Rund 10 000 Besucher haben die „Zauberflöte“ in der Werfthalle gesehen. Publikum und Fachleute sind begeistert. Trotzdem müssen die Organisatoren der Staufer-Festspiele um deren Fortbestand bangen.

Göppingen - Seit zwölf Jahren begeistern die Staufer-Festspiele alle zwei Jahre ihr Publikum – zuerst in einem Zirkuszelt mit der Operette „Der Vogelhändler“, später in der Werfthalle mit Produktionen wie „Die Fledermaus“, „Der Zigeunerbaron“ oder „Im weißen Rössl“. In diesem Jahr haben der Intendant Alexander Warmbrunn und seine Mitstreiter mit ihrer ersten Oper, Mozarts „Zauberflöte“, an sieben Aufführungstagen rund 10 000 Besucher in die Werfthalle gelockt. Zur „Kinderzauberflöte" mit dem Sänger, Schauspieler und ehemaligen Tigerenten-Moderator Malte Arkona kamen 1400 junge Zuschauer. Alles bestens, könnte man meinen. Doch das Gegenteil ist der Fall.

 

Weil die Stadt bekanntlich auf ihr Vorkaufsrecht verzichtet hatte, verkaufte der frühere Eigentümer der Werfthalle, der Unternehmer Johannes Krauter, die Spielstätte vor zwei Jahren an die Firma Kleemann, die im Stauferpark erweitert. Das Unternehmen hat die Halle den Festspielen zwar für die aktuelle Produktion zur Verfügung gestellt, aber ob die Festspiele auch für die nächste Spielzeit in zwei Jahren die Werfthalle nutzen dürfen, ist fraglich. Schließlich wird das Unternehmen die Halle irgendwann selbst brauchen – und die Festspiele benötigen die Halle nicht nur für die Aufführungen, sondern schon lange vorher, für die Vorbereitung der Kulissen, der Kostüme und für die Proben.

Internationale Profis und Amateure arbeiten Hand in Hand

Denn bei den Staufer-Festspielen arbeiten bekanntlich international renommierte Profi-Sänger, die die Solistenparts übernehmen, Hand in Hand mit städtischen Chören und Orchestern sowie vielen Ehrenamtlichen, die beispielsweise die Kostüme schneidern und das Bühnenbild und die Kulissen bauen. „Wir wollen Kunst so machen, dass sie Menschen erreicht und berührt“, erklärt Warmbrunn das Konzept.

Diese Kunst zum Anfassen kommt nicht nur beim Publikum und den Mitwirkenden gut an. Bei den Aufführungen der „Zauberflöte“ kassierten die Festspiele auch viel Lob von Fachleuten, die eigens zu der Oper nach Göppingen gekommen waren, darunter die Kulturstaatssekretärin des Landes Petra Olschowski. Sie hat Warmbrunn zufolge den Organisatoren signalisiert, dass die Staufer-Festspiele bestens ins Programm der grün-schwarzen Regierung passten. Dieser sei es ebenfalls wichtig, Kultur für viele Menschen erlebbar zu machen. Demnächst soll es Gespräche in Stuttgart über eine Landesförderung für die Festspiele geben.

Warmbrunn hofft auf den Oberbürgermeister

Das Problem ist allerdings, dass die Landesförderung unter anderem davon abhängt, dass auch die Stadt und der Landkreis ihr Scherflein zum weiteren Gedeihen der Festspiele beitragen. Das haben sie zwar bisher getan, aber all die Zuschüsse, all der Einsatz von Ehrenamtlichen steht auf tönernen Füßen, solange nicht klar ist, wo die künftige Heimat der Festspiele sein wird. „Ich muss jetzt die Solisten für die Aufführungen in zwei Jahren buchen“, berichtet Warmbrunn. Viele hätten bereits Anfragen von anderen Festivals, würden aber gerne in Göppingen auftreten. „Aber ich kann ja niemanden buchen, solange ich nicht weiß, wie und wo es weitergeht.“ Die Stadthalle sei jedenfalls deutlich zu klein.

Warmbrunn hofft deshalb auf den Einsatz des Göppinger Oberbürgermeisters Guido Till. Dieser hatte als Schirmherr der Staufer-Festspiele angekündigt, sich „mit aller Kraft“ für deren Zukunft einzusetzen. Till hat deshalb am Mittwochabend ein Gespräch mit einem Vertreter der Firma Kleemann geführt und sich dafür eingesetzt, dass die Festspiele in der Halle bleiben können. Bei Kleemann will man jetzt über das Thema beraten. Die Stadt rechnet damit, bald eine Antwort zu bekommen.

Eine Zeit lang hatte die Stadt geplant, die Festspiele und andere Veranstaltungen wie Messen und die beliebten Märklintage, die mit dem Verkauf der Werfthalle ebenfalls ihre Heimat verloren haben, in der Alten Gießerei auf dem Boehringer-Areal anzusiedeln. Monatelang war im Gemeinderat von einem Konzept für das alte Industriegelände gesprochen worden, das Wirtschaft und Kultur verbinden sollte. Vor kurzem ist aber bekannt geworden, dass die Stadt plant, die Alte Gießerei nun doch nicht für Kultur zu nutzen, sondern an ein Unternehmen zu verkaufen. Einen Gemeinderatsbeschluss gibt es dazu aber noch nicht.