Am Wochenende und an Feiertagen haben Hausarztpatienten in Göppingen künftig eine feste Anlaufadresse. In der Klinik am Eichert wird eine Notfallpraxis eröffnet.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Wochentags werden auf der Station 03 in der Göppinger Klinik am Eichert, wie das in einer Orthopädischen Ambulanz üblich ist, Gelenkschmerzen oder Rückenleiden behandelt. An den Wochenenden und an den Feiertagen stellen sich dort künftig auch Patienten mit Halsweh und Bauchgrimmen ein. Nach einigem Hin und Her – was an den sich ändernden Konzepten der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) zur Neueinteilung der Notdienstbezirke lag – nimmt die Göppinger Notfallpraxis am nächsten Samstag um 8 Uhr ihren Betrieb auf.

 

16 Dienstbezirke gab es im Stauferkreis bisher, im nächsten Jahr werden es nur noch zwei sein. Landesweit bleiben von 400 Einheiten lediglich 70 übrig, die zudem unter Leitung der KV stehen. Hans-Joachim Dietrich, der Vorsitzende der Göppinger Kreisärzteschaft, sieht in der Zentralisierung nicht nur Nachteile: „Zwar werden die Wege etwas weiter, dafür ist aber eine durchgehende und damit bessere Versorgung der Patienten möglich.“ Zudem habe man für die schwereren Fälle eine direkte Anbindung an die zentrale Notaufnahme des Krankenhauses, fügt er hinzu.

Frick: Notdienste für jeden Arzt reduzieren sich

Auch für die Ärzte werde die Arbeit einfacher, ergänzt der Göppinger Allgemeinmediziner Emil Frick, der sich zusammen mit seinem Kollegen Frank Genske für die zentrale Bereitschaftsdienstlösung am Eichert ins Zeug gelegt hat. „Die Häufigkeit der Dienste wird sich deutlich reduzieren, für die Kollegen aus dem ländlichen Raum noch mehr als für uns Göppinger“, erklärt Frick. Dennoch starten die Ärzte aus der Hohenstaufenstadt erst einmal alleine. Anfang April schließen sich dann die Notfalldienstbezirke Adelberg, Bad Boll, Ebersbach, Eislingen und Uhingen an. „Und um entsprechenden Gerüchten entgegenzutreten: es wird auch weiterhin Hausbesuche geben, auch wenn diese auf ein Minimum beschränkt werden müssen“, betont der Internist Hans-Peter Schmidt.

Hans-Joachim Dietrich ist froh, dass die Kreisärzteschaft das Regiment im Notdienstbezirk behält. „Frick, Genske und der Klinikchef, Professor Jörg Martin, haben es geschafft, dass die KV diese Idee mitträgt.“ Mehr noch, die Kooperation zwischen dem Verein Zentrale Notfallpraxis und der Göppinger Klinik solle möglicherweise als Vorbild dienen, um vorhandene defizitäre Modelle abzulösen, sagt er.

Martin: Dreifache Gewinnsituation

Notwendig für das reibungslose Funktionieren einer Notfallpraxis sei allerdings eine gute Kooperation, wie man sie am Eichert habe, fährt Dietrich fort. Jörg Martin unterstreicht diese Aussage und spricht von einer dreifachen Gewinnsituation: „Der Patient, die Ärzte und wir als Klinik profitieren von dieser Einrichtung, weil alles Hand in Hand geht und weil alle Gerätschaften unmittelbar vorhanden sind.“

Als Geschäftsführer der Alb-Fils-Kliniken bietet Martin den Ärzten im Geislinger Raum eine adäquate Lösung in der Helfenstein-Klinik an. Doch dort wird noch gezögert. „Bei manchen dauert es eine Weile, bis sie von etwas Neuem überzeugt sind“, erklärt Hans-Joachim Dietrich und deutet damit an, dass die Gespräche nicht ganz so einfach seien. Er mahnt die Kollegen aus dem Helfensteiner Land zur Eile: „Bekommen die das nicht selber hin, trifft die KV zum Jahresende eine Entscheidung.“

Termine und Kontakte

Die Notfallpraxis im Erdgeschoss der Klinik am Eichert, Station 03, ist vom nächsten Wochenende an samstags und sonntags sowie an Feiertagen jeweils von 8 Uhr bis 22 Uhr besetzt. In den Nachtstunden übernimmt die Zentrale Notaufnahme der Klinik. Die Notfallpraxis ist unter der Telefonnummer 0 71 61/64 40 80 erreichbar. Zu den Dienstzeiten ist auch die zentrale Notrufnummer 01 80/30 11-2 50 hinzugeschaltet. Über die Nummer der Notfallpraxis werden auch die Hausbesuche organisiert.