigkeitsbeschränkungen geeignet seien, den Verkehrslärm zu reduzieren.

Fahrverbot in Faurndau

Übrig geblieben und beschlossen ist nun noch ein nächtliches Fahrverbot für Lastwagen (Anwohner ausgenommen) in der St.-Galler-Straße in Faurndau. Allerdings sind in dem Stadtteil Brückensanierungen geplant, wie und ob sich das auf das Nachtfahrverbot auswirkt, ist zurzeit offen. Ein weiteres Fahrverbot auf der Durchfahrtsstraße in Jebenhausen soll erst in Kraft treten, wenn die Ortsumfahrung gebaut ist, was voraussichtlich noch Jahre dauert.

Neben den Fahrverboten will die Stadt sich Jahr für Jahr die Ortsdurchfahrten der Teilorte vornehmen und deren Beläge mit Flüsterasphalt sanieren. Im kommenden Jahr steht Holzheim auf dem Programm. Außerdem ist für das kommende Jahr ein städtisches Zuschussprogramm geplant, mit dem Bürger unterstützt werden, die an Straßenabschnitten wohnen, an denen die Lärmgrenzwerte überschritten werden. Sie können mit Unterstützung der Stadt Schallschutzfenster einbauen lassen. Und die Stadt will das Radfahren und den Nahverkehr fördern, um die Straßen zu entlasten. Bevor der Lärmaktionsplan in Kraft treten kann, muss ihn nun noch das Regierungspräsidium in Stuttgart absegnen.